Ausstellung

Zeichnen zum Ort
Szyszkowitz+Kowalski Architekten


Ausstellung vom 7. Mai bis 4. Juli 2010
Berlin, Pariser Platz 4

Versucht man die Geschichte der von Karla Kowalski und Michael Szyszkowitz ent­wickelten Häuser, - oder besser: Behausungen -, auf zu schreiben, tut man gut daran, sich nicht auf die baugeschichtlichen Lehren zu berufen. Die Bauten dieses Architektenpaars sind bildhaft und plastisch angelegt. Sie vermitteln nicht selten den Eindruck von Charakter beseelten Wesen, deren Entwicklungsgeschichte eher in utopischen Kunstrichtungen, im Sciencefiction Roman, in biomorphen oder gar evo­lutionstheoretischen Genres begründet zu sein scheinen. Bauten treten mit dem Ge­sicht eines kubistischen Portraits auf, erheben sich, mit Raumschiffen aus „Krieg der Sterne“ vergleichbar, aus der Umgebung, kriechen als urzeitliches Drachenwesen einen Abhang hinab, mahnen den Passanten als flügelloser Vogelproton oder Beiß­zangen bewehrter Käfer mit einem unausgesprochenen „HIER WOHNE ICH“, oder nehmen den Baugrund, etwa einen felsigen Bergrücken, in Form ineinander gescho­bener Eisschollen bildlich auf. In diesem Sinne sind sie, abgesehen von präzise überdachten Funktionen, übersetzte Landschaft pur.

Ihre Annäherung an Ort und Bauaufgabe erfolgt grundsätzlich über Skizze und Zeichnung. So ist es der kreative Prozess um die Formfindung höchst individuell entwickelter und einzigartiger „Behausungen“, die in der Ausstellung im Mittelpunkt steht. Die Gedankengebäude sind oft auf Papierfetzen notiert, in keiner Weise für die Ewigkeit gedacht, aber für die Nachverfolgung der Evolution ihrer Ideenprozesse von unverwechselbarem Erkenntniseffekt.

Im Zeitalter elektronischer Entwurfsprogramme und immer rascher ablaufender und sich ändernder Planungsprozesse, nimmt die Zeichnung eigentlich keinen zentralen Stellenwert mehr im Entwurfsprozess ein.
Die Architekten entwickeln seit mehr als 30 Jahren ebenso außergewöhnliche Bauten, einen unverwechselbaren, positiven "Eigensinn" leben, und die im Kampf gegen die Gesichtslosigkeit der Städte stehen.

Die Ausstellung vermittelt, dass die Gedankenführung über dasMedium Handzeichnung auch heute den Entwurfsprozess grundlegend beeinflussen kann. Sie wird anlässlich der Schenkung eines großen Teils des bisher entstandenen baukünstlerischen Archivs der Architekten Karla Kowalski und Michael Szyszkowitz an die Akademie der Künste gezeigt.


Museum der Modernen Kunst Salzburg, Mönchsberg, 1995, Skizze
© AdK, Berlin, Szyszkowitz-Kowalski-Archiv

Pfarrzentrum Graz-Ragnitz, 1984-1987, Skizze
© AdK, Berlin, Szyszkowitz-Kowalski-Archiv

Studienzentrum der TU Graz, 1998-2000, Skizze
© AdK, Berlin, Szyszkowitz-Kowalski-Archiv