SchülerprojekteSchülerprojekte

100 Schüler - 10 Mitglieder

  • 18.11.2010 -- Volker Koepp, russische Protagonisten und Berliner Schulen

    Kinder und Jugendliche spielen die Hauptrolle in Volker Koepp’s Dokumentarfilm „Holunderblüte“. Zusammen mit Kameramann Thomas Plenert und seinem Filmteam hat der Regisseur die Region um Kaliningrad bereist und zehn Kinder zu ihrem Leben, ihren Träumen und Wünschen befragt. „Anders als die Erwachsenen erleben die Kinder ihr Leben noch als Abenteuer und Versprechen. Oft aber mischen sich schon schlimme Erfahrungen in ihre Erinnerungen.“, liest man im Pressetext zum Film.

    Slava, Lena, die zwei Olesias und Nadezhda hinterlassen einen ganz anderen Eindruck als die Filmbeschreibung vermuten lässt. Die jungen Akteure des Films zwischen 11 und 24 Jahren strahlen Souveränität und Selbstbewusstsein aus. Sie kommen aus verschiedenen Dörfern in der Exklave Kaliningrad und wurden 2008 von Volker Koepp „wegen ihrer Neugier, Offenheit und Spontaneität“ für seine Dreharbeiten angesprochen. „Es war so schön, sie beim Spielen in ihren eigenen Welten aufzunehmen“, fügt der Kameramann Thomas Plenert hinzu. Nun sitzen sie nach der Filmvorführung auf dem Podium in der Akademie der Künste vor 120 Berliner Schülern und müssen eine nicht enden wollende Fragekette beantworten.


    Wie es wäre, in den Dörfern der Exklave Kaliningrad zu leben? Ob es wirklich so viel Alkoholismus gäbe? Sind die Häuser sehr kaputt? „Nein, es hätte sich viel verbessert“, beruhigt Nadezhda, „wir fühlen uns dort zu Hause und möchten auch nicht weg ziehen. Diese Landschaft ist unsere Heimat.“ Ob ihre Träume, von denen sie im Film erzählen, in Erfüllung gegangen sind? Nadezhda träumte davon, dass viele Gäste zu ihrem Geburtstag kommen – dieser Wunsch hat sich erfüllt. Slava überlegt. Er sprach im Film über die Freundschaft und das Verständnis zwischen den Menschen. Nun sagt er: „Es gibt jetzt andere Träume.“ Und wie ist es für sie, in Berlin zu sein? Olesya lächelt und erzählt, dass sie sehr herzlich von den Grundschülern der Schule am Brandenburger Tor empfangen wurden, die sie mit selbst vorbereiteten Vorträgen in russischer Sprache durch Berlin-Mitte geführt und zum gemeinsamen Mittagessen in der Schulkantine eingeladen hätten.


    Am Ende bemerkt eine Schülerin, die ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern stammt, dass die Landschaft und die Dörfer dort ganz ähnlich seien und sie das Lebensgefühl der Kinder sehr gut nachvollziehen könne. Die Unterschiede sind gar nicht so groß, wie man denkt.

    Fotos der Veranstaltung


    Artikelauszug Ostpreußen - wo ist das?, aus: Russkij Berlin, Irina Serdjuk, 6.12.2010
    Zur Berliner Aufführung waren Schüler der örtlichen Schulen geladen. Dabei reichte die Skala von „rein deutschen“ Klassen mit sehr guten Bedingungen über russisch-deutsche gemischte Klassen der „Lew-Tolstoj-Europa-Schule“ bis hin zu den Paten-Schülern der Akademie mit türkisch-arabischen Wurzeln aus dem Problembezirk Neukölln. Dies war ein sehr lebhafter Dialog der Kulturen, über den man sonst nur von hohen Tribünen herab spricht, und der, leider, so selten im wirklichen Leben stattfindet! Die für eine halbe Stunde geplante Diskussion dauerte gut anderthalb Stunden, die Kinder konnten sich einfach nicht voneinander trennen, gemeinsame Fotos wurden gemacht, und unendlich viele Autogrammsammler verteilten sich gleichmäßig im Foyer und danach auf der Straße… „Und, wo war deine Mama während der Filmaufnahmen?“, „Und war viel Text zu lernen?“, “Und Ostpreußen – wo ist das überhaupt?“, „Und, welches Meer befindet sich bei euch?“, „Und gibt es Computer?“, „Da war ein geiles Spiel, aber wie spielt man es?“, „Wie geht es dem weißen Kätzchen?“, „Herr Koepp, warum haben sie diesen Film gedreht?“ und … „Vielen Dank von ganzem Herzen, Herr Koepp, ich dachte nicht, dass so etwas möglich ist, es war, als kehrte ich in die halbvergessene Kindheit zurück!“