23.11.2016, 17 Uhr

Bernd Alois Zimmermann Gesamtausgabe

Historisch-kritische Ausgabe seiner Werke, Schriften und Briefe

Bernd Alois Zimmermann, Porträt 1954

Bernd Alois Zimmermann gilt als eine der markantesten deutschen Komponistenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Als erstes musikwissenschaftliches Editionsvorhaben für die Musik nach 1945 wird in Kooperation mit der Akademie der Künste, die den Nachlass Zimmermanns verwahrt, eine von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz (AdWL) gemeinsam getragene historisch-kritische Ausgabe der Werke, Schriften und Briefe Zimmermanns erarbeitet.

Die Werke von Bernd Alois Zimmermann (1918-1970) haben nicht nur früh das Interesse der Forschung geweckt, sondern sich weltweit auch außerhalb der auf Neue Musik spezialisierten Kreise im Repertoire durchgesetzt. Allein seine Oper ›Die Soldaten‹ hat trotz immenser aufführungstechnischer Schwierigkeiten seit ihrer Premiere etwa 30 Neueinstudierungen in 14 Ländern auf drei Kontinenten erlebt, davon allein vier innerhalb der letzten zwei Jahre. Seine Wirkung verdankt das Schaffen Zimmermanns einem zugleich Gattungsgrenzen sprengenden und Kunstsparten übergreifenden künstlerischen Ansatz, in dem sich die zentralen, auch zeithistorisch begründeten kompositorischen und ästhetischen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts wie in einem Brennglas bündeln. Zimmermanns seit den 1950er Jahren technisch äußerst avancierte und theoretisch reflektierte Kompositionsweise erlaubte die Integration verschiedenster musikalischer Stile, Genres und Zitate aus den unterschiedlichsten Sphären sowie eine mediale Öffnung.

Auf der Basis einer außerordentlich günstigen Quellenlage – die Quellen sind durch das Werkverzeichnis von Heribert Henrich (Musikarchiv der Akademie der Künste) bereits sehr detailliert erschlossen und fast vollständig in Berlin zugänglich – und in Kooperation mit der Akademie der Künste, die den Nachlass des Komponisten verwahrt, bietet das Vorhaben eine derzeit einmalige Chance zur Entwicklung innovativer philologischer Methoden im Bereich der Musik.

Unter der Leitung der Musikwissenschaftlerin Dörte Schmidt (Universität der Künste Berlin) ist die Gesamtausgabe als Hybrid-Ausgabe geplant: Eine digitale, internetbasierte Edirom-Edition wird die Ansprüche eines vertieften, insbesondere quellenorientierten Forschungsinteresses bedienen und auf die Genese des Gesamtwerkes ausgerichtet sein. Eine herkömmlich in Bänden erscheinende Druckausgabe, die im Verlag Schott-Music erscheint, umfasst alle Informationen, die die kritische Edition für die musikalische Praxis bereitstellt. Das Projekt ist auf 25 Jahre angelegt. Da es sich um ein Projekt zweier Akademien handelt, ist eine Arbeitsstelle an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und eine andere an der Goethe-Universität Frankfurt.

In der Eröffnungsveranstaltung präsentiert sich das Vorhaben mit seinen zentralen Kooperationspartnern, dem Archiv der Akademie der Künste, Berlin, und dem Verlag Schott Music, erstmals der Öffentlichkeit.