19.8.2004

Dieter Goltzsche übereignete der Akademie der Künste einen großen Teil seines künstlerischen Werks

Die bisher umfangreichste Schenkung im Bereich bildende Kunst hat die Stiftung Archiv von dem Berliner Maler und Graphiker Dieter Goltzsche erhalten. Akademie-Präsident Adolf Muschg dankte dem Künstler bei der Vertragsunterzeichnung für diese großzügige Geste.
Der Komplex der künstlerischen Werke von Goltzsche, der 1934 in Dresden geboren wurde, von 1952-1957 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studierte, danach Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin war und seit 1990 Mitglied der Akademie der Künste ist, enthält je ein Blatt seiner gesamten Druckgraphik, ein Konvolut von wenigstens 100 Pastellen, Tempera-Arbeiten, Aquarellen und Zeichnungen, mindestens 15 Skizzenbücher sowie originalgraphische Plakate.
Der schriftliche Teil der Schenkung wird das Dieter-Goltzsche-Archiv bilden. In ihm sind Korrespondenzen mit Künstlerkollegen und Personen der Zeitgeschichte (u.a. Lis Bertram-Ehmsen, Sarah Kirsch, Ingeborg Baier-Fraenger, Renate Lepsius, Roland Rittig) ebenso enthalten wie Manuskripte zu Reden, eigene unveröffentlichte und biographische Texte. Zu Beginn des Jahres 2006 wird eine umfassende Publikation seines Werks erscheinen. In ihr sollen die Tafeln zum künstlerischen Werk als Dokumentation der Schenkung neben der Auswahl aus seiner umfangreichen gezeichneten und geschriebenen Post stehen und die unveröffentlichten Manuskripte berücksichtigt werden. Bereits für zwei Werkverzeichnisse seiner Druckgraphik zeichnete die Stiftung Archiv der Akademie der Künste 1996 und 2001 als Herausgeberin.
1990 ist Dieter Goltzsche in die Akademie der Künste (Ost) gewählt worden. Von Heiner Müller zum Zwanziger Gremium hinzugezogen, gehörte er zum Kreis der Mitglieder, die die Vereinigung der beiden Akademien der Künste in Berlin vorbereiten halfen.
Der Vizepräsident der Akademie der Künste Matthias Flügge formulierte 2001:

"Dieter Goltzsches Arbeit ist in sich hermetisch, aber sie ist es auf wunderbar gelöste Weise. Der Zirkelschluß des Selbst führt nie zur formalen Verfestigung, sondern hält seine Mitte in der ebenso sensiblen wie vorurteilsfreien Haltung zur Welt, zu den Dingen und zur eigenen wahlverwandtschaftlichen Herkunft aus tiefem künstlerischen Grund (...) Unverstand und Ablehnung, die Goltzsche in der DDR auch in ihrer institutionalisierten Form erfahren mußte, haben ihn auf seinem Weg eher bestärkt als zweifeln lassen. Vielleicht haben sie seinen Hang zum Hermetischen befördert. Erklärbar, deutbar ist auch im Gegenständlichen nur weniges. Landschaft – auch die der Stadt – und Figur bleiben die Bezugspunkte, Beobachtetes und Erfahrenes strömen ein und werden bezeichnet, niemals aber illustriert. Der Reichtum der Einfälle und Formen äußert sich in einer bildnerischen Sprache, die nicht übersetzbar ist, aber mitteilsam bleibt, weil Natur und Kunst ihren Satzbau bestimmen."

Künftig werden kaum Ausstellungen zum Werk von Dieter Goltzsche ohne Leihgaben der Akademie der Künste möglich sein. Mit dem Goltzsche-Archiv erschließen sich der Forschung differenzierteste Aussagen zur Befindlichkeit von Künstlern, die in der DDR lebten und arbeiteten, ohne von Privilegien zu profitieren.

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