Margit Saad "Archivfenster" Gespräch anläßlich der Archiveröffnung

Archiveröffnung

Nach einer erfolgreichen Karriere als Filmschauspielerin in den 1950er und 1960er Jahren wechselte Margit Saad 1971 hinter die Kamera und wurde Filmemacherin. Zunächst drehte sie Reportagen und Dokumentationen wie „Milena Jesenská – mehr als nur Kafkas Freundin“ (1981). Später folgten eindrucksvolle Literaturverfilmungen wie „Die Geschichte vom guten alten Herrn und dem schönen Mädchen“ (1985) und „Die Erzählung der Magd Zerline“ (1990).
Vor kurzem hat Margit Saad der Akademie der Künste ihr Archiv geschenkt. Aus dem reichhaltigen Fundus an Fotos, Korrespondenzen und Regieunterlagen werden erstmals interessante Dokumente im „Archivfenster“, einer Vitrinenpräsentation, öffentlich gezeigt.
Anlässlich der Archiveröffnung spricht Hans Helmut Prinzler mit Margit Saad über ihren Weg von der Schauspielerin zur Filmemacherin.

Mittwoch, 19.2.2014

20 Uhr

Pariser Platz

Plenarsaal

Gespräch mit Hans Helmut Prinzler und Margit Saad.

Eintritt frei

Dokumentation

Pressemitteilung

Akademie der Künste eröffnet das Margit-Saad-Archiv Veranstaltung am 19. Februar 2014, Pariser Platz

Die Schauspielerin und Regisseurin Margit Saad-Ponnelle hat der Akademie der Künste ihr künstlerisches Archiv geschenkt. Es wird am Mittwoch, den 19. Februar, um 20 Uhr mit einem Gespräch zwischen Margit Saad und dem Filmhistoriker Hans Helmut Prinzler eröffnet; eine Auswahl aus ihren Archivbeständen ist noch bis zum 27. März in einer Vitrinenpräsentation in der Akademie am Pariser Platz zu sehen.

Nach der Ausbildung an der Münchner Falckenbergschule, ersten Filmrollen und zwei Jahren am Düsseldorfer Kabarett Kom(m)ödchen spielte Margit Saad in den 1950er Jahren viele Hauptrollen in deutschen und österreichischen Filmen wie Der Zigeunerbaron (1954), Peter Voss, der Millionendieb (1958) und Paradies der Matrosen (1959), u. a. an der Seite von Johannes Heesters, O. W. Fischer, Karlheinz Böhm und Peter Kraus. In den 1960er Jahren wirkte sie auch in internationalen Produktionen mit wie The Criminal (1960) von Joseph Losey, The Magnificent Two (1966) von Cliff Owen oder The Last Escape (1968/69) von Walter Grauman. Daneben gastierte sie an Theatern in Stuttgart, Wien und München. In Baden-Baden spielte sie 1961 die Irma la Douce mit Harald Juhnke als Partner in der deutschen Erstaufführung des Musicals.

1972 begann Margit Saad als Filmregisseurin ihre zweite Karriere. Dieses Oeuvre umfasst Dokumentarfilme wie Milena Jesenská – Mehr als Kafkas Freundin (1980), Fernsehfilme wie Abenteuer aus dem Englischen Garten nach Marieluise Fleißer sowie weitere Literaturverfilmungen, zu denen sie meist das Drehbuch selber schrieb. Mit Die Geschichte vom guten alten Herrn und dem schönen Mädchen (1985) nach Italo Svevo wurde sie zum 30. San Francisco International Filmfestival eingeladen, Leslie Malton erhielt den Deutschen Darstellerpreis. 1990 verfilmte sie Hermann Brochs Die Erzählung der Magd Zerline mit Christa Berndl in der Hauptrolle.

Margit Saad war seit 1957 mit dem 1988 verstorbenen Bühnenbildner und Regisseur Jean-Pierre Ponnelle verheiratet. 1999 schenkte sie der Akademie der Künste den künstlerischen Nachlass Ponnelles und war maßgeblich an der Publikation über sein Lebenswerk beteiligt, welche die große Ponnelle-Ausstellung der Akademie im Jahr 2002 begleitete. 2011 schenkte sie der Akademie der Künste ihr eigenes künstlerisches Archiv, das nunmehr der interessierten Öffentlichkeit zu Verfügung steht.

Das Margit-Saad-Archiv umfasst 6 laufende Meter Archivalien. Zu ihrer Schauspielerinnen-Karriere enthält es Werk- und Szenenfotos (u. a. mit Hans Albers, O. W. Fischer, Lil Dagover, Johannes Heesters, Peter Kraus), Fotos von Filmbällen und -festivals (u. a. mit Romy Schneider, Ivan Desny, Winnie Markus) sowie Verträge, umfangreiches Pressematerial, Titelseitenfotos und Fanpost. Zu Saads Regiearbeit liegen detaillierte Unterlagen vor; Dreh- und Regiebücher belegen eine intensive und sorgfältige Arbeit am Text und mit Szenenabläufen. Hinzu kommen Kritiken, Arbeitsmaterialien sowie Dokumentationen über verschiedene Filmfestivals. Der Briefbestand enthält Korrespondenz, u. a. mit Helmut Käutner, Winnie Markus, Joseph Losey, Peer Schmidt, Helmut Weiss, Ralph Maria Siegel, Senta Berger, Gyula Trebitsch, Paul Kohner, Wolfgang Lukschy, Marcel Ophüls, Curt Riess, Karl-Heinz Stroux, Robert Siodmak, Hark Bohm, Regina Ziegler, Elisabeth Trissenaar, Gena Rowlands.  

