ARTE POSTALE Bilderbriefe, Künstlerpostkarten, Mail Art

Ausstellung, 30. August - 8. Dezember 2013
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin


Illustre Künstlerpost und fantasievolle Mail Art-Massensendungen, zart aquarellierte Liebesbriefe, wild bestempelte und beklebte Künstlerpostkarten, visuelle Poesie, Text-Bild-Collagen und Politstatements – der Facettenreichtum künstlerischer Postsendungen scheint unerschöpflich. Mit rund 700 Exponaten bietet die Ausstellung ein weites Spektrum und zeigt sowohl klassische Künstlerbriefe als auch Mail Art-Objekte, künstlerisch gestaltete Briefe und Karten in ungewöhnlichen Formaten und nicht zuletzt auch Postkartenentwürfe von bildenden Künstlern. Einmal mehr breitet die Akademie Schätze aus ihren Archivbeständen aus. Gezeigt werden Briefe und Postkarten von George Grosz, Else Lasker-Schüler, Max Pechstein oder auch Zeichenbotschaften von Bernhard Heisig, Bernard Schultze, Werner Stötzer und Joachim John, die an die Akademie adressiert waren.


Bruno Taut („Glas") an die „Gläserne Kette“, 23.12.1919
Monument des neuen Gesetzes
Rundbrief mit Zeichnung
Braunpause, 34,3 x 23,4 cm
Sammlung „Gläserne Kette", Akademie der Künste, Berlin

Zu den zahlreichen gezeichneten, gemalten, collagierten, druckgrafisch oder typografisch bemerkenswerten Postsendungen von Künstlerinnen und Künstlern anderer Sparten zählen die Briefe der Architektengemeinschaft Gläserne Kette, kurze Bildgeschichten als Weihnachtspost von Hans Scharoun, aquarellierte Briefkarten von Sarah Kirsch, einfühlsame Liebesbriefe von Paran G’Schrey, Bilderbotschaften von Einar Schleef, Grüße und Kurzkommentare von Robert Wilson, Luigi Nono und György Ligeti.


Joseph W. Huber
The Importance of MAIL ART in the history of art, 1982
Mail Art-Karte auf Fotopapier, 10,5 x 14,7 cm
Guillermo-Deisler-Sammlung, Akademie der Künste, Berlin
© VG Bild-Kunst, Bonn 2013

Einen Schwerpunkt der Schau bilden Postsendungen von herausragenden Protagonisten der Mail Art-Szene der DDR und ihren Korrespondenzpartnern in Ost und West, darunter auch von in ihrer Heimat politisch verfolgten südamerikanischen Mail Artisten. Mit subversiver Energie und pointierter Metaphorik auf der Wort- und Bildebene verstanden sie es, staatliche Kontroll- und Regelinstanzen zu unterlaufen, den Horizont ästhetisch und gedanklich zu erweitern und über Grenzen hinweg politische und soziale Solidargemeinschaften zu bilden. Aus der Tausende von Postkarten, gestaltete Umschläge, Künstler Briefmarken und -Stempel, Plakate und Aktionsdokumente umfassenden Mail Art-Sammlung Guillermo Deislers (geb. 1940 Santiago de Chile; gest. 1995 Halle/Saale), die zu den Beständen der Kunstsammlung der Akademie gehört, wird hier zum ersten Mal eine Auswahl von politisch wie ästhetisch herausragenden Stücken präsentiert.

 
CL Francke, Rotterdam/Niederlande, an Guillermo Deisler, Plovdiv/Bulgarien, 1.7.1986
Das Paradies der Arbeiter
Mail Art-Karte mit Collage, 10,5 x 14,7 cm
Guillermo-Deisler-Sammlung, Akademie der Künste, Berlin

Wie wichtig für Fluxus- und Konzeptkünstler und viele andere Kunstschaffende im Westen die Postkarte als künstlerisches Medium und von welcher  generellen Bedeutung für die Freundschaft unter Künstlern der Austausch von Bildern und Worten per Post war und ist, führt ein weiterer Ausstellungsteil vor Augen. Er ist der Edition Staeck und der Künstlerpost gewidmet, die Klaus Staeck ("Mein Verhältnis zur Postkarte. Ein kleines Bekenntnis") von zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern erhielt. Zu seinen Korrespondenten gehören Joseph Beuys, Diter Rot und Daniel Spoerri, Hanne Darboven, James Lee Byars, Jean-Jacques Lebel sowie Andy Warhol, Peter Rühmkorf, Emil Schumacher und Jonathan Meese.
Das Ergebnis einer anlässlich der Ausstellung initiierten Mail Art-Aktion zum Thema „Academy/Akademie“ verdeutlicht, wie sehr auch im Zeitalter des Internets das analoge Netzwerken und künstlerische Agieren im „kleinen Format“ ein Bedürfnis ist und Freude macht.
Zur Ausstellung, kuratiert von Rosa von der Schulenburg, erscheinen ein Katalog und eine Postkarten-Edition mit Reprints von ausgewählten Motiven aus der Ausstellung, inklusive einer hierfür von Klaus Staeck gestalteten Postkarte.


  Mail Art


Verzeichnis der ausgestellten Werke (pdf-Dokument aus dem Katalog)


Joseph Beuys, Kassel, an Klaus Staeck, Heidelberg, 15.8.1977
Holzpostkarte
Siebdruck, Bleistift auf Fichtenholz
Sammlung Staeck
© Edition Staeck, Heidelberg / VG Bild-Kunst, Bonn 2013
Foto: Eric Tschernow