AUSSTELLUNG

VERLIEBT IN DIE DEUTSCHE SPRACHE
Die Odyssee des Edgar Hilsenrath

Eröffnung 19.11.2005
Ausstellung 20.11.2005 bis 15.1.2006
Pariser Platz

"Ich habe mich in sie verliebt, als ich neun war, damals in Polen. Ich wurde von ihr getrennt, aber ich bin ihr treu geblieben, ein Leben lang." In dem noch unpublizierten Roman „Berlin … Endstation“ läßt der Schriftsteller Edgar Hilsenrath (geboren 1926) sein Alter ego Joseph Leschinsky von einer Geliebten schwärmen, der deutschen Sprache, zu der er nach den Irrfahrten des Lebens zurückkehren würde. Hilsenrath, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, hat selbst eine Odyssee hinter sich. Emigriert nach Rumänien, deportiert in ein Ghetto in der Ukraine, überlebte er den Holocaust, wanderte nach Palästina aus, ging 1951 in die USA, bis er Ende 1975 nach Berlin kam. Die deutsche Sprache hatte er wie einen Schatz gehütet. Seine ersten Bücher, der Roman „Nacht“ und die bitterböse Satire „Der Nazi & der Friseur“, wurden gleichwohl zunächst auf englisch erfolgreich. Zu viele Tabus verzögerten die Aufnahme in Deutschland. Inzwischen ist Edgar Hilsenrath ein mehrfach preisgekrönter Autor; sein literarisches Archiv befindet sich in der Akademie der Künste. Eine Wanderausstellung, die im neuen Akademiegebäude am Pariser Platz 4 beginnt, würdigt einen großen Schriftsteller, der den Katastrophen des letzten Jahrhunderts literarische Gestalt gegeben hat.