20.9.2007

Achim-Freyer-Archiv für die Akademie der Künste

Die Akademie der Künste hat das Archiv ihres Mitglieds, des Regisseurs, Bühnen- und Kostümbildners und Malers Achim Freyer (*1934) übernommen und eröffnet es nach erfolgter Archivierung und einer umfassenden Auswertung mit einer öffentlichen Veranstaltung am 2. Oktober.

Das Achim-Freyer-Archiv umfasst ca. 4000 Blatt Kostüm-, Bühnenbildentwürfe und Skizzen sowie 20 laufende Meter Inszenierungsunterlagen, Skizzenbücher, Szenenfotos, Kritiken und Ausstellungskataloge. Es dokumentiert Freyers Opern- und Schauspielinszenierungen bis in die jüngste Zeit. Die Personalunion von Regisseur und Ausstatter bietet die Möglichkeit, das gesamte für die jeweilige Inszenierung relevante Material in einem Bestand zu studieren. Es wird der Forschung nach einer ersten Verzeichnung ab dem 2. Oktober 2007 zur Verfügung stehen. Einzig nicht enthalten im Archiv sind die bildkünstlerischen Arbeiten Freyers, die in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert wurden. Das Achim-Freyer-Archiv wird von der Archivabteilung Darstellende Kunst der Akademie der Künste, Robert–Koch-Platz 10,10115 Berlin-Mitte, betreut.

Nach dem Studium der Gebrauchsgrafik an der Fachschule für Angewandte Kunst Berlin (Ost) wurde Freyer an der Akademie der Künste der DDR Meisterschüler von Bertolt Brecht. Ab Ende der 50er Jahre arbeitete er als Bühnen- und Kostümbildner für das Staatliche Puppentheater Dresden und das DEFA Studio für Trickfilme. Hierzu befinden sich im Archiv noch Entwürfe, Fotos und Filmreste u. a. zu den Trickfilmen „Das tapfere Schneiderlein“ (1962/63), „Heinrich der Verhinderte“ (1966) und „Der Apfel“ (1970), die er für den Regisseur Kurt Weiler ausstattete. Fotos, Kostüm- und Bühnenbildentwürfe dokumentieren die frühen Arbeiten Freyers für Choreografien von Ruth Berghaus an der Palucca Schule Dresden. Die letzten Ausstattungsarbeiten in der DDR, Bessons Inszenierung „Der gute Mensch von Sezuan“ an der Volksbühne (1970) und „Clavigo“ am Deutschen Theater Berlin (1971) sind durch zahlreiche Szenenfotos, Entwürfe und Filmfragmente dokumentiert.

1972 verließ Freyer die DDR. In der Bundesrepublik begann er auch Regie zu führen, 1974 im Sprechtheater mit „Maria Magdalena" von Franz Xaver Kroetz (Schlosspark-Theater, Berlin), 1979 mit „Iphigenie auf Tauris“ von Christoph Willibald Gluck (München) auch in der Oper. Seine „Zauberflöten“-Inszenierung in Hamburg 1982 schrieb Theatergeschichte und ist bis heute im Spielplan. Das Archiv enthält Entwürfe, Skizzen, ein Notizbuch, Modell- und Szenenfotos zu dieser Inszenierung wie auch zu ihren zahlreichen Gastspielen und Neuinszenierungen. Freyer arbeitete an den großen deutschen Opernhäusern und hat auch international, in Basel, Amsterdam, Wien, Paris, Salzburg, Rom, Venedig und Los Angeles, nachhaltigen Erfolg. Ein besonderer Schwerpunkt seines Schaffens galt den Uraufführungen im Musiktheater. So realisierte Freyer u. a. in Stuttgart die Philip Glass Trilogie „Satyagraha“ (1981), „Echnaton“ (1984) und „Einstein on the Beach“ (1988). Korrespondenzen und gewidmete Partituren zeugen von seiner Zusammenarbeit mit den Komponisten Helmut Lachenmann, Dieter Schnebel, Mauricio Kagel, Philip Glass und Erhard Grosskopf.

Mit dem dreibändigen Werk FREYER THEATER, von Sven Neumann im Auftrag der Akademie der Künste im Alexander Verlag herausgegeben, liegt zudem eine erste und umfassende Auswertung des Freyer-Archivs vor. Es wurde von der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen und privaten Mäzenen gefördert. Alle Theaterarbeiten Freyers werden mit Fotos, Entwürfen, konzeptionellen Texten und Kritiken vorgestellt.

Zur Archiveröffnung am Dienstag, 2. Oktober 2007, 19.30 Uhr im Akademiegebäude am Hanseatenweg stellt Achim Freyer die Publikation FREYER THEATER, an der er inhaltlich und bei der Gestaltung maßgeblich mitgewirkt hat, selbst vor und präsentiert „6 x Die Zauberflöte von Moskau über Warschau bis Schwetzingen“. Hermann Beil spricht über Freyer.

Zum Buch
FREYER THEATER
Die erste umfassende Dokumentation der Theaterarbeit von Achim Freyer
Herausgegebenvon Sven Neumann im Auftrag der Akademie der Künste.
3 Bände im Kunststoffschuber. 720 Seiten, über1200 großteils farbige Abbildungen, komplettes Werkverzeichnis. ISBN 978-3-89581-153-1. 148,- Euro

Zur Veranstaltung
Buchpremiere und Archiveröffnung mit Achim Freyer, Hermann Beil und dem Freyer-Ensemble
Dienstag, 2. Oktober 2007, 19.30 Uhr, Hanseatenweg 10, Studio
Eintritt € 4,-/ermäßigt 3,-
Kartenreservierung (030) 20057 – 2000
Reservierung von Pressekarten unter presse@adk.de

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