Schülerprojekte

100 Schüler - 10 Mitglieder

11. Juni 2008 -- Susanne Linke und Carl-von-Ossietzky-Oberschule Berlin

„Es ist eine Tortur, aber es macht Spaß!“

Zusammen mit Mareike Franz und einer weiteren Tänzerin probte Susanne Linke SCHRITTE VERFOLGEN II in der Akademie der Künste Berlin. Ihre eigene Biographie, die von dem ständigen Widerspruch zwischen Selbstzweifeln und Darstellungslust erzählt; hat sie in diesem Stück choreographisch und tänzerisch verarbeitet. Nach der Probe war genug Zeit für Fragen. Zeynep und Esra haben an der Probe zu Schritte verfolgen II teilgenommen und Susanne Linke anschließend interviewt.

„Schritte verfolgen“ erzählt ihre Lebensgeschichte. Welche Emotionen standen damals im Vordergrund ihrer Choreographie und welche sind es in „Schritte verfolgen II“?
Ich hatte immer Gefühl, dass es etwas Unperfektes an mir gab. Durch meine Sprachbehinderung als Kind wurde mein Körper zu meinem wichtigsten Ausdruckmittel. Die Emotionen sind damals wie heute dieselben: Verzweiflung und Unsicherheit, aber auch Befreiung. Der Tanz ist eine "große Lebensreise"
 
Sind Sie nach so langen Jahren der Erfahrung immer noch aufgeregt vor den Auftritten?
Ja, ich verspüre noch immer große Aufregung. Aber diese innere Vibration macht die Spannung. (…) Es ist wie ein Gang durch die Hölle während der Vorstellung. Wenn das Publikum klatscht, ist es der Himmel auf Erden. Für dieses Erlebnis ist jedoch präzises Training nötig. Man muss sich beim Tanzen mit einem bestimmten Geist, mit einer bestimmten Vorstellung bewegen und die Bewegung mit dem ganzen Körper durchführen.
 
Was bedeutet der Unterschied zwischen Tanz und Performance?
Tanz ist Technik, Performance ist Darstellung.
 
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Aus verschiedenen Situationen mit Menschen, Begegnungen, Reisen in andere Länder (USA, Italien, Frankreich, Israel) und aus den Bewegungen von Mary Wigman.

...und das sagen die Schüler...

Zeynep Susanne Linke hat mich auf einer ganz besonderen Art beeindruckt. Die Energie, die sie in dem Alter ausstrahlt, ist unglaublich positiv. Eine Frau mit so viel Power, die das, was sie macht, mit Leidenschaft macht. Nach so vielen Auftritten und Erfolgen, kann man immer noch etwas Aufregung erkennen. Ich denke, die weiteren drei Tänzer haben die positive Energie von Susanne Linke übernommen, denn auch sie haben in der Probe eine extrem positive Ausstrahlung gehabt.

Esra Vorab muss ich sagen, dass es mir ziemlich schwer fällt, meine Eindrücke in Worte zu fassen, da mich die Konzentration, das Niveau, die Professionalität, die Ausstrahlung, die Ästhetik und auch die Leidenschaft, die ich gesehen habe, so sehr beeindruckt hat, dass die Worte, die ich dafür benutze nicht ausreichen, um meine Eindrücke beschreiben zu können.
Als ich mir die Probe ansah, war ich erstmal beeindruckt von der hohen Konzentration mit der Susanne Linke und die anderen drei arbeiten. Die Intensität, die man als Zuschauer in der Probe, wie auch im eigentlichen Stück spüren konnte, war unglaublich. Zu Susanne Linke ist zu sagen, dass sie wirklich eine prägende und hochgradig interessante Persönlichkeit besitzt. Sie strahlt so viel Liebe und Wärme aus, für das, was sie tut.
Man spürt als Zuschauer die Leidenschaft und ich denke, dass allein aus dieser Leidenschaft heraus das Stück die Macht besaß, den Zuschauer zu fesseln und nicht mehr loszulassen. Die Musik und die Bilder waren so abwechslungsreich und haben so viel Spannung aufgebaut, dass es nie langweilig wurde. Es war so inspirativ, dass in meinem Kopf Bilder geschaffen wurden, die es mir ermöglichten, eine Geschichte zu verfolgen; eine Geschichte, die allein durch Musik, Emotionen und eine Choreographie Gestalt angenommen hat.

SCHRITTE VERFOLGEN II - Rekonstruktion und Weitergabe

Ein Tanzprojekt von Susanne Linke

"1985 entstand mit dem Solo Schritte verfolgen eine ihrer persönlichsten Arbeiten, die neben der autobiographischen Auseinandersetzung auch ihr künstlerisches Credo vermittelt:

Die eigenen Schritte verfolgen heißt hier beides – Entwicklung und gleichzeitig die permanente Möglichkeit zum Neuanfang. So geht Susanne Linke Schritte zurück in die eigene Kindheit, und von dort wieder zurück in die Gegenwart. Eine Gegenwart, die auch ihr aktuelles Bühnen-Dasein thematisiert.
Gemeinsam mit drei weiteren Tänzerinnen entsteht eine Biographie der Körper, die auch von dem ständigen Widerspruch zwischen Selbstzweifeln und Darstellungslust erzählt. Aber auch vom Prozess des Alterns als Erfahrung körperlicher Veränderungen- und als befreienden Vorgang des Reifens.

In der choreografischen Laufbahn von Susanne Linke war Schritte verfolgen eine entscheidende Station, die zugleich für die von ihr entwickelte Form eines tänzerisch bestimmten, auf sprachliche Mittel verzichtenden Tanztheaters eine charakteristische Bedeutung hat."
(Auszug Pressetext)

Fotos: Miriam Papastefanou