20.11.2018, 14 Uhr

Meinungsvielfalt und Menschenrechte müssen auch in der digitalen Mediengesellschaft geachtet werden: Jeanine Meerapfel eröffnet
6. Urheberrechtskonferenz

Am 19.11.2018 eröffnete Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste, in der Akademie am Pariser Platz die 6. Urheberrechtskonferenz. Die Fachtagung der Initiative Urheberrecht fand diesmal zum Thema „Perspektiven des Urheberrechts im Informationszeitalter" statt. 

Hier können Sie die Begrüßungsrede nachlesen: 

 

Sehr geehrte Frau Staatsministerin Prof. Grütters, liebe Monika,
sehr geehrte Frau Staatssekretärin Wirz,
sehr geehrte Mitglieder des Deutschen Bundestags und des Europäischen Parlaments,
lieber Herr Prof. Pfennig,
liebe Kathrin Röggla und Akademie-Mitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie alle sehr herzlich in der Akademie der Künste und ich möchte – stellvertretend für die über 400 Mitglieder der Akademie der Künste – zuallererst einen Dank aussprechen: einen Dank an die Initiative Urheberrecht, die sich für ein starkes Urheberrecht einsetzt und damit auch für die Existenzgrundlage aller Kreativen, der Künstlerinnen und Künstler.

Am Samstag ging unsere Herbstmitglieder-Versammlung hier in diesem Plenarsaal zu Ende, und vier neue Mitglieder stellten sich den versammelten Künstlern vor, eine Musikerin, ein Bildhauer, ein Architekt und eine Schriftstellerin. Es waren wunderbare Vorstellungen, in denen das Ringen um die genauen Worte, um die genauen Töne, um präzise Beschreibungen von Städtebau, oder von der Arbeit an einer Skulptur deutlich machten, wie nötig es ist, die Arbeit dieser Künstler zu erhalten und zu schützen. Die Schriftstellerin A.L. Kennedy sagte:

„Martin Niemöller hatte recht. Heinrich Heine hatte recht. Primo Levi hatte recht. Und so viele andere. Hüte die Bücher, hüte die Schönheit, hüte die Menschen. Sie wissen. Ansonsten? Vernichtung."

Nichts kann plastischer darstellen, weshalb wir mit ihnen gemeinsam um den Schutz des Urheberrechts ringen.

Die heutige Konferenz findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Urheberrechtsreform der EU, die uns auch in den Vorjahren schon beschäftigt hat, in das entscheidende Stadium tritt. Weitgehend hinter verschlossenen Türen werden Kompromisse ausgehandelt.

Nach den bisherigen Erfahrungen gehen diese meist zu Lasten der kreativen Menschen, der Urheber/innen und Künstler/innen.

Ich bin gespannt, was uns die teilnehmenden Vertreter/innen aus der Politik zu sagen, und was die Wissenschaftler/innen und Künstler/innen beizutragen haben.

Das Hauptthema ist und bleibt die Frage: Wie erreichen wir, dass die Plattformen ihre Gewinne mit denjenigen teilen, deren Werke sie nutzen. Die Plattformen verdienen an der damit verbundenen Werbung Milliarden. Und die Urheber?

Dieses Thema ist mit der EU-Reform nicht erledigt. Sie stellt nur einen ersten Schritt dar. Nach Datenschutz- und Anti-Hass-Gesetz – das die Plattformen dazu gezwungen hat, die Verletzung von Persönlichkeitsrechten zu unterbinden – sollen sie nun das Urheberrecht als wesentliches und lebenserhaltendes Recht der Kreativen achten und anerkennen. Und das bedeutet: sie sollen dafür auch zahlen!

Aber es gibt weitere Themen, die in die Zukunft führen:

Die Macht internationaler Konzerne muss reguliert werden. Die Menschenrechte müssen geachtet, die Meinungsvielfalt und die ungehinderte Kommunikation der Bürgerrinnen und Bürger gesichert und ausgebaut werden. Diese Rechte müssen auch in der digitalen Mediengesellschaft ihre Geltung behalten. Das ist eine grundlegende Voraussetzung zur Stärkung der Demokratie und des Zusammenhalts in Europa. Ohne gegenseitige Achtung, und – ich wiederhole – ohne Zusammenhalt in Europa, wird das nicht gehen.

Die Konferenz wird uns sicherlich auf neue und wichtige Gedanken bringen; ich freue mich, dass neben Jurist/innen und Künstler/innen auch Politiker/innen teilnehmen, die die politische Verantwortung für die Entwicklung der Gesellschaft tragen und uns sagen werden, wie sie sich die Zukunft vorstellen.

In einer Zeit in der unsere eigenen Erfindungen: die Algorithmen und die künstliche Intelligenz, die gesamte Kommunikation zwischen Menschen beeinflussen können, den Menschen selbst zu verändern drohen, brauchen wir dringend klare Visionen für die Zukunft.

Vielen Dank.