Iannis Xenakis, John Cage, 1970 © James Klosty. John Cage, Darmstadt, Juli 1990 (Detail) © Ann Holyoke Lehmann. John Cage, Merce Cunningham, 1964 © Hans Wild

Programm 2011: Cage Cunningham Xenakis


Von September bis Dezember 2011 beschreibt "A Year from Monday" den 'Kosmos' John Cage über zwei seiner wichtigsten Weg- und Zeitgenossen: den Tänzer und Choreographen Merce Cunningham und den Komponisten und Architekten Iannis Xenakis. Akademie-Mitglieder zeigen, wie Cage ihr Werk beeinflusst hat. Musiker nehmen in Schülerworkshops und Sessions Cage's musikalische Konzepte von "Unbestimmtheit" und "Stille" auf. In Konzerten geht es, ausgehend von Cage und Xenakis bis zu Kompositionen von heute, um das Wechselspiel von Kontrolle und Zufall.

Das Programm startet am 06. September 2011 mit der Eröffnung von drei Ausstellungen in den Hallen am Hanseatenweg. "Kontrolle und Zufall - Iannis Xenakis: Komponist, Architekt, Visionär" stellt mit Zeichnungen, Entwürfen und Musikbeispielen Xenakis' Werk umfassend vor und schafft Bezüge zu John Cage und Zeitgenossen (>> mehr). Mit 88 Jahren performte Merce Cunningham auf Bitte von Tacita Dean Cage's Komposition 4'33". Dean dokumentiert diese ungewöhnliche Performance in der raumgreifenden Installation "Merce Cunningham performs STILLNESS ... (six performances, six films)" (>> mehr). Die Veranstaltungsreihen im "Raum für John Cage" starten mit einer Ausstellung, die künstlerische Kommentare von Akademie-Mitgliedern zu Cage versammelt. Zu sehen sind Installationen, grafische Arbeiten, Filme von Eberhard Blum, Arnold Dreyblatt, Reinhild Hoffmann, Reinhard Jirgl, Hanns Schimansky und Klaus Wildenhahn (>> mehr).

Im Musikprogramm gestalten Peter Brötzmann mit seinen FULL BLAST-Trio-Partnern Michael Wertmüller und Marino Pliakas nach einem Auftaktkonzert am 18. September (>> mehr) eine Workshopwoche in der Tradition des Free Music Workshop der Akademie der Künste: Tagsüber involvieren sie Schüler aus Berliner Bezirken, abends bieten sie Konzerte in verschiedenen Konstellationen, mit Schülern sowie bekannten lokalen Jazz- und Improvisationsmusikern (>> mehr). Am 01. Oktober gibt der Komponist Christian Wolff - in den 1950er Jahren beheimatet in der "New York School", dem Kreis um Cage, Brown, Feldman u.a. - eine Concert Lecture (>> mehr). Am zweiten Oktoberwochenende spielt das Kammerensemble Neue Musik Berlin ein dichtes Konzertprogramm zum Schwerpunkt „Kontrolle und Zufall“, das, ausgehend von Xenakis, Cage und Karlheinz Stockhausen, dieses schaffensästhetisch äußerst weit gelagerte Thema bis in die aktuelle Gegenwartsproduktion verfolgt. Dabei erscheinen Beispiele zur „offenen Form“, zur kompositorischen Verwendung der Chaostheorie, zum seriellen Erbe ebenso wie Arbeiten mit Live-Elektronik, Samples, Installation und Improvisation. Mit der mehrmaligen Aufführung von Iannis Xenakis' „Persephassa“ (1969) für 6 Schlagzeuger geben Michael Wertmüller und Ensemble diesem Wochenende ihre spezielle Prägung (>> mehr zum 07./08. Oktober / 09. Oktober)

Vor dem Höhepunkt des Tanzprogramms, dem Gastspiel der Merce Cunningham Dance Company, gibt es kurz nach der Eröffnung ein weiteres Highlight: Für Aufführungen am 9./10. September wird Reinhild Hoffmann ihr "Solo mit Sofa" zu John Cage’s "Empty Words" mit den Tänzern Mimi Jeong und Miroslaw Zydowicz neu inszenieren (>> mehr). Die Merce Cunningham Dance Company schließlich ist ab 22. September in der Akademie der Künste zu Gast:

22.9. bis 27.9. 
Merce Cunningham Dance Company
The Legacy Tour
Merce Cunningham ist wie Pina Bausch eine Schlüsselfigur der Tanzmoderne. In seinem radikalen Umgang mit Raum, Zeit und moderner Technologie entwickelte er eine eigene und abstrakte Tanzsprache, die die absolute Autonomie des Tanzes forderte. Zusammen mit Künstlern wie John Cage, Robert Rauschenberg, Jasper Johns und Andy Warhol löste Cunningham einen Paradigmenwechsel in der Tanzgeschichte aus, der den Kunstbegriff des 20. Jahrhunderts maßgeblich mitgeprägt hat.

