31.10.2013

Akademie der Künste startet Programmschwerpunkt „Schwindel der Wirklichkeit“

Veranstaltungen im „Vorbereitungsbüro“ ab 6. November

Für ein Jahr widmet sich die Akademie der Künste dem Thema „Schwindel der Wirklichkeit“. Kaum eine Frage ist in den Künsten so systematisch verhandelt worden wie die nach der Konstruktion und Dekonstruktion von Wirklichkeit. Vor allem die Entwicklung neuer Medien und die interaktiven Möglichkeiten der digitalen Welt haben die Künste und ihr Selbstverständnis grundlegend verändert. Der Schwerpunkt startet am 6. November mit einem „Vorbereitungsbüro“, einer Serie von Veranstaltungen und Debatten, jeweils mittwochs um 17 Uhr, und mündet im Herbst 2014 in eine große Ausstellung.

Nach Fotografie, Film und Video sind es seit den 1990er-Jahren vor allem die digitalen Medien, die die Wahrnehmung von Wirklichkeit verändert haben. Die Digitalisierung betrifft nicht nur die Speicherung, die Vermittlung und die Kommerzialisierung von Kunst, sondern auch die Produktionsweise der Künstler, den künstlerischen Schaffensprozess selbst. Wie reflektieren die Künste die immer neuen technischen Möglichkeiten von Reproduktion, Manipulation und Gestaltung? Wie verhalten sich die Bühne, der Film, der Körper, der Klang, die Stadt, der Raum zu diesen Veränderungen? Welche Ansätze von Aufklärung und Widerstand werden formuliert? Schlüsselbegriffe wie Partizipation und Interaktivität basieren auf dem unausgesprochenen Versprechen der Teilhabe. Doch wie demokratisch ist die digitale Welt? Fragen wie diese bilden den Ausgangspunkt für den kommenden Programmschwerpunkt der Akademie. Der „Schwindel der Wirklichkeit“ wird dabei nicht nur ästhetisch oder künstlerisch behandelt werden, Wirklichkeitsfragen stellen sich immer im Zusammenhang des politischen oder sozialen Raums und erfordern eine ebensolche Auseinandersetzung.

Die für Herbst 2014 geplante Ausstellung stellt künstlerische Strategien und Arbeitsweisen vor, in denen die Wahrnehmung des Betrachters ins Zentrum rückt, das Kunstwerk sich jenseits des Objekthaften gleichsam nur in und durch ihn verwirklicht. Dabei stehen die aktuellen Entwicklungen der Game-Art in einer Tradition künstlerischer Auseinandersetzungen seit den 1960er-Jahren, insbesondere den Closed-Circuit-Videoinstallationen, aber auch der partizipativen Performance-Projekte. Die Schwelle zwischen digitaler Information und analogem Nutzer, zwischen Maschine und Mensch, zwischen Virtualität und Körper ist längst zu einem dialektischen Schlüsselmotiv der Gegenwartskunst geworden. Zur Ausstellung ist ein Metabolisches Büro zur Reparatur von Wirklichkeit geplant, ein Labor, an dem sich alle Kunstgenres beteiligen.

Schon in diesem Jahr startet zum Themenschwerpunkt ein „Vorbereitungsbüro“: Eine mobile Architektur in der Akademie der Künste am Hanseatenweg dient als Arbeitsraum, Bibliothek, Büro und Bühne. Hier finden jeweils mittwochs um 17 Uhr Aktionen, Diskussionen, Performances oder Konzerte statt. Dokumentationen dieser Abende, Materialien zum Thema, Interviews, Filme, Podcasts werden auf der Internetseite zu „Schwindel der Wirklichkeit“ gesammelt und bieten die Möglichkeit, sich online über das Thema zu informieren oder über Facebook, Blog und Twitter mit zu diskutieren. Die ersten Veranstaltungen bestreiten
u.a. Manos Tsangaris, Jeanine Meerapfel, Ulrich Rasche, Christina von Braun, Jutta Brückner, Rolf Hochhuth und Hans-Werner Kroesinger.

Veranstaltungen 2013
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

6. November 2013, 17 Uhr, Eintritt frei
Was ist wirklich? 
Performance und Gespräche mit Manos Tsangaris, Jeanine Meerapfel, Martin Kolmar und René Staritzbichler.

13. November 2013, 17 Uhr, € 5/3
Aus dem Zusammenhang gerissen – Individuum und Chor im Theater
Lecture des Regisseur Ulrich Rasche, anschließend Gespräch mit dem Theaterkritiker Dirk Pilz

27. November 2013, 17 Uhr, Eintritt frei
Geld und Körper: Die Unsichtbarwerdung des Geldes und das Verschwinden des menschlichen Körpers
Vortrag und Gespräch mit Christina von Braun und Jutta Brückner

4. Dezember 2013, 17 Uhr, € 5/3
Dokumentartheater heute: Versuche über die unbekannte Gegenwart
Podiumsgespräch mit Helgard Haug, Rolf Hochhuth, Hans-Werner Kroesinger und Milo Rau
Moderation Thomas Irmer


Projektinformation
Schwindel der Wirklichkeit
November 2013 – November 2014
Akademie der Künste, Hanseatenweg

www.schwindelderwirklichkeit.de
schwindelderwirklichkeit@adk.de

Konzeption
Jutta Brückner, Wulf Herzogenrath, Ulrich Matthes, Jeanine Meerapfel, Ulrich Peltzer, Manos Tsangaris, Wilfried Wang
Projektleitung Johannes Odenthal, im Team mit Simone Demmel, Jörg Feßmann, Evelyn Hansen, Anke Hervol, Petra Kohse, Marion Neumann, Caroline Rehberg, Ulrike Roesen, Carolin Schönemann, Christian Schneegass

Architektur „Vorbereitungsbüro“: maaskant / Ruth Lorenz
Redaktion Internetseite: BUREAU N / Julia Albani und Silke Neumann

Pressekontakt
Julia Albani, BUREAU N
julia.albani@bureau-n.de
Telefon 030 62 73 61 02
Mobil 0176 241 48 131

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