Radio Zukunft. Tage der Audiokunst Schnittmuster der Wirklichkeit

Festival

Vier Tage lang, vom 7. bis zum 10. März, bietet das Festival "Radio Zukunft" eine Bestandsaufnahme des Umbruchs, in dem sich die akustischen Erzählformen befinden.

Der Abschlusstag fokussiert unter dem Titel „Schnittmuster der Wirklichkeit“ auf die Technik der Weltwahrnehmung in der Wissenschaft und den Künsten - die immer neuen Ansätze, Welt und Mensch zu zerlegen, zu erfassen und zugleich das Erfasste abzubilden, zu transformieren, zu konstruieren, zu rekonstruieren, zu singen, zu schneiden, zu hören.

Das erste deutschsprachige Hörspiel ‚Die Zauberei auf dem Sender. Versuch einer Rundfunkgroteske’ von Hans Flesch greift bereits im Jahr 1924 das Thema Schnittmuster der Wirklichkeit auf: die das Rationale überschreitende Macht der Medien und den Appell an das ihnen innewohnende Imaginationspotenzial.

Die Hans-Flesch-Gesellschaft lädt Künstler_innen und Wissenschaftler_innen ein, Film, Martenot-Wellen, Flötenklänge und Störsignale im Hinblick auf Paukenhöhlen, Steigbügel, Gänsehaut und Hirnrinden zu durchforsten: Wie ist vergangenes Hören heute vorstellbar? Sind die künstlerischen und programmierenden Möglichkeiten der Schallwelle schon ausgereizt? Wie sah und sieht der Versuch aus, Grenzen auszuloten, über sie hinaus zu denken? Und welcher Plan des rezipierenden und/oder produzierenden Menschen steckt dahinter?

Indem die Vortragenden zurückhorchen, eröffnen sie die Perspektive auf ein neues Hinhören, auf einen auditive turn, der über den digital turn hinausweist.

Kuratorinnen: Barbara Meerkötter, Corinna Volkmann, Marianne Wendt

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Sonntag, 10.3.2013

10 Uhr

Hanseatenweg

ab 10 Uhr. Tagesticket 10 / 5 Euro, Festival-Pass 30 / 15 Euro

Ein Festival der Akademie der Künste und der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit der Hans-Flesch-Gesellschaft

Dokumentation
Radio Zukunft
Programm 10. März
Schnittmuster der Wirklichkeit


Biografien der Teilnehmer
Mitschnitte und Gespräche bei

10.00 Uhr Begrüßung
Barbara Meerkötter, Corinna Volkmann und Marianne Wendt
Moderation: Andreas Feddersen

10.10 Uhr Hörspiel
Das Rätsel der Qualia. Eine Versuchsanordnung in 5.1 Surround
von Sabine Worthmann
HR 2011, 56 Minuten
Karl Lukowski, Drogeriefachberater, ist angeflanscht an das hochpotente Express-35-Brain-Interface. Es ermöglicht die Übertragung komplexer neurophysiologischer Prozesse in 5.1 Surround und 3D. Feinmolekulare Strukturen werden enthüllt, Innengeplapper erlauscht, Ich-Modelle, Gefühle und selbst Träume werden im neuronalen Netz dingfest gemacht. Frau Doktor kreist beim Durchkämmen der Hirnlappen auch die letzten Schlupfwinkel des subjektiven Geistes ein.

11.15 Uhr Gespräch
Sabine Worthmann und Andreas Feddersen Die Hörspielmacherin über den subjektiven Erlebnisgehalt eines mentalen Zustandes

11.40 Uhr Fallstudie und Gespräch
Der Neue Mensch und die Störung. Hans Fleschs Hörspiel Zauberei auf dem Sender von 1924, von und mit Wolfgang Hagen

13.30 Uhr Fallstudie
Claudia Reiche Hirnschnitt
Ein/Schnitte zwischen geschlossenen Augen und offenen Ohren.
Überlegungen zu Dziga Vertovs Tonfilm Enthusiasmus, SU 1930

14.00 Uhr Fallstudie
Marc Ries Tönende Muster
Tönende Muster: Auf der Suche nach dem, was den Menschen von morgen mit der Welt vor dem Menschen, den kommunistischen Menschen mit dem kommunizierenden materiellen Universum vereinigt. Überlegungen zum elektroakustischen Musikinstrument Ondes Martenot (1928) und seiner Allgegenwart.

14.30 Uhr Gespräch
Claudia Reiche und Marc Ries Auditive turn und neues (Hin)hören
Das Akustische im Fokus wissenschaftlicher und künstlerischer Aufmerksamkeit

15.30 Uhr Fallstudie
Tim Daugs Schnittstelle: Neurostreams®- Das erste Gehirnwellenradio der Welt
Webunternehmer Tim Daugs gewährt Einblick in die Welt psychoakustischer Live-Streams.

15.45 Uhr Gesprächskonzert
Dr. med. Eckart Altenmüller Klangschnitt - Warum bewegt uns Musik? Vom Klang zur Gänsehaut

16.30 Uhr Fallstudie
Markus Hübner Struktur als Musik
Über den Einfluss von Politik, Gehirnwellenmustern, Architektur oder Erdbebendaten auf die Komposition

17.00 Uhr Gespräch
Dr. med. Eckart Altenmüller und Markus Hübner Ist Musik die Sprache der Gefühle?
Wie Universalien, Hörbiographie und die Lernfähigkeit des auditiven Systems unsere Wahrnehmung verändern

18.00 Uhr Diskussion
Endschnitt. Wie hörbar ist die Wirklichkeit?
Hörspielmacher_innen der Hans-Flesch-Gesellschaft und ihre Schnittmuster
mit Alfred Behrens, Andreas Bick, Andrea Getto, Ulrich Gerhardt, Barbara Plensat, Antje Vowinckel

19.30 Uhr Live-Performance
Movement#1, von Markus Hübner
Movement#1 ist die inszenierte Vertonung eines Gruppenentwicklungsmodells des amerikanischen Psychologen und Organisationsforschers Bruce W. Tuckmann.


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Radio Zukunft ist ein Festival der Akademie der Künste und der Kulturstiftung des Bundes

In Kooperation mit der Hans-Flesch-Gesellschaft e.V. – Forum für akustische Kunst, unterstützt von der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL)

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