15.11.2016, 18 Uhr

Neuerscheinung: Peter Beauvais. Vielfalt als Konzept

Peter Beauvais. Vielfalt als Konzept. So lautet der Titel der ersten Monographie über den Fernseh-, Theater- und Opernregisseur Peter Beauvais, die in diesen Tagen erscheint und am 24. November am Pariser Platz der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Der Band bildet gleichzeitig den Auftakt zur neuen Buchreihe Fernsehen. Geschichte. Ästhetik, die vom Archiv der Akademie der Künste und der Stiftung Deutsche Kinemathek gemeinsam herausgegeben wird.


Wohl kaum ein anderer Regisseur des deutschen Fernsehens hat in seinem Werk eine derart beeindruckende Breite im Thematischen wie im Ästhetischen aufzuweisen wie Peter Beauvais. Mit seinen vielfältigen Arbeiten prägte er, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, das Medium seit den 1950er Jahren für die folgenden drei Jahrzehnte. Literarische Vorlagen von Arthur Schnitzler, Anton Tschechow und Joseph Roth adaptierte er dabei ebenso wie Werke zeitgenössischer Schriftsteller von Siegfried Lenz und Karin Struck über Adolf Muschg bis Martin Walser. Zudem umfasst sein Œuvre zahlreiche Originalfernsehstoffe von Autoren wie Peter Stripp, Daniel Christoff oder Horst Lommer. Ganz egal ob Kammerspiel oder opulenter Mehrteiler, ob Drama, Komödie, Krimi, Satire, Zeitgeschichte oder Science-fiction: Es gab kaum ein Genre, in dem Peter Beauvais nicht zu Hause gewesen wäre. Titel wie Die Deutschstunde, Im Reservat oder Sommer in Lesmona gehören dabei längst zum unverzichtbaren Kanon deutscher Fernsehgeschichte. Im westdeutschen Kinofilm hingegen konnte Peter Beauvais keine vergleichbaren Akzente setzen. Zu beliebig waren die Stoffe die ihm angeboten wurden, zu bieder die Sehgewohnheiten des Publikums.


Neben seiner Fernseharbeit war Peter Beauvais aber auch auf Theater- und Opernbühnen erfolgreich. Seit Anfang der 1950er Jahre, als er seine Regiekarriere an Werner Fincks Kabarett Die Mausefalle begann, arbeitete er regelmäßig an vielen großen Häusern des In- und Auslandes. Doch wie im Fernsehen ließ er sich auch hier nicht festlegen. Opern von Mozart und Wagner inszenierte er mit der gleichen Perfektion und Hingabe wie Konversationsstücke von Marcel Pagnol oder Peter Ustinow.


Ausgehend von diesem beeindruckenden Spektrum widmen sich die Autorinnen und Autoren der Publikation in mehreren Einzelbeiträgen den ästhetischen Aspekten seines Schaffens und spüren den biographischen Stationen seines Lebens nach. Denn nicht weniger abwechslungsreich als sein Werk liest sich seine Biographie. Als sogenannter Halbjude von den Nationalsozialisten ins Exil getrieben, begann er seine künstlerische Laufbahn in den 1930er Jahren als Kleindarsteller am New Yorker Broadway, ehe er 1945 als Angehöriger der US-Army nach Deutschland zurückkehrte. Als Vernehmer in den Nürnberger Prozessen saß er führenden Nationalsozialisten Auge in Auge gegenüber bevor er Ende der 1940er Jahre als alliierter Theateroffizier Kontakte zur deutschen Theaterszene knüpfen konnte und anschließend seine erfolgreiche Regiekarriere begann.


Anlässlich der Buchvorstellung am 24. November 2016 um 19 Uhr im Plenarsaal am Pariser Platz werden der Schriftsteller Tankred Dorst, der Kameramann Jost Vacano sowie der Produzent und Tatort-Erfinder Gunther Witte über ihre Zusammenarbeit mit Peter Beauvais berichten.

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