Bildmotiv nach Filmstill aus der Bayreuther Lohengrin Inszenierung von Hans Neuenfels © Björn Verloh

UNIVERSITÄT DER KÜNSTE

SIEGFRIED, DER
DAS FÜRCHTEN
NICHT GELERNT HAT,
IST DIE ZYNISCHE
KONSEQUENZ EINER
WELT, DIE NICHT
WEITER EXISTIEREN
WILL UND VON IHREM
GOTT GEGEN DIE
WAND GEFAHREN
WIRD – EINE DER
HEUTIGSTEN
FIGUREN IM RING.

DAS HEER.
VIER OPERATIONEN AN
WAGNERS RING.

Koproduktion mit der Universität der Künste Berlin (UdK). Zusammenarbeit Studierender der Studiengänge Regie, Bühnenbild, Gesang Musiktheater, Musik, Komposition und Sound Studies der UdK und der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin.
Im Rahmen von "Wagner 2013. Künstlerpositionen" etablieren junge Bühnenbildner und Regisseure eine Gegenposition zur wagnerschen Unmäßigkeit und erarbeiten komprimierte Versionen der vier Teile des Rings. Sie fokussieren dabei thematische Schwerpunkte und verfolgen einzelne Erzählstränge. Die unterschiedlichen Arbeitstechniken der
Künstler vereinen spielerische Momente mit einer intensiven Suche nach der inhaltlichen Substanz und Relevanz des Werkes im Hier und Jetzt. Das Heer zeigt den Ring des Nibelungen an einem Abend in Form eines Rundgangs durch die verwandelten Räume der Akademie der Künste.

           
           

Obere Reihe (v.l.n.r.): Ingibjörn Jörn Sigurðardóttir, Konrad Korth, Frank Kronfoth, Julius Lwowski
Untere Reihe: Christian Schmitt, Franz Schuster, Lee Soo-Gil, Marco Zalite

DAS RHEINGOLD
Regie Lee Soo-Gil
Bühne/Kostüme Konrad Korth
Gier. Macht. Chance.
Mit der Oper Das Rheingold beginnt das Spinnennetz der Machthölle. Rheingold gleicht einer Gebärmutter, einem Ort der Geburt von Bosheit und Machtkampf !
Das einheitliche Machtsystem wird wie tausend Spiegelsplitter zerschlagen. Die Gier nach Macht überträgt sich in die Herzen der Götter, Menschenwesen und Zwerge. Das Gold eröffnet die Chance, die gegenwärtige Position zu verändern.
Eine Geburt der Tragödie. Aber in diesem Moment entsteht auch die Möglichkeit, die Welt so zu ändern, wie man sie sich wünscht.
Lee Soo-Gil


DIE WALKÜRE
Regie Marco Zalite
Bühne/Kostüme Franz Schuster
valkyrjar. inzestheer./ inzestzoll.
Valkyrjar, die die Gefallenen zum Totengott führen, verwandeln jede tote Seele zur Musik – zur konkreten Musik, zum Lärm, Geschrei oder Opernarie. Ein mit Leichen übersätes Schlachtfeld, das, wie sich später zeigt, Wotans Festhalle ist. Es beginnt ein überwältigendes Fest inWotans Saal – die Exklusivität des Augenblicks wird gefeiert. Eine apokalyptische Symphonie der Menschenrückwandlung zum Tier.
Marco Zalite


Seit Jahren beschäftigt sich Marco Zalite mit der Mythologie des nördlichen Europas. Das Erscheinen der Walküren (valkyrjar) galt in Nord- und Mitteleuropa jahrhundertelang als todkündend. In seiner Walküre-Fassung erforscht Marco Zalite die Themen "der Schrei" und "die Sünde". "Ich treib’ die Sünde bis zum äußersten, nur, um zu sehen, obs auch Sünde war", hat einst Hebbel wunderbar formuliert. Für Marco Zalite ist die wagnersche Überfrau die legalisierte Sünde, das schreiende Fleisch, das in einer gedehnten Zeit gegen die schweigenden Selbsthilfegruppen aufsteht. Gemeinsam mit dem Bühnenbildner, einem Komponisten elektronischer Musik und den Hauptdarstellern will der junge lettische Regisseur einen walkürischen Mordapparat entwickeln, der zu einem gewaltigen Körpererlebnis der
Zuschauer führt.


SIEGFRIED
Regie Frank Kronfoth
Bühne/Kostüme Christian Schmitt
Ein Plädoyer für dieAngst am Negativbeispiel Siegfrieds
"Hinab denn, Erda! Urmütterfurcht! Ursorge! Hinab! Hinab, zu ew’gem Schlaf !" – Erda hat Wotan die Angst ins Herz gepflanzt, und er will sie ein für allemal abschaffen. Nach Kierkegaard, der wie Wagner 2013 seinen 200. Geburtstag feiert, gehört die Angst zum Menschsein dazu, sie ist die Voraussetzung für die Erbsünde und das individuelle Bewusstsein, sie kennzeichnet den Widerspruch von Unendlichkeit des Denkens und Fühlens und Begrenzung des physischen Daseins. Doch wie mit der Angst vor diesem Nichts umgehen? Mit Siegfried schafft Wotan einen Typus, der überhaupt nicht mehr zum Menschen wird: Der das Fürchten nicht gelernt hat, bewegt sich mit ungekannter physischer und psychischer Brutalität durch die Welt und ist dabei so attraktiv und erfolgreich wie niemand sonst. Er ist die zynische Konsequenz einer Welt, die nicht weiterexistieren will und von ihrem Gott gegen die Wand gefahren wird – eine der heutigsten Figuren im Ring.
Frank Kronfoth

GÖTTER DÄMMERUNG
Regie Julius Lwowski
Bühne/Kostüme Ingibjörn Jörn Sigurðardóttir
Unheil. Unheil. Exercitus.
Eine stille Brutalität schleicht sich in sie ein. Sie sieht viele Schatten, denn sie ist sechs Frauen. Sie will sich von ihnen losreißen, sie zerstören. Um sich neu zu schaffen, um zur universellen Kreativität zu gelangen, beschwört sie die Apokalypse. Aber diese ist das Immerwiederkehrende. Sie ist eine Amöbe, die ihre Gestalt ständig ändert. Sie ist der Weiberchor, der sich von Männerenergien ernährt und die Hülle danach zu Grabe trägt.
Die Inszenierung steigt ein nach Siegfrieds Tod. Brünnhilde, gespielt und gesungen von sechs Darstellerinnen, will ihren Helden in die ewigen Jagdgründe überführen. Und wie schafft sie nun das Unheil aus der Welt?
Julius Lwowski

Mentoring Prof. Hartmut Meyer,
Katja Czelnik, Oliver Brendel
Produktionsleitung Anna Bergel


 

Abbildung: Das Heer, 2012. Motiv zu den Ring-Inszenierungen der Universität der Künste Berlin in Kooperation mit der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin
© C. Schmitt


Aufführungen
24.–27.1.13, jeweils 19.30 Uhr
DAS HEER. VIER OPERATIONEN AN
WAGNERS RING
Ein inszenierter Rundgang durch die verwandelten Räume der Akademie