Schülerprojekte

100 Schüler - 10 Mitglieder

11. September -- Werner Stötzer und Schüler der Bertolt-Brecht-Schule Seelow im Atelier Alt-Langsow

„Reduzieren, um Qualität zu schaffen“

Das Freiluft-Atelier von Werner Stötzer erinnert an einen verwunschenen Garten, in dem Skulpturen von Menschenkörpern den Weg weisen. Mittendrin steht Werner Stötzer und arbeitet draußen bis der Frost einsetzt. Als er den Hammer an eine seiner aktuellen Skulpturen setzt, können die Schüler der Bertolt-Brecht-Schule Seelow erkennen, wie aus einem Stein langsam eine Skulptur entsteht. 

Wie würden Sie Ihren Beruf beschreiben?
Ich habe einen langen Ausbildungsweg hinter mir. Man muß eine Ausdauer wie beim Langstreckenlauf haben. Die Bildhauerei ist ein Handwerk und erfordert viel körperliche Arbeit, die sich mit dem Gedanken "Ich will Kunst machen" verbindet. Man arbeitet allein und muss sich immer wieder bestätigen und neu motivieren.
Die Bildhauerei ist ein Handwerk und die Befriedigung stellt sich durch die Arbeit ein. Es ist aber nicht nur eine Fleißarbeit, man muss bei solchen Flächen überlegen. Die Gedanken sind immer nötig, um zu verändern. Wie ein kleiner Abenteurer versuche ich, Skulpturen zu machen und abends hat man ein kleines Glücksgefühl.

Wo nehmen Sie Ihre Ideen und Ihre Inspiration her?
Ich gehe vom menschlichen Körper aus, meistens von der weiblichen Figur. Diese bearbeite ich in verschiedenen Positionen: im Sitzen, im Liegen, im Stehen. Zuerst zeichne ich den Körper auf den Stein, dann wird der Stein weggehauen. Oft höre ich Musik bei der Arbeit. Wenn ich später dann eine meiner Skulpturen ansehe, höre ich die Musik wieder.

Wie lange brauchen Sie für eine Skulptur?
Das hängt davon ab, ob es eine Bronze- oder eine Steinskulptur ist. Es ist sehr schwierig zu sagen, wann eine Skulptur fertig ist. Sehr häufig verändere ich sie wieder und wieder.

Arbeiten Sie zu jeder Jahreszeit hier draußen?
Ja, bis zum Frost.

Woher bekommen Sie die Steine?
Die meisten Steine kommen aus dem Elbsandsteingebirge. Einmal bin ich mit meinem Sohn nach Italien gefahren, um den Stein selbst auszusuchen. Vor Ort kann man nämlich eine Klang- und Wasserprobe machen, um zu hören, ob der Stein von innen kaputt ist. Der Steinblock wog über vier Tonnen und musste mit dem Kran in den Garten hineingehievt werden.

Wieviel Geld bekommen Sie pro Auftrag?
Oh, das ist sehr relativ und hängt nicht nur von dem Material der Skulptur ab, sondern auch davon, ob man in der Kunstszene einen Namen hat, denn dann steigt auch der Preis. Ich merke immer bei einer Arbeit, wenn ich was gemacht habe, dass eine bestimmte Freiheit und Unabhängigkeit im Kopf entsteht. Es ist entstanden, es ist etwas in die Welt gestellt, das ich gemacht habe und das es vorher noch nicht gab. Wenn etwas gelungen ist, ist mir alles Wurscht. 

...und das sagen die Schüler...

- War ganz begeistert. Das ist schon Wahnsinn, wie viele Jahre man an so einer einzigen Skulptur sitzen muss, damit das richtig was wird.

- Es hat nicht jeder so einen Ehrgeiz und so eine Motivation, sich noch mit 77 in den Garten zu stellen und Skulpturen zu machen.

Artikel der Märkischen Oderzeitung vom 13.09.2008
Radiobeitrag der Deutschen Welle vom 15.09.2008