29.3.2004

Edgar-Hilsenrath-Archiv in der Akademie der Künste

Der Schriftsteller Edgar Hilsenrath schenkt sein literarisches Archiv der Akademie der Künste. Es umfasst Briefe und Werkmanuskripte, darunter zwölf handschriftliche Ringbücher mit der Urschrift seines ersten Romans "Nacht", eine Reihe unveröffentlichter Texte aus den Jahren 1948 bis 1951 sowie tagebuchartige Aufzeichnungen, die in der Zeit, die er im Ghetto verbringen mußte, entstanden sind.

Der Lebensweg des Autors, der 1926 in Leipzig geboren wurde, ist geprägt von den Entsetzlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Die Familie flüchtete 1938 nach Rumänien, 1941 wurde Edgar Hilsenrath in das von Rumänien für Juden errichtete Ghetto in Moghilew-Podelsk deportiert. Von sowjetischen Truppen im März 1944 befreit, emigrierte er bald darauf nach Palästina, lebte ab 1947 in Frankreich, wanderte dann 1951 in die USA aus.
Seit 1975 hat Edgar Hilsenrath seinen Wohnsitz in Berlin.

Schonungslos und in einer fast naturalistischen Detailtreue erzählt er vom Überlebens- und Todeskampf der Ghettoinsassen und der weitgehenden Dehumanisierung aller Sozialbeziehungen. Seine späteren Texte haben zwar ihre Wurzeln nach wie vor in der eigenen Biographie, die Erzählhaltung jedoch wird distanzierter. Erfahrungen, die Edgar Hilsenrath seit seiner Rückkehr nach Deutschland macht, fasst er in thematisch sehr unterschiedlich ausgerichteten, kabarettistisch pointierten Dialogen zusammen.

Im Rahmen einer Veranstaltung anläßlich seines 78. Geburtstages wird das Archiv am 2. April um 20 Uhr im Clubraum der Akademie der Künste übergeben.
Otto Sander liest aus dem Roman "Jossel Wassermanns Heimkehr" die "Geschichte vom österreichischen Kaiser und vom jüdischen Salzhering". Otto Braun stellt die im Dittrich-Verlag edierte Edgar-Hilsenrath-Werkausgabe vor.

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