15.10.2015, 09 Uhr

Deutsch-israelischer Dramatikerdialog

Dramaturgischer Austausch am 17. Oktober

Vier deutsche und vier israelische Dramatiker sind in diesem Herbst eingeladen, sich in der Akademie der Künste über mehrere Tage hinweg kennenzulernen und künstlerisch auszutauschen. Parallel dazu erarbeiten zwei Regisseure mit Schauspielern und Schauspielstudierenden der Universität der Künste Berlin szenische Lesungen von vier neu ins Deutsche übersetzten hebräischen Stücken. An zwei Veranstaltungstagen werden die Ergebnisse von beidem präsentiert. Die von Jason Danino Holt und Yonatan Levy geschriebenen Stücke werden am 17. Oktober in szenischen Lesungen am Hanseatenweg präsentiert:

 

„Gehäutet” von Jason Danino Holt, (dramaturgische Beratung: Lilach Dekel-Avneri)
Aus dem Hebräischen von Gundula Schiffer

Jason Danino Holt, Foto © Omer Alsheich

Eine männliche Hure am Ende seines Arbeitstages. Er wartet auf den Anruf seines Freundes, der ihn jeden Tag um Mitternacht abholt. Aber diesmal nicht. Diesmal steht plötzlich eine junge Frau vor der Tür, die sagt, dass sie todkrank sei und sich nicht abweisen lässt. Später klingelt es noch einmal, und eine Polizistin überbringt die Nachricht, dass der Freund bei einem Unfall ums Leben gekommen sei. Auch der Vater der jungen Frau kommt vorbei. Jason Danino Holt schickt seine Figuren in Extremsituationen menschlicher Begegnungen. Spielerisch wirft er ihnen Rollen zu und zieht sie als Häute wieder ab. Ein Chor kommentiert das Geschehen und verortet es in einem Raum der Leidenschaft und Chancenlosigkeit. (© deutsche Übersetzung: Gundula Schiffer)

 

Kurzbiografie: Jason Danino Holt geboren 1987 in Israel, lebt in Tel Aviv. Schauspiel- ausbildung an der Thelma Yellin Acting High School 2001 bis 2005, 2006 Filmausbildung bei Ruth Daiches Cinema Studies, Schauspielstudium an der Nissan Nativ Tel Aviv Academy of the Arts 2007 bis 2010. Arbeitet als Dramatiker, Theaterregisseur, Schauspieler, Dokumentarfilmer, Fernsehmoderator und Übersetzer. Zu seinen Theaterstücken gehören „whore” (2014), „Queen Malka” (2013), „Odepalit” (2012), „Heart” (2011) und „Lady Twisted” (2010).

 

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„General Raful und das Meer” von Yonatan Levy
Aus dem Hebräischen von Matthias Naumann

Yonatan Levy, Foto © yonatanlevy

Die Figur des Generals, den Yonatan Levy hier, unterbrochen von lyrischen Passagen, in Zwiesprache mit dem Meer treten lässt, ist an den historischen Generalstabschef Rafael Eitan (1929-2004, genannt Raful,) angelehnt, der unter anderem 1982 den Einmarsch der israelischen Truppen in den Libanon leitete. Nach seinem Rückzug aus der Politik im Jahr 1999 war er für den Ausbau des Hafens von Aschdod südlich von Tel Aviv verantwortlich. 2004 verunglückte er auf der Hafenmole und wurde ins Meer gerissen. Die Ansprache durch die insgesamt sieben Wellen berühren Rafuls Herkunft, seine familiären Tragödien, aber auch Fragen der politischen Schuld und sind eine hoch poetische Auseinandersetzung mit den Traumata des israelischen Alltags. (© deutsche Übersetzung: Matthias Naumann)

 

Kurzbiografie: Yonatan Levy geboren 1974 in Montreal/Kanada, lebt bei Kiryat Tivon/Israel. Er studierte Philosophie und Vergleichende Religionswissenschaft an der Hebräischen Universität in Jerusalem und ist Dramatiker, Lyriker, Übersetzer, Regisseur,
Schauspieler und Lehrer (Mitbegründer einer Waldorfschule in Kiryat Tivon). Sein Stück „Saddam Hussein - A Mystery Play” wurde 2011 beim Acco Festival in den Kategorien „Bestes Stück”, „Beste Musik” und „Zweitbeste Performance” ausgezeichnet. 2014 war die Inszenierung in Yonatan Levys eigener Regie beim Festival Theater der Welt in Mannheim und beim Divadlo Festival in Poznan zu sehen, im April 2015 gastiert die Produktion beim F.I.N.D. - Festival der Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin. „The General and the Sea” wurde im Oktober 2014 mit der Musik von Noam Enbar und in der Regie von Yonatan Levy in der Hazira Performance Art Arena in Tel Aviv uraufgeführt.

 

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