Werkstatt Junge Akademie 2005

 

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Michael Wertmüller

Michael Wertmüller (Schweiz)

 

Sektion Musik
Stipendiat der Akademie der Künste 2004
Teilnehmer an der 6. Internationalen Sommerakademie, Rüdersdorf 2003

 

Michael Wertmüller präsentiert im Rahmen des Programms zur Eröffnung des Akademie-Neubaus am 21. und 23. Mai die Komposition "Wertmüller up on his way to the Zivilschutz", 2000, für (Jazz)-Schlagzeug. Innerhalb des Werkstattprogramms wird am 29. Mai "Palimpsest/ein anderes Palimpsest" nach Texten von Wolfgang Hilbig uraufgeführt

"Palimpsest/ein anderes Palimpsest" (UA), nach Texten von Wolfgang Hilbig, für zwei Soprane, Sprecher, Saxophon, Baßklarinette, E-Baß und Schlagzeug, ca 40 Min.

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Das Konzert am 29. Mai wird unterstützt von FONDATION NESTLÉ POUR L'ART.

Besetzung
Sopran: Andrea Chudak
Mezzosopran: Heidi Jütten
Sprecher: Lieder
Tenorsaxophon und Tarogato: Peter Brötzmann
E-Baß: Marino Pliakas
KNM Berlin: Theo Nabicht/Saxophon und Baßklarinette, Matthias Jann/Posaune, Dirk Rothbrust /Schlagzeug, Tobias Schwencke/Klavier, Lars Burger/Kontrabaß

 

Ausbildung (Komposition und Schlagzeug)

1966 in Bern geboren
1982-1985 Swiss Jazz School Bern
1986-1990 Konservatorium Bern
1991-1992 Sweelinck Konservatorium Amsterdam, Solistendiplom
1992 erster Kompositionsunterricht bei Misha Mengelberg in Amsterdam
1993 1. Preis Drummer Contest Amsterdam
1993-1995 Schüler von Salomo Fränkel in Bern
seit 1995 Schüler von Dieter Schnebel in Berlin
2001 Composer in Residence, Foundation for European American Relations, Los Angeles
2002 Werkjahr des Kantons Bern

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Kompositionen

"die zeit. eine gebrauchsanweisung", für Violine, Viola, Cello, 3 Kontrabässe, Piccolo, Trompete, 2 Posaunen, Tuba, 2 Schlagzeuge, E-Gitarre, live Electronics, UA in Donaueschingen
"Entleibung", für Streichquintett, UA in Zürich, TonArt, Radio DRS 2
"Pesthauch der Entropie", für Schlagzeugtrio, UA in Basel, Gare du Nord
"Marter der Metalle", für Gitarre, Schlagzeug, Electronics, UA in Berlin, Akademie der Künste, "m-cluster"
"Gebuertig", für Peter Brötzmann Chicago Tentet, für Sopran-Sax, Alt-Sax, Tenor-Sax, Bariton-Sax, Pocket Trumpet, Posaune, Cello, Kontrabaß, 2 Schlagzeuge, UA in Bern, Biennale
"tonio.w. in 100 takten", für Saxophon Quartett, UA in Los Angeles, LACMA, Monday Evening Concerts
"Daedalus", für Viola, Piano, Baßklarinette, Tuba, Schlagzeug, UA in Berlin, Akademie der Künste, "Winter Music"

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Werkbeschreibung

"Palimpsest / ein anderes Palimpsest" (UA)
nach Texten von Wolfgang Hilbig für zwei Soprane, Sprecher, Saxophon, Baßklarinette, E-Baß und Schlagzeug

