27.7.2017, 14 Uhr

Die Akademie der Künste trauert um Gabriel Epstein

Am 25. Juli ist der Architekt und Stadtplaner Gabriel Epstein in seinem 99. Lebensjahr in Paris, seinem Wohnort seit 1990, verstorben. Geboren wurde er am 25. Oktober 1918 in Düsseldorf in eine dort seit Jahrhunderten nachgewiesene Familie als Sohn eines Anwalts. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme floh die Familie über Belgien in das britische Mandatsgebiet Palästina. In Jerusalem wurde Epstein 1937 Lehrling bei Erich Mendelsohn. Im folgenden Jahr ging er zum Studium nach London an die Architectural Association School of Architecture. Bei Kriegsbeginn arbeitete er für mehrere Monate in Palästina im Büro des ebenfalls aus Deutschland emigrierten Architekten Heinz Heinrich Rau, in dem er seinen eigentlichen Lehrmeister fand. Seit 1942 kämpfte er als britischer Soldat und kehrte 1946 in das Vereinigte Königreich zurück, wo er 1949 das Architekturstudium mit Auszeichnung abschloss. Zunächst hatte er einen Ausweis des Mandatsgebiets Palästina, war nach der Gründung Israels 1948 staatenlos und erhielt 1950 die britische Staatsbürgerschaft.

Von 1949 bis zum Ende seines Berufslebens 1986 war er Mitglied des Büros Bridgwater and Shepheard, später Shepheard and Epstein, Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten. Neben zahlreichen Bauten, u. a. in Liverpool, Lancaster, Warwick und London, führten ihn Gastvorlesungen an Universitäten nach Deutschland, Frankreich, Belgien und in die USA. 1963/64 war er Präsident der Architectural Association, London, 1976 Präsident der Franco-British Union of Architects, London. Von 1978 bis zu seiner Emeritierung 1988 lehrte er als Professor an der Universität Stuttgart. Als Planungsberater war er 1991 für die Université des Hauts-de-Seine, 1992 für die Université du Plateau St. Martin und 1992/93 für die Espace Léopold, Brüssel (Gebäudekomplex des Europa-Parlaments) tätig.

Epstein wurde 1970 zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt und nahm bis vor wenigen Jahren lebhaften Anteil an ihrem Geschehen. Besonders in den schwierigen Jahren der Ost-West-Vereinigung 1992/93 war er für den damaligen Präsidenten Walter Jens ein verlässlicher und engagierter Partner. 1996 übergab er sein Werkarchiv der Archivabteilung Baukunst der Akademie der Künste.

Die Akademie ist dankbar, dass Gabriel Epstein ihr Mitglied war.

Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste


Weitere Informationen:
Informationen zum Bestand in der Archivabteilung Baukunst finden Sie hier.