Time to Listen
Die ökologische Krise in Klang und Musik

Festival mit Ausstellung, Konzerten, Workshopprogramm für Kinder und Jugendliche, Open-Space-Symposium, Präsentationen und einem Community-Tag in Moabit

18. August – 3. September 2023

Akademie der Künste, Hanseatenweg

Das Festival „Time to Listen“ führt internationale Künstler*innen zusammen, die mit musikalischen Mitteln auf das dringliche Thema der Klima- und Umweltkrise reagieren. Sie regen mit Klängen dazu an, über unser Verhältnis zu Umwelt, Technologie, indigenem Wissen, Klimagerechtigkeit und Konsum im Anthropozän nachzudenken. Die Projekte verdeutlichen die globale Perspektive und weltweite Besorgnis und laden dazu ein, den letzten Refugien von Biodiversität in Regenwäldern, schmelzenden Gletschern oder austrocknenden Flüssen und Wüstenbildung in der Subsahara zuzuhören. Gleichzeitig begegnen wir der Missachtung des Lebendigen in globaler Abfallwirtschaft, Viehzucht, Überfischung und Bodenversiegelung. Künstler*innen machen Umweltveränderungen erfahrbar, stellen ethischen Fragen und weisen Wege auf, mit diesen umzugehen, emotional und handelnd. Szenarien zeichnen sich ab, in denen Menschen und natürliche Ökosysteme ihre symbiotische Beziehung wieder aufleben lassen, indigene Naturkonzepte als Transformationsoption durchscheinen oder klimaneutrale Technologien den Klang hervorbringen.

Mit Klanginstallationen, Sound Walks, einem Open-Space-Symposium, Konzerten, Führungen, Lesungen, Vorträgen, Gesprächen, Workshops für Kinder und Jugendliche und partizipativen Aktionen im öffentlichen Raum eröffnet das Festival der Sektion Musik den Dialog zwischen Künstler*innen, Forscher*innen und Publikum. Es ist Zeit zuzuhören.

Mit: Peter Ablinger, Acoustic Ecology Lab (Judith Egger, Fernando Domínguez, Tania Rubio, Sabine Vogel), Carola Bauckholt, Berliner Frauen-Vokalensemble / Lothar Knappe, Paul Brody, Ann Cotten, Andrei Cucu, Ulrike Draesner, Nina Dragičević, Arnold Dreyblatt, ensemble mosaik, Christian Falsnaes, FrauVonDa Kollektiv, Dani Gal, Malte Giesen, Claudia González Godoy, Rama Gottfried, Hanna Hartman, Andrea Heilrath, Karin Hellqvist, Anna Hetzer, Moana Holenstein, Susie Ibarra, Francisca Sofia Echeverria Ibieta, Jacob Kirkegaard, Georg Klein, Käte Kruse, Eric Lanz, Rebecca Lau, Liza Lim, Loré Lixenberg, Marcus Maeder, Bjørn Melhus, Nanne Meyer, Ari Benjamin Meyers, David Monacchi, Sarah Nemtsov/Shmuel Hoffman & Anton von Heiseler, Marcel Odenbach, Germaine Png, Jovana Popić, Karen Power /, Matthias Rillig, Winfried Ritsch, Daniel Rothman, Kathrin Röggla, Stefan Römer, Karin Sander, Iris ter Schiphorst, Chiyoko Szlavnics, Kristine Tjøgersen, Manos Tsangaris, Timm Ulrichs, Michaela Vieser, Cécile Wajsbrot, Ute Wassermann, Steffi Weismann, Jan St. Werner, Dorothee von Windheim, Isaac Yuen und vielen anderen mehr

Ein Festival der Sektion Musik der Akademie der Künste, Berlin

Inhaltliche Entwicklung: Peter Ablinger, Carola Bauckholt, Annesley Black, Julia Gerlach, Daniel Ott, Kirsten Reese, Iris ter Schiphorst, Manos Tsangaris

Künstlerische Leitung: Carola Bauckholt, Julia Gerlach

Nachhaltigkeit in der Festivalplanung und -umsetzung

Für das Festival „Time to Listen“ hat sich die Akademie der Künste nicht nur künstlerisch und diskursiv mit Ansätzen befasst, wie mit der Umweltkrise und dem Thema Nachhaltigkeit umzugehen ist, sondern auch Handlungsweisen überdacht, neue Wege ausprobiert und Grenzen im institutionellen Rahmen erprobt. Dies betraf vor allem die Themen Mobilität, Kommunikation und Produktion.

