8.7.2004

Dokumente der Zauberei. Der Bühnenbildner Teo Otto

Ausstellung 14. Juli bis 15. August 2004 (außer 31.7.) Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Berlin

Eröffnung Dienstag, 13. Juli 2004, 19.00 Uhr, Studiofoyer (Eintritt frei)

Unter dem Titel "Dokumente der Zauberei" (Max Frisch) präsentiert die Stiftung Archiv der Akademie der Künste eine Ausstellung des Bühnenbildners Teo Otto (1904-1968). Im Jahr seines 100. Geburtstags ist eine Auswahl der Arbeiten des Akademiemitglieds an der Kroll-Oper, den Preußischen Staatstheatern, dem Schauspielhaus Zürich, der Staatlichen Werkakademie Kassel und der Kunstakademie Düsseldorf aus dem Teo-Otto-Archiv / Sammlung Gusti Wolf im Studiofoyer am Hanseatenweg 10 zu sehen. Gusti Wolf wird zur Eröffnung anwesend sein.

Schwerpunkt sind die Arbeiten zu Faust I und II, Inszenierungen von Leopold Lindtberg für die Salzburger Festspiele 1961 und 1963. Neben den "Brechtbühnen" waren Otto seine Faust-Ausstattungen immer lieb und wichtig. In 35 Jahren brachte Otto Faust fünfzehn mal auf die Bühne. Der Hamburger Faust 1957/58 mit Gustaf Gründgens erlangte Gültigkeit und theatergeschichtliche Relevanz. Bühnenbildentwürfe, Skizzen und Figurinen, u.a. zu Und das Licht scheint in der Finsternis, Wien 1953, Juarez und Maximilian, Salzburg 1958, Der Richter von Zalamea, Wien 1962, zu Macbeth, Wien und Salzburg 1964, sowie Projektionsvorlagen für Lulu, Frankfurt am Main 1960, komplettieren die Kabinettausstellung.

Teo Otto wurde am 4.2.1904 in Remscheid geboren, besuchte die Maschinenbaufachschule in Remscheid, studierte von 1923-1926 Malerei an der Kunstakademie Kassel bei Ewald Dülberg, debütierte 1924 als Bühnenbildner am Staatstheater Kassel, war 1927-1931 Assistent und Bühnenbildner an der Kroll-Oper Berlin, 1932-1933 dann Ausstattungsleiter der Preußischen Staatstheater Berlin. 1933 ging Otto in die Emigration in die Schweiz und wurde Ausstattungsleiter am Schauspielhaus Zürich. Ab 1949 arbeitete Teo Otto auch als Gastausstatter an deutschen und internationalen Bühnen. Er war 1952-1959 Professor an der Staatlichen Werkakademie Kassel und an der Kunstakademie Düsseldorf und wurde 1958 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin (West). Am 9.6.1968 ist Teo Otto in Frankfurt/Main gestorben.

Zwischen diesen nüchternen Zahlen verbirgt sich ein arbeitsreiches Leben, rund 800 Ausstattungen sind nachweisbar. An Ferdinand Riesers Pfauenbühne, dem späteren Schauspielhaus Zürich, stattete Otto jährlich über 30 Inszenierungen aus. Dieses Arbeitspensum behielt er auch später annähernd bei. Teo Otto schuf Spiel-Räume für Schauspieler, dabei war er sehr erfindungsreich. Mangel an finanziellen Mitteln und Material setzte er schöpferisch um. Eine dieser "Mangel"-Erfindungen ist die "Lichtplastik", "der vom Licht durchspielte Raum – sich ständig verändernd". Besonders bedeutend in Teo Ottos Schaffen sind seine Ausstattungen der großen Exilstücke Brechts, beginnend mit der Uraufführung der Mutter Courage und ihre Kinder 1941 in Zürich. Brecht hat Ottos Bühnenbilder später zum Modell erklärt, der "Courage"-Wagen ist aus den Aufführungen nicht wegzudenken.

1999 begann in der Akademie der Künste der Aufbau des Teo-Otto-Archivs / Sammlung Gusti Wolf. Die Kammerschauspielerin Gusti Wolf hatte Teo Otto 1946 in Wien kennen gelernt und in den 1960er Jahren begonnen, seine Arbeiten zu sammeln. Einen Teil ihrer Sammlung übergab Frau Wolf der Akademie der Künste. Der Bestand ist verzeichnet und der Öffentlichkeit zugängig. Die in Berlin bewahrten Arbeiten Teo Ottos erstrecken sich auf einen Zeitraum von 1953 bis 1964. Es sind Skizzen, Bühnenbildentwürfe und Figurinen, Ausstattungen für Schauspiel und Oper, entstanden für österreichische und deutsche Bühnen im Zusammenwirken mit u.a. Leopoldt Lindtberg, Ernst Lothar, Josef Gielen, Günther Rennert und Georg Solti.

Weitere Informationen unter (030) 30884-253.

Druckversion