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György DragománGyörgy Dragomán
Stipendiat der Sektion Literatur 2006

Vorgeschlagen von György Konrád

Ich bin ein 32 Jahre junger ungarischer Schriftsteller, lebe in Budapest. Die ersten 15 Jahre meines Lebens habe ich in Marosvásárhely (Rumänien) verbracht, als Mitglied der in Transsylvanien lebenden ungarischen Minderheit. 1988 übersiedelte meine Familie nach Ungarn.
Bisher sind zwei Romane von mir veröffentlicht worden, außerdem eine Anzahl an Kurzgeschichten. Mein erster Roman „A pusztítás könyve“ (Unerledigte Genesis), erschienen 2002, ist eine sehr dunkle und brutale Geschichte über drei Tage im Leben eines jungen Architekten beim Militär, der in eine gottverlassene Gefängnis-Stadt verbannt wird, in der sich ein Genozid ausbreitet. 2003 wurde das Buch mit dem angesehenen Bordy-Preis ausgezeichnet, welcher für das beste Roman-Debüt des Jahres vergeben wird.
Mein zweiter Roman „A fehér király“ (Der Weiße König) wurde 2005 veröffentlicht. Das Buch, geschrieben aus der Perspektive eines elfjährigen Jungen, besteht aus achtzehn Kurzgeschichten, die von der Kindheit in einer totalitären kommunistischen Diktatur erzählen. Es erinnert an Rumänien in den 80er Jahren.
Ich arbeite als Filmkritiker und Übersetzer für die ungarische Edition des Cinema Magazins. Auch Literatur-Übersetzungen sind sehr wichtig für mich. Ich habe Werke von Samuel Beckett, James Joyce, Ian McEwan, Ivrine Welsh und Mickey Donelly ins Ungarische übersetzt.
Ich werde eine Dissertation über Becketts Roman Watt fertigstellen und besitze den Abschluß im Fach Englisch der Eötvös Loránd Universität (ELTE) in Budapest.

Werke in englischer Sprache
2003 „The Book of Destruction“, Auszüge aus dem ersten Roman, übersetzt von David Robert Evans, European First Novel Festival 3, Budapest
2004 „House Searchies“, Kurzgeschichte, übersetzt von Tim Wilkinson, The Hungarian Quarterly, volume XLV, No. 174, Budapest
2005 „Africa“, Kurzgeschichte, übersetzt von Paul Olchvary, Centrastus, issue 81, Edinburgh
2005 „Genesis Undone“, Auszug aus dem ersten Roman, übersetzt von Paul Olchvary, 9 Authors – 9 Works, Hungarian Book foundation, Budapest

Übersetzungen
1998 Irvine Welsh: „Trainspotting“, Roman, Trivium, Budapest
2005 Samuel Beckett: „Watt“, Roman, Palatinus, Budapest
2006 Mickey Donelly: „Doubletime“, Roman, Noran, Budapest

Preise und Stipendien
2002 Soros-Stipendium
Spezial-Preis des Mozgó Világ literary journal
Spezial-Preis des Ungarischen Verteidigungsministeriums für die beste Kurzgeschichte, die das Thema Krieg behandelt
2003 ungarischer Teilnehmer des European First Novel Festival bei der Budapest Book Fair
Brody-Preis für das beste Roman-Debut 2002
„Nihil“, erstes Theaterstück, wird auf dem Pécs Drama Festival gelesen
Einladung zur Young PEN conference in der Slowakai
2005 Déry Tibor-Preis
2006 Márai Sándor-Preis

György Dragomán: „Der weiße König“, Roman, Budapest 2005
Um einen schweigenden Großvater, einen ins Arbeitslager verschleppten Vater und einen die Geheimnisse der Familie ergründenden Sohn kreist der Roman „Der weiße König“ des jungen Schriftstellers György Dragomán, den der Literaturkritiker Istvan Csuhai als die literarische Sensation des Herbstes feiert: „Die 'Unterwelt' der Straßenarbeiter, die die Fußball spielenden Jungs zwingen, eine unbrauchbare Grube zu graben, ... aber auch die 'Überwelt' des Großvaters, der seiner Schwiegertochter jegliche Hilfe verweigert, obwohl er als pensionierter Parteisekretär viel für sie tun könnte, der afrikanische Gesandte, der sich für sie einsetzt, aber eine Gegenleistung in natura verlangt, der die Wohnung regelmäßig durchsuchende Ermittlungsbeamte: all das erzählt in einer fast kafkaesken Weise vom allgegenwärtigen Ausgeliefertsein. Diese Charaktere und Situationen wären, vielleicht mit einer gewissen zeitlichen Verschiebung, überall in Osteuropa möglich gewesen.”

Elet es Irodalom, 26.09.2005

Junge Akademie der Künste