5.4.2024, 17 Uhr

Stellungnahme der Sektion Baukunst der Akademie der Künste zur geplanten Schließung des Kaufhauses Galeries Lafayette in Berlin

Wie die Presse berichtet, wird die geplante Schließung der Galeries Lafayette in der Berliner Friedrichstraße auf den 31. Juli dieses Jahres vorgezogen. Damit bekommt die Diskussion um die Nachnutzung des Gebäudes von Jean Nouvel eine neue Dringlichkeit. Als Mitglieder der Sektion Baukunst der Akademie der Künste rufen wir dazu auf, vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung die vom Kultursenator Joe Chialo angestoßene Debatte zur Umnutzung des Kaufhauses als neuen Sitz der Zentral- und Landesbibliothek Berlin ernsthaft fortzuführen. Die Sektion Baukunst der Akademie der Künste bietet sich mit ihrer internationalen Expertise als neutrale Plattform dafür an. Am Beispiel der Galeries Lafayette lassen sich schließlich einige der wichtigsten Themen des heutigen Architektur- und Stadtdiskurses öffentlich verhandeln:

  1. Ressourcenschonung durch Umnutzung und Umbau ist das klimapolitische Gebot der Stunde. Dadurch lässt sich verhindern, dass immer mehr Rohstoffe verbaut werden und der ökologische Fußabdruck durch Bodenversiegelung, Ressourcen- und Artenschwund immer mehr zunimmt. Auch die bereits verbaute „graue“ Energie kann auf diese Weise bewahrt werden. Daher stehen Architekt*innen sowie Bauherr*innen in der Verantwortung, mit vorhandener Bausubstanz verantwortungsvoll umzugehen.
  2. Die Verödung der Innenstädte durch sich veränderndes Nutzungs- und Konsumverhalten ruft nach neuen Konzepten der Belebung des öffentlichen Raums. Die Galeries Lafayette stehen hier exemplarisch für bundesweite Entwicklungen, in denen immer mehr Kaufhäuser aus der Nutzung fallen.
  3. Wie jede Krise enthält auch die geplante Schließung des Kaufhauses eine Chance. Beispielhaft lässt sich hier gesamtgesellschaftlich über die Bedeutung kultureller Nutzungen für die Identität von Orten diskutieren und erstrebenswerte Modelle der Transformation und Zukunftsvisionen lassen sich gestalten.

Wichtig ist nun, sich beherzt der Debatte zu stellen und politisch Verantwortung zu übernehmen. Die Umnutzung der Galeries Lafayette kann Modellcharakter haben. Davon sind wir überzeugt.

Fritz Frenkler, Direktor der Sektion Baukunst der Akademie der Künste

HG Merz, Stellv. Direktor der Sektion Baukunst der Akademie der Künste