"Palimpsest / ein anderes Palimpsest" ist meine erste Arbeit mit dem Schriftsteller Wolfgang Hilbig, dessen Text sich auf die "Gespenstersonate" von August Strindberg bezieht. Die Unergründlichkeit der "Gespenstersonate", das Motiv, sich wieder und wieder mit ihr zu befassen, hängt vor allem damit zusammen, daß sie eine "Aussage" verweigert. Hilbig transformiert das Thema in Form eines Poems.
Gegenstand der Komposition ist besonders die Frage nach dem Verhältnis zwischen Text und Musik bzw. Autor und Komponist: Wer kommentiert wen? Wer spricht hier zur und wer über Musik? Oder spricht die Musik über den Text?
Das Bewußtsein verfügt über die Möglichkeit, gleichzeitig mit Inhalten aus unterschiedlichsten Zeiten und Räumen umzugehen, die in ein Bild gefaßt werden. Dies hat seine Entsprechung in der Polymetrik als Überlagerung mehrerer Taktarten und der Polytonalität als Überlagerung mehrerer Tonarten.
Die Besetzung bietet alle Möglichkeiten eines Melodrams – der lyrische Gesang dringt in Grenzbereiche, zum Sprechgesang vor. Was zwischen diesen beiden allergeläufigsten stimmlichen Äußerungsformen des Menschen entsteht, ist eine Zone musikalischer Erfindung, in der die Tonhöhe es mit ihrer immanenten Negation zu tun bekommt, Determination und Indetermination changieren. Zu komponieren ist eine nach Vorder- und Nachsatzproportionen hierarchisch gegliederte Melodik, eine metrisch-rhythmische Deklamation, eine harmonische Funktionalität.
Nicht zuletzt ist ein Thema dieses szenischen Kammerstückes die Begegnung der archaischen Energie von Wolfgang Hilbigs Texten mit der Improvisationserfahrung Peter Brötzmanns und neuesten Kompositionstechniken.

Michael Wertmüller

 

Michael Wertmüllers Musik ist einerseits von roher Kraft, andererseits spekulativ. Seine frühen handgeschriebenen Partituren sehen wüst aus: dicht beschriebene Notenzeilen, fleckig schwarz, die eine entsprechende Dynamik der Musik suggerieren. Tatsächlich ist diese oft rebellisch dreinschlagend – Wertmüller ist ein virtuoser, auch wilder Schlagzeuger – und scheinbar auch chaotisch. Einigen seiner Stücke liegen Texte zugrunde (…). Freilich sind die Text-Bilder nicht Sujets, die dann in Musik abgemalt werden, sondern eher Anstöße für musikalische Prozesse eines sich in Rhythmen und Klängen entfaltenden Expressionismus. Der hat etwas fast altmodisch Genialisches: unmittelbare Äußerung einer kraftvollen Originalität; auch die Entstehungsprozesse seiner Stücke sind eruptiv, zuweilen allerdings auch zähfließend.
Indes ist das Vulkanische bei Wertmüller doch streng kontrolliert. (…) Die Musiker sind bei Wertmüller permanent überfordert: Fast durchweg wird ihnen materiell, instrumental und mental rhythmisch Unspielbares – Unmögliches! – abverlangt. (…) Hierin zeigt sich das Spekulative seiner Kunst. Konstruktion ist stets die Basis (…)
Wertmüller ist eine widersprüchliche Figur. Einerseits verborgen traditionsbezogen, sogar verquer schweizerisch beheimatet (…), andererseits (schmerzlich?) angesiedelt in der Computerwelt und extrem technologischen Verfahrensweisen; einerseits insgeheim romantisch (…), auch als Jazz-Spieler und im Leben, andererseits mit modernsten Materialien und Verfahrensweisen arbeitend. So ist seine Person wie seine Musik »genialisch«, altertümlich sentimental und ganz neuzeitlich technologisch und erfinderisch. Auf der Suche nach der Utopie – jenem Nicht-Ort, wo Unmögliches womöglich möglich wird, sich ereignet in einem Augenblick potenzierter Zeit. Ich wünsche ihm Glück!!!

Dieter Schnebel, Mitglied der Akademie der Künste, Sektion Musik

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Pressestimmen

"Michael Wertmüller, geboren 1968, sonst auch schon in gemässigteren Zonen der Präpostmoderne tätig, obwohl bei seinen meisten Hervorbringungen das gelbe Warnschild mit dem Blitz schon angebracht ist (…)"

Peter Rüedi in "Die Weltwoche"

"Genie der Komposition, eindrücklich, überraschend, überlegen... dies sind die üblichen Wörter, die man angesichts Wertmüller verwenden muss."

Roberto Michieletto in "Vida"

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