Mobilität ist im Kunst- und Kulturbetrieb ein wichtiges Thema. Wie geht man als Veranstalterin mit Flugreisen um? Werden Künstler*innen eingeladen, die eine weite Anreise mit dem Flugzeug haben? Auf diese Fragen gibt es keine eindimensionalen Antworten; bei den Entscheidungen wurden mehrere Dimensionen berücksichtigt, darunter der Aspekt der Klimagerechtigkeit. Weitgehend sind die Künstler*innen innerhalb Deutschlands und Europas – aus Zürich, Graz, Paris und Großbritannien – mit dem Zug angereist; in begründeten Einzelfällen mit dem E-Auto oder dem Flugzeug. Die wenigen Künstler*innen, die eine weite Anreise hatten, kommen für einen längeren Zeitraum und mehrere Veranstaltungen nach Berlin. Beteiligte Künstler*innen aus Chile, Mexiko und Marokko kommen aus Regionen mit geringerem Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß. Gerade beim Klimathema ist es wichtig, die globalen Ungerechtigkeiten und Verflechtungen zu thematisieren.

Bei den Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit wurde darauf geachtet, dass die wenigen Druckmaterialien zur Bewerbung des Festivals umweltfreundlich hergestellt wurden. Für die Fahnen vor dem Akademie-Gebäude am Hanseatenweg sind alte Fahnen übermalt worden, der Kunststoff-Plot auf der Glasscheibe wurde durch Buttermilch ersetzt. Anstelle gedruckter Programmhefte bildet eine Wandzeitung im Zentrum des Foyers die zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten ab. Über QR-Codes können das gesamte Programmheft und Werktexte auf das Smartphone geladen werden.

Bei den Produktionen gab es im Vorfeld verschiedene Strategien: Nicht alles ist neu. Viele Werke werden wiederaufgeführt oder bearbeitet bzw. neu kontextualisiert, einige Werke sind Uraufführungen und greifen wichtige aktuelle Fragestellungen auf. Zwei Installationen werden mit vor Ort erzeugter Energie angetrieben. Die Ausstellungsarchitektur ist komplett nachgenutzt, das sämtliche Mobiliar ist aus dem Bestand, die Klimaanlage weitgehend ausgeschaltet. Das Projekt „Kill the Light – ein Haus ohne Strom“ von Arnold Dreyblatt erkundet, wie Kunst auch ohne Strom möglich ist, und lädt zu Rundgängen durch das Akademie-Gebäude am Hanseatenweg ein (27.8.2023, ab 19 Uhr). Auch die „Nachhaltigkeitsbude“ (2./3.9.2023) wurde nachhaltig konzipiert. Material wurde recycelt oder wird nachgenutzt. Die Bespielung erfolgt auch hier ohne Strom. Die eingebaute Minibühne für das Stück GIANT von Manos Tsangaris erkundet, wie Beleuchtung auf einer Minibühne mit Naturlicht möglich ist. Sie verbleibt für die weitere künstlerische Nutzung auf dem OTTO-Spielplatz in Moabit, dem Gastgeber des „Time to Listen“-Programms am Schlusswochenende (2./3.9.2023) mit Lesungen, Gesprächen und Performances im Rahmen des Kunstfestivals Moabit „Ortstermin“. Die Europäische Allianz der Akademien lädt dort zu einem Klima-Café ein. Am Hanseatenweg wird das Veranstaltungsprogramm der Akademie der Künste an dem Schlusswochenende bei freiem Eintritt zugänglich sein, es beinhaltet Präsentationen aus den Werkstätten mit Jugendlichen zum Festivalthema.

Die Akademie-Gastronomie Kulturcatering bietet im Rahmen von „Time to Listen“ ein ausschließlich vegetarisches und veganes Essen an und beteiligt sich grundsätzlich an der Aktion „Querfeld“, die Lebensmittelverschwendung bekämpft. Wasserspender sind für das Festival gratis aufgestellt.

Ein wichtiger Partner der Sektion Musik ist field notes / Initiative Neue Musik, mit dem bereits zum zweiten Mal ein Symposium zum Thema Nachhaltigkeit durchgeführt wird. Durch die Workshops werden praktische Umsetzungen in die Szene der zeitgenössischen Musik getragen.

Die Akademie der Künste versteht sich mit ihren Programmen als Ideengeberin und Vermittlerin zum Thema Nachhaltigkeit. Das Festival „Time to Listen. Die ökologische Krise in Klang und Musik“ setzt eine Reihe von Veranstaltungen fort, die sich der Klima- und Umweltkrise widmen, und leitet ein Schwerpunktprogramm zu diesem Thema im Herbst 2023 ein. Auch die eigene institutionelle Realität steht auf dem Prüfstand. Das Festival ist dabei ein Baustein.