Zur Entstehung des PLOPP!-Wettbewerbs

von Hermann Bohlen

Im Sommer des Jahres 2000 ließ die Berliner Akademie der Künste eine
Pressemeldung verbreiten, die sich an die "Szene unabhängiger Hörspielmacher" richtete. Im Rahmen der "Woche des Hörspiels" sollte es erstmals einen offenen Wettbewerb für Stücke geben, die von den Autoren selbst produziert worden sind.

Das war mal was Neues; bisher war es ausschließlich den ARD-Anstalten und dem DeutschlandRadio vorbehalten, ihre bzw. die in ihrem Auftrag entstandenen Produktionen ins Rennen um die Gunst des Publikums zu schicken. Am neuen Wettbewerb dagegen konnte jeder teilnehmen! — Jeder, der bis zum 15. Oktober ein fertig produziertes Stück auf DAT, CD, MD oder Kassette eingereicht hatte.
Diese Idee gefiel mir sehr gut — gehöre ich doch zur Zielgruppe des Wettbewerbs, das heißt zu den Leuten, die ihr Hörspiel nicht nur schreiben und es dann einem Radio zur Produktion anbieten, sondern die es auch noch selbst realisieren (und mit eigenen Mitteln), um schließlich das fertige Stück einem Radio zur Sendung anzubieten.

Das Radio ist ein diskretes Medium; man merkt nicht, wie die Hörer auf das reagieren, was aus ihm rauskommt. Das hat viele Vorteile; unter anderem erspart es einem manche Enttäuschung, zum Beispiel die - wenn Anneliese abschaltet, das kriegt man nicht mit. Aber manchmal, und zwar gerade dann in dem Moment, wenn ein Stück fertig ist, würde ich zu gerne wissen, ob es Sie, verehrte Hörerinnen und Hörer, verführt, oder ob Sie sich gelangweilt davon abwenden. Gelegenheiten, genau das zu erfahren, sind im Hörspielgewerbe äußerst rar. Umso erfreulicher, dass sich die Woche des Hörspiels den unabhängigen Hörspielkünstlern öffnet und auch ihnen ein Forum anbietet, ihre Arbeit öffentlich zu testen.

PLOPP! So wurde der Wettbewerb getauft - in Anlehnung an jenes Geräusch also, das beim unsachgemäßen Besprechen eines Mikrofons entsteht. Tontechnische Perfektion wurde von den Stücken schon mal gar nicht unbedingt erwartet. Und ihre Länge? konnte irgendwo zwischen 5 und 55 Minuten liegen. Ob sie dabei mehr literarisch oder musikalisch ausgerichtet waren, blieb den Autoren überlassen. Nur in einem Kriterium, — dass die Stücke bisher nicht veröffentlicht sein durften — erlaubten wir uns eine gewisse Strenge.

Das Echo auf die Ausschreibung zerstreute alle Zweifel: 95 Einsendungen trudelten so nach und nach aus allen Richtungen ein: aus Duisburg, Staupitz, München, Bonn, Braunschweig, Cottbus, Chemnitz, Gießen, Düsseldorf, Leipzig, Berlin, Darmstadt, Repnitz, Lübeck, Taschenberg, Reichenberg, Heidelberg, Prenzlauer Berg — selbst aus der Schweiz und Österreich kamen die Versandtaschen. Ihr Inhalt war noch gar nicht ausgewertet, da war schon klar: PLOPP! wird von nun an jedes Jahr stattfinden.

Quelle: "PLOPP! 2000", Feature von Hermann Bohlen für den SWR