26.8.2004

Pressekonferenz zur aktuellen Diskussion um die Rechtschreibung

Einladung zur Pressekonferenz
zur aktuellen Diskussion um die Rechtschreibung
Montag, den 30. August, 11.30 Uhr
Clubraum der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

Es wird Zeit, nach Auswegen aus der verfahrenen Debatte um die Rechtschreibreform zu suchen. Der Kompromißvorschlag der Akademie wird im Rahmen dieser Veranstaltung ausführlich erläutert. Für die Beantwortung aller Arten von Fragen stehen zur Verfügung: Klaus Reichert (Präsident der Deutschen Akademie), Peter Eisenberg, Uwe Pörksen, Hartmut von Hentig, Hans-Martin Gauger und Friedrich Dieckmann (für die Akademie der Künste, Berlin)

Seit sieben Jahren leben wir mit einer gespaltenen Orthographie. Die meisten Älteren schreiben anders als die Jüngeren, und was die Jugendlichen außerhalb der Schule lesen, ist häufig nicht so geschrieben wie ihre Schulbücher. Trotz großer Bemühung von unter-schiedlicher Seite konnte die Gespaltenheit nicht überwunden werden. Sie droht sich jetzt zu verfestigen und zu vertiefen. Die Kultusminister halten an der Neuregelung fest, während ein sehr wichtiger Teil der Presse die auch bisher schon bedeutende Opposition gegen die Neuregelung in naher Zukunft verstärken wird.
Die Folgen der gesamten Entwicklung sind zumindest mittelfristig bedrohlich. Der Schriftspracherwerb wird erschwert, die Einheitlichkeit des Schreibgebrauchs preisgegeben, die Attraktivität des Deutschen als Lernersprache beeinträchtigt. Vor allem aber wird die deutsche Sprache selbst in Mitleidenschaft gezogen. Es ist deshalb nicht die Zeit für Schuldzuweisungen, sondern allein für die Suche der einflußreich Beteiligten nach einem für möglichst viele Seiten gangbaren Weg aus der verfahrenen Situation.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung sieht den wichtigsten Grund für die fehlende Akzeptanz der Neuregelung bei ihren inhaltlichen Mängeln. Man kann eine hochliteralisierte Sprachgemeinschaft nicht zur Verwendung einer Orthographie zwingen, die gegen das Sprachwissen und gegen das Sprachgefühl des normalen Sprachteilhabers verstößt. Man kann sie auch nicht zur Verwendung Hunderter von Wortschreibungen zwingen, die sich nicht aus dem allgemeinen Schreibgebrauch ergeben, sondern willkürlich gesetzt sind. Deshalb wird sich der Widerstand weder durch Kommissionen, noch durch Beiräte, Verordnungen oder Hochglanzbroschüren, sondern nur durch eine sachgerechte Veränderung des Regelwerks mit den zugehörigen Schreibweisen beenden lassen. Die Zeit bis zum Ende der Übergangsfrist im Juli 2005 oder einer etwas darüber hinausgehenden Frist muß zu konstruktiver Arbeit an einer Lösung genutzt werden. Als eine Grundlage dafür hat die Akademie ihren Kompromißvorschlag ausgearbeitet, der sowohl die sprachlichen als auch die pädagogischen und ökonomischen Probleme einer künftigen Regelung ins Auge faßt.
Der Kompromißvorschlag der Akademie läßt besonders sichtbare Züge der Neuregelung bestehen, soweit sie sprachlich verantwortbar sind, allem voran die Ersetzung des ß nach Kurzvokalbuchstaben durch ss, aber auch anderes. Dadurch wird vermieden, daß beispielsweise Schulbücher neu gedruckt werden müssen. Andererseits verfolgt der Vorschlag dort einen konsequenten Rückbau, wo die Neuregelung gegen die Sprachstruktur verstößt, wo sie die Ausdruckskraft und Ausdrucksvielfalt des Deutschen beschädigt, wo sie zu falschen Schreibweisen verleitet und wo sie sogar zur Beseitigung von Wörtern führt oder beiträgt. Betroffen ist in erster Linie die Getrennt- und Zusammenschreibung, danach die Groß- und Kleinschreibung, die Silbentrennung, die Schreibung der Fremdwörter und eine Reihe von Einzelfällen.

Bitte geben Sie uns Nachricht, ob Sie an der Pressekonferenz teilnehmen werden.

Email: corinna.blattmann@deutscheakademie.de - Tel.: 06151/409216 o. 409219

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