27.8.2018

Akademie der Künste trauert um Kazimierz Karabasz

In der Nacht vom 10. auf den 11. August 2018 ist der Dokumentarfilmer, Autor und Professor Kazimierz Karabasz im Alter von 88 Jahren in Warschau gestorben. Karabasz war der Doyen der legendären „polnischen Schule" des Nachkriegsdokumentarfilms, auch „Karabasz-Schule" genannt. Sein Credo lautete, der Dokumentarist solle nicht eingreifen, nicht inszenieren, sondern sich ganz der Abbildung des Alltags und des Lebens der kleinen Leute widmen, den Menschen, die durch seine Filme groß wurden. Geboren am 6. Mai 1930 in Bydgoszcz, besuchte er 1956 die Filmhochschule Łódź, wo er später selber Lehrer wurde. Er arbeitete für das Dokumentarfilmstudio Warschau, drehte über 30 Filme unterschiedlicher Länge und veröffentlichte Texte zum Dokumentarfilm.

Barbara und Winfried Junge, Dokumentaristen und Mitglieder der Akademie der Künste, über Kazimierz Karabasz:

„Seine Kamera entdeckte unbekannte Menschen in ihrem Alltag und machte diesen in bekennerischem Schwarzweiß authentisch und sensibel erlebbar. Karabasz hatte also bereits einen Namen, als wir, die ersten Absolventen der Babelsberger Filmhochschule, zur Internationalen Leipziger Dokwoche 1960 seinen Film Musikanten sahen, diese rührend komische Probenstudie eines Blasorchesters Warschauer Straßenbahner, die den ‚Großen Preis' gewann. Jahre später erst lernten wir ihn persönlich in Leipzig kennen, einen ganz und gar bescheidenen, zurückhaltenden, nachdenklichen Mann und genauen Beobachter jedweder Situation, der neugierig war auf den Anderen und mit Fragen auf ihn zuging. Zusammen mit Klaus Wildenhahn, dem Senior der deutschen Dokumentaristen, initiierten wir im Jahr 1999, dass Karabasz zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt wurde. Es bedeutete ihm, wie er bekundete, viel, als Gleicher unter Gleichen dabei sein zu können."

Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.

Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste

Barbara und Winfried Junge
Mitglieder der Sektion Film- und Medienkunst