Bildmotiv nach Filmstill aus der Bayreuther Lohengrin Inszenierung von Hans Neuenfels © Björn Verloh

Die Ausstellung in den Hallen am Hanseatenweg

Eingangs zeigt die Ausstellung mit einer Medieninstallation von FETTFILM UND WAGNER-KINO, welches Eigenleben Wagners Musik in unserem kulturellen Umfeld längst führt. FRIEDRICH DIECKMANN markiert die zentralen Punkte im Leben und Werk Richard Wagners mit Wagnerzitaten sowie eigenen Texten, und zahlreiche Filmgespräche von ALEXANDER KLUGE stecken das Feld der künstlerischen Deutungsweisen ab. In Halle 2 fallen sofort die Tableaus der australischen Künstlerinnengruppe HOLD YOUR HORSES ins Auge, die die vier Ring-Opern an einschlägigen Berliner Orten zum Thema großformatiger Fotoarbeiten gemacht haben.

ACHIM FREYER offenbart das Storyboard der nie realisierten Verfilmung seiner spektakulären Ring-Inszenierung für die Oper in Los Angeles, während JÜRGEN FLIMMS Bayreuther Ring des Jahres 2000 in den Fotografien von HERMANN UND CLÄRCHEN BAUS präsent ist. Auch an die legendären Ring-Inszenierungen von RUTH BERGHAUS, PATRICE CHÉREAU  und JOACHIM HERZ wird mit zum Teil unveröffentlichten Archiv-Materialien erinnert.
ANNA VIEBROCK hat sich Wagner über die Erkundung des Ortes Bayreuth genähert. Für die Ausstellung entwickelt sie aus ihrem Bühnenbild für Christoph Marthalers Tristan und Isolde-Inszenierung (2005) eine Installation zum Thema Licht und Zeit.

Den Tristan von HEINER MÜLLER und ERICH WONDER aus dem Jahr 1993 reflektiert STEPHAN SUSCHKE in einer filmisch-akustischen Collage.
Zentrales Motiv der umjubelten Bayreuther Lohengrin-Produktion von HANS NEUENFELS aus dem Jahr 2010 ist die Metapher der Ratten als manipulierbare, weil sehnsüchtige Masse. Mit den Rattenkostümen, in die er den gesamten Chor gesteckt hat, Texten von Hans Neuenfels und Animationsfilmen von BJÖRN VERLOH entwirft der Bühnenbildner REINHARD VON DER THANNEN eine Installation, die diesen Zugriff auf den Lohengrin-Stoff fokussiert.
Das Weihespiel Parsifal, das nach Wagners Willen nur im Bayreuther Festspielhaus aufgeführt werden sollte, bringt religiöse und philosophische Fragen auf die Bühne. Die Ausstellung zeigt Dokumente aus EINAR SCHLEEFS nie realisiertem Inszenierungskonzept, führt die bildgewaltige Umsetzung von ROMEO CASTELLUCCI in Brüssel (2011) vor Augen und lässt JONATHAN MEESE vortreten, der schon 2005 in der Staatsoper Unter den Linden Mutter Parzival war und inzwischen zur Übernahme der Regie und Ausstattung des Bayreuther Parsifal im Jahre 2016 dienstbereit salutiert hat.

Zu den bedeutendsten Wagner- Regisseuren der letzten Jahrzehnte gehört zweifellos PETER KONWITSCHNY. Sein Konzept für den Fliegenden Holländer, das Senta als selbstbewusste und handlungsmächtige Frau zeigt, ist bahnbrechend. Er wird es in Form einer öffentlichen Probe im Rahmen der Ausstellung am 3. Februar veranschaulichen.
Der Komponist HELMUT OEHRING berichtet im Video sowie live am 15. Januar, welche Sehnsucht ihn zu Wagner und zu einer Oper nach dem Fliegenden Holländer getrieben hat. Und ANDREAS HOMOKI, der sich dem Zürcher Opernpublikum Anfang Dezember 2012 mit einer Inszenierung des Fliegenden Holländer als regieführender Intendant vorstellt, thematisiert diese Arbeit bereits in der Ausstellung, gemeinsam mit seiner Meistersinger-Inszenierung an der Komischen Oper Berlin. BARRIE KOSKY hingegen, neuer Intendant der Komischen Oper, positioniert sich in einem Interview mit großer Entschiedenheit als Reisender, der das Land Wagner so schnell nicht mehr zu betreten gedenkt.
Für ROBERT WILSON ist und bleibt das „abstrakte Denken“ Wagners eine große Inspiration – und zwar nicht nur für seine Theaterarbeit.

SEBASTIAN BAUMGARTEN schließlich präsentiert seinen Ansatz für den jüngsten Bayreuther Tannhäuser, die Wartburg und den Venusberg als gemeinsames, geschlossenes System zu lesen, mit den dazu entstandenen Filmen von CHRIS KONDEK und einem Video-Vortrag von CARL HEGEMANN. Während HANS JÜRGEN SYBERBERG, dessen filmisches und installatives Werk sich seit jeher mit Wagner befasst, virtuell präsent ist.
CHRISTIAN BOLTANSKI und der Lichtdesigner JEAN KALMAN haben 1999 gemeinsam mit Ilya Kabakov in den heruntergekommenen Lungenheilstätten in Beelitz ein eindrucksvolles Wagner-Environment geschaffen. Ihrer neuen Rauminstallation zum Thema geben sie den Titel "The Day After".