Am 26. Juli 2009 starb Merce Cunningham im Alter von 90 Jahren. Einen Monat vor seinem Tod regelte Cunningham im „Living Legacy Plan“ seinen Nachlass, der besagt, dass die Company nach seinem Tod zwei Jahre auf Welttournee gehen soll mit der letzten Station in New York. Danach wird die Company aufgelöst und Cunninghams Werke werden zum Bestandteil eines digitalen Archivs.

Die Akademie der Künste präsentiert in ihrem Themenschwerpunkt zu John Cage zum letzten Mal in Deutschland die Merce Cunningham Dance Company mit Ausschnitten aus ihrem Repertoire und der jüngsten Choreographie „Nearly 90²“. Die Rückkehr der Company nach Berlin schließt an die erfolgreichen Gastspiele Cunninghams an, die Ende der 60er Jahre in der Akademie der Künste zu sehen waren.

Am 22. und 23. September wird im Rahmen von „Tanz im August“ das große Ensemblestück „Nearly 90²“ in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz gezeigt. Vom 21. bis zum 27. September wird die Company mit Workshops und Lectures in der Akademie der Künste präsent sein. Die frühen Meisterwerke „Antic Meet“, „Suite for Five“ und „Duets“ werden am 26. und 27. September im Studio der Akademie präsentiert, ein umfangreiches Filmprogramm und Archivmaterial dokumentieren die Schaffenskraft von Merce Cunningham.

Bühnenprogramm
Donnerstag 22. und Freitag 23. September
20 Uhr, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Nearly 90² (2009)

Montag 26. und Dienstag 27. September
Suite for Five (1956-58) / Antic Meet (1958) / Duets (1980)

Rahmenprogramm

22. – 27.9.
Studiofoyer, täglich ab 11 Uhr geöffnet, Eintritt frei
Lounge
Präsentation von Archivmaterial, Broschüren, Katalogen, Filmausschnitten, Interviews und Fernsehaufzeichnungen. Zu sehen sind Ausschnitte aus „Mondays with Merce“, „Four Events That Have Led To Large Discoveries” (1958-2003), „Great Performances: Dance in America”, „An Interview with Merce Cunningham and John Cage” und „Barbaralee Diamonstein-Spielvogel im Gespräch mit Merce Cunningham“

Dokumentarfilme
Studiofoyer, jeweils 17 Uhr, Eintritt frei
>Donnerstag 22.9.
Cage/Cunningham (1991)│95 Min., Regie Elliot Caplan
>Freitag 23.9.
The Collaboraters. Cage, Cunningham, Rauschenberg (1987)│55 Min., Produktion Angela Davis © KETC 1987
>Samstag 24.9.
 „498, 3rd Avenue“ (1967) │90 Min., Regie Klaus Wildenhahn
>Sonntag 25.9.
Merce Cunningham. A Lifetime of Dance, 2000│90 Min., Regie Charles Atlas. Eine Produktion von INA Thirteen/WNET New York, La Sept ARTE, BBC, N.P.S.

Family Day: Tanzworkshop für Kinder
Sonntag 25.9.
11 Uhr und 14 Uhr, Eintritt frei
Ein Tanzworkshop für Kinder ab 6 Jahren in allen Räumen der Akademie der Künste, geleitet von Kevin Taylor. Teilnahme der Kinder mit einer Aufsichtsperson, bequeme Kleidung und leichte Turnschuhe sind erwünscht.

Workshopräsentation
Dienstag 27.9.
17.30 Uhr, Studiofoyer, Eintritt frei
Präsentation der Ergebnisse aus dem internen Workshop „Introduction and Production of Dance Films“ mit Trevor Carlson und Studenten.

The Legacy Tour ist ein Projekt der Akademie der Künste in Kooperation mit Tanz im August / Hebbel am Ufer. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Workshops in Zusammenarbeit mit dem Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin.