13.12.2017

Akademie der Künste übernimmt Archiv von Emine Sevgi Özdamar

Emine Sevgi Özdamar hat den ersten Teil ihres künstlerischen Vorlasses an das Literaturarchiv der Akademie der Künste übergeben. Dieser umfasst Werk-manuskripte, Notiz- und Skizzenbücher aus ihrer Arbeit an der Volksbühne Berlin und anderen Bühnen seit 1976, Korrespondenz, Material zu Lesereisen, Belegdrucke ihrer Werke, auch in bibliophilen Ausgaben, sowie Sekundärliteratur. Emine Sevgi Özdamar schreibt auf Deutsch, das von ihrer türkischen Muttersprache geprägt ist, Prosa und Dramatik. Ihre Texte, formal wie inhaltlich interkulturell und multi-perspektivisch geprägt, beruhen teils auf auto-biographischer Grundlage. Sie gehen jedoch in ihren Bezügen auf türkische und deutsche Politik und Gesellschaft weit übers Autobiographische hinaus. Özdamar wurde im Frühjahr dieses Jahres zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt.

Emine Sevgi Özdamar, 1946 in Malatya (Türkei) geboren, lebt in Berlin. Während ihres ersten Berlinaufenthalts 1965–1967 arbeitete sie kurzzeitig in einer Elektrofabrik. Anschließend besuchte sie die Schauspielschule in Istanbul bis 1970. Vom Brecht-Theater fasziniert, kam sie 1976 nach Berlin zurück, um bei Benno Besson und Matthias Langhoff zu arbeiten, zunächst an der Volksbühne Berlin (Ost), später auch in Paris. 1979–1984 am Schauspielhaus Bochum engagiert, führte sie dort 1986 Regie bei der Uraufführung ihres ersten Theaterstücks. Theaterarbeit mit Ruth Berghaus, Franz Xaver Kroetz und Einar Schleef folgte. Seit 1986 ist Özdamar freie Schriftstellerin, daneben aber auch noch als Schauspielerin tätig. Ihr Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Werke (Auswahl): Karagöz in Alamania (Theaterstück, 1982); Mutterzunge (Erzählungen, 1990), Das Leben ist eine Karawanserei, hat zwei Türen, aus einer kam ich rein, aus der anderen ging ich raus (Roman, 1992), Die Brücke vom Goldenen Horn (Roman, 1998), Der Hof im Spiegel (Erzählungen, 2001), Seltsame Sterne starren zur Erde. Wedding – Pankow 1976/77 (Roman, 2003), Sonne auf halbem Weg. Die Istanbul-Berlin-Trilogie (enthält: Das Leben ist eine Karawanserei, Die Brücke vom Goldenen Horn, Sonne auf halbem Weg, 2006).
Auszeichnungen (Auswahl): 1991 Ingeborg-Bachmann-Preis, 1993 Walter-Hasenclever-Preis der Stadt Aachen, 1999 Adelbert-von-Chamisso-Preis,
2004 Kleist-Preis, 2009 Kunstpreis Berlin / Fontane-Preis, 2010 Carl-Zuckmayer-Medaille, 2012 Alice Salomon Poetik Preis. Gastprofessuren in Hamburg, New York und Paris (Sorbonne).

Für Rückfragen
Helga Neumann, Literaturarchiv, Tel. 030 200 57-32 29, helga.neumann@adk.de