20.10.2005

Akademie der Künste zum beabsichtigten Verkauf der "Berliner Zeitung" an Finanzinvestoren um David Montgomery

Mit Besorgnis hat die Akademie der Künste zur Kenntnis genommen, daß die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck plant, den Berliner Verlag und damit auch die „Berliner Zeitung“ an eine Gruppe von Finanzinvestoren um David Montgomery zu verkaufen. Wir teilen die Befürchtungen der Öffentlichkeit und der Redaktion, daß damit eine in Jahren errungene Position journalistischer Qualität, innerdeutscher Verständigung und wirtschaftlichen Erfolgs einem kurzfristigen Gewinnstreben geopfert werden soll. Private Equity Fonds geht es im Mediengeschäft gemeinhin nicht um journalistische, kulturelle und mentalitätspolitische Kompetenz. Die Berliner Zeitung ist in den vergangenen Jahren über die alten Grenzen des Ostens weit hinausgewachsen. Ihre Redakteure und Autoren haben für die Integration, deren prekärer Zustand gerade wieder im Deutschen Bundestag deutlich wurde, viel geleistet. Trotz des in Berlin unvergleichlich harten Wettbewerbes haben sie es geschafft, dem Blatt publizistische Standards zu erhalten, die es zu einer der wichtigsten deutschen Tageszeitungen gemacht haben.

Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, die mit verlegerischer Sorgfalt ein Blatt wie DIE ZEIT erhält, setzt sich dem Verdacht aus, sie würde den Untergang der „Berliner Zeitung“ riskieren, um den Markt zugunsten des defizitären „Tagesspiegel“ zu „bereinigen“. Ausgewiesene Verleger stehen bereit, die „Berliner Zeitung“ zu übernehmen und auf ihrem erfolgreichen Weg fortzuführen.

Die Ausgewogenheit unterschiedlicher Profile auf dem deutschen Qualitätszeitungsmarkt ist ein hohes politisches und kulturelles Gut. Nicht zuletzt im eigenen Interesse sollte der Holtzbrinck-Konzern alles tun, um diesen Zustand zu befestigen.

Adolf Muschg                                              
Präsident der Akademie der Künste 

Matthias Flügge
Vizepräsident der Akademie der Künste  

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