Werner Schroeter

 Werner Schroeter, 2009. Foto © Elfi Mikesch

Werner Schroeter, geboren am 7. April 1945 in Georgenthal / Thüringen als Sohn eines Ingenieurs für mechanische Bremssysteme und einer musisch interessierten Hausfrau, wuchs nach der Flucht der Familie in Bielefeld und Dossenheim bei Heidelberg auf. Fasziniert vom Belcanto der italienischen Oper und seiner Hausgöttin Maria Callas, lebte er als Jugendlicher einige Monate in Neapel, bevor er das Abitur am englischsprachigen Gymnasium in Heidelberg ablegte und kurze Zeit im ersten Jahrgang der Filmhochschule in München studierte. 

Werner Schroeters Begegnung mit Rosa von Praunheim und dem amerikanischen Underground-Kino beim Festival EXRMTL in Knokke-le-Zoute, Belgien, 1967 war der Beginn einer mehr als 40 Jahre währenden, äußerst arbeitsintensiven Karriere als Kosmopolit und Regisseur von mehr als 70 Filmen sowie Theater- und Operninszenierungen. 

Mit einem Wort von Peter Tschaikowski, das ich leidenschaftlich gern zitiere, ging es mir um nichts anderes als den „unaufgehobenen Kontrast zwischen Schmerz und Schönheit“, der die einzig legitime künstlerische Suche nach Wahrheit offenbart. Ohne Schmerz und Suche nach Wahrheit gibt es keine Schönheit.

Werner Schroeter: Tage im Dämmer, Nächte im Rausch, Berlin 2011, S. 319

Seit Eika Katappa (1969) galt Werner Schroeter als radikalster Stilist des deutschen Avantgarde-Films. Er vertraute dem Pathos großer Schmerz- und Liebesgesten und verschmolz sie bewusst mit dem Sentiment populärer Schlager, um die Kluft zwischen Hoch- und Trivialkultur infrage zu stellen. Werner Schroeter arbeitete bis zu deren frühem Tod 1984 intensiv mit seiner Muse Magdalena Montezuma zusammen. Elfi Mikesch, die Schroeter im Freundeskreis von Rosa von Praunheim kennengelernt hatte, war Kamerafrau bei mehreren seiner Filmprojekte, so auch bei Magdalena Montezumas letztem Film Der Rosenkönig (1986).

Für viele seiner Filme erhielt Werner Schroeter prominente Auszeichnungen, darunter das Filmband in Gold (Deutscher Filmpreis) für Neapolitanische Geschwister und Malina, den Goldenen Bären der Berlinale für Palermo oder Wolfsburg, den Ehrenleoparden des Filmfestivals Locarno und den Ehren-Teddy der Berlinale sowie 2008 den Goldenen Löwen des Filmfestivals Venedig für sein Lebenswerk. Sein letzter Film, Nuit de Chien – Diese Nacht nach Juan Carlos Onettis gleichnamigem Roman, entstand 2008 in Portugal und feierte Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig 2008. 

Werner Schroeter starb am 10. April 2010 in Kassel. Er war Mitglied der Sektion Film- und Medienkunst der Akademie der Künste, Berlin.

 

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