 

Kurzbiografie

1929 Margit Daisy Saad wird in München als Tochter der Düsseldorfer Sprachlehrerin Agnes Saad, geb. Diepgen, und des libanesischen Sprachwissenschaftlers Fuad Jabbour Saad geboren.

1947 Nach dem Abitur beginnt sie eine Lehre im Keramikhandwerk. Sie bricht die Lehre nach eineinhalb Jahren ab.

1949 Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule. Margit Saad wird von der Fotografin Regina Relang entdeckt, arbeitet als Fotomodell und kann damit die Schauspielschule finanzieren.

1952 Nach winzigen Filmauftritten und Werbefilmen spielt Margit Saad neben Olga Tschechowa ihre erste größere Rolle in dem Film Hinter Klostermauern.

Kay Lorentz engagiert sie für fast 2 Jahre an sein Düsseldorfer Kom(m)ödchen.

1953 Der Herzog-Filmverleih nimmt Margit Saad unter Vertrag. Ihre erste Rolle für die Firma spielt sie in Robert Stemmles musikalischer Romanze Südliche Nächte. Es folgen viele Hauptrollen in deutschen und österreichischen Filmen wie Hab' ich nur Deine Liebe (1953), Der Zigeunerbaron (1954), Peter Voss, der Millionendieb (1958), u. a. an der Seite von O. W. Fischer, Johannes Heesters und Karlheinz Böhm.

1957 Margit Saad und Jean-Pierre Ponnelle, französischer Bühnenbildner und Regisseur, heiraten in Berlin. Der gemeinsame Sohn Pierre Dominique, Dirigent und Komponist, wird im gleichen Jahr geboren.

1959 Ihr Mann Jean-Pierre Ponnelle muss für zweieinhalb Jahre zum Militär und in den Algerienkrieg.

1960 Sie spielt in internationalen Filmen wie The Criminal (1960) von Joseph Losey, The Magnificent Two (1966) von Cliff Owen und The Last Escape (1968/69) von Walter Grauman. Daneben gastiert sie an verschiedenen Theatern in Stuttgart, Wien und München. In Baden-Baden spielt sie 1961 in der deutschen Erstaufführung die Irma la Douce mit Harald Juhnke als Partner.

1972 Nach einer Berufspause aus familiären Gründen entschließt sich Margit Saad Regisseurin zu werden. In Ulrich Kienzles Redaktion beim Süddeutschen Rundfunk Stuttgart arbeitet sie als Volontärin und dreht ihre ersten Magazinbeiträge. Für den Bayerischen Rundfunk wird sie Mitbegründerin des Magazins Kein Kommentar, dreht Dokumentationen, Reportagen, Porträts, u. a. über Johannes Vogt, den Erfinder des Lichttonfilms, oder Milena Jesenská - Mehr als Kafkas Freundin (1980) und schließlich Fernsehfilme, insbesondere Literaturverfilmungen.

1982 Die erste Literaturverfilmung entsteht nach Marieluise Fleißers Abenteuer aus dem Englischen Garten. Werner Stocker spielt die Hauptrolle und erhält vom Regieverband den Deutschen Darstellerpreis. Es folgen weitere Filme wie Die Geschichte vom guten alten Herrn und dem schönen Mädchen nach dem Schriftsteller Italo Svevo. Peter Pasetti spielt seine schönste und letzte Altersrolle darin, das „schöne Mädchen“ ist Leslie Malton, die für diese Rolle den Deutschen Darstellerpreis erhält. 1987 wird Margit Saad mit dem Film zum 30. San Francisco Filmfestival eingeladen. Die Kritik lobt vor allem Margit Saads Schauspielerführung. Ihre Drehbücher schreibt sie selbst, oft zusammen mit Co-Autoren. Auch am Theater inszeniert sie, z. B. 1987 in Bern Biografie - ein Spiel von Max Frisch.

1988 Ihr Mann Jean-Pierre Ponnelle stirbt in München

1990 Margit Saad dreht Die Erzählung der Magd Zerline nach Hermann Broch mit der brillanten Christa Berndl, neben ihr Axel Milberg und Leslie Malton. Wie auch schon in den Jahren zuvor ist sie als Journalistin tätig und veröffentlicht mehrere Porträts, u. a. über Grete Weil, Marieluise Fleißer und Robert Wilson. Weitere Filmprojekte, zu denen Margit Saad die Drehbücher schreibt, werden in der veränderten kulturpolitischen Situation bei den Fernsehsendern jedoch nicht mehr produziert.

1999 Margit Saad schenkt der Akademie der Künste den künstlerischen Nachlass ihres Mannes. Dank ihrer Mitwirkung entsteht 2002 ein Buch über das Lebenswerk Jean-Pierre Ponnelles.

2011 Margit Saad schenkt der Akademie der Künste ihr künstlerisches Archiv.

 

Veranstaltungshinweis

Mittwoch, 19. Februar 2014, 20 Uhr Hans Helmut Prinzler im Gespräch mit Margit Saad Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin Eintritt frei