4.6.2014

Akademie der Künste verhandelt den „Schwindel der Wirklichkeit“ in den Künsten

„Vorbereitungsbüro“ bis zum 2. Juli, Ausstellung und Veranstaltungen ab 17. September

Mit ihrem aktuellen Schwerpunktprogramm „Schwindel der Wirklichkeit“ stellt die Akademie der Künste die Frage nach der Konstruktion und Dekonstruktion von Wirklichkeit in den Künsten. Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt, das bis Juli in einem wöchentlich tagenden „Vorbereitungsbüro“ eingeleitet wird, steht im Mittelpunkt des Herbstprogramms der Akademie.

Wie verändern die Künste heute die Wirklichkeit? Wie verhalten sich ästhetische Produktion und politischer, gesellschaftlicher Raum zueinander? Die tief greifenden Veränderungen der Kunstpraxis durch die Neuen Medien, insbesondere durch die Digitalisierung, haben zu immer neuen Strategien geführt, in und mit den Künsten Wirklichkeit zu konstruieren oder zu dekonstruieren, um im Sinne einer kritischen Reflexion einen Beitrag zur Aufklärung und zum Widerstand zu leisten. Das Projekt sucht Antworten auf die Frage nach der Neupositionierung des Betrachters zwischen Kunstwerk und Wirklichkeit, beleuchtet Schlüsselbegriffe wie Partizipation und Interaktivität und ergründet Veränderungen in unserer Selbstbestimmung, die alle Lebensbereiche der Gegenwart betreffen.

Das Programm im Herbst umfasst eine groß angelegte Ausstellung, das „Metabolische Büro zur Reparatur von Wirklichkeit“ sowie ein dichtes Veranstaltungsprogramm mit über 40 Vorträgen, Performances, Konferenzen, Konzerten, Workshops und Führungen. Online präsentiert sich das Projekt bereits jetzt mit Live-Streams, Videos, Interviews und einem Blog auf der Internetseite www.schwindelderwirklichkeit.de.

Die Ausstellung stellt künstlerische Strategien und Arbeitsweisen vor, in denen die Wahrnehmung des Betrachters im Zentrum steht. Das Kunstwerk verwirklicht sich nur in und durch ihn selbst. Dabei stehen die aktuellen Entwicklungen der Game Art in einer Tradition künstlerischer Auseinandersetzungen seit den 1960er Jahren, insbesondere von Closed Circuit Videoinstallationen, aber auch Performances, Partizipationsprojekten, Filmen, Fotografien und Spiegelobjekten. So läuft der Besucher durch Bruce Naumans Live-Taped Video Korridor (1970), und auf dem Monitor am Ende des Korridors verkleinert sich sein Abbild, je näher er dem Bildschirm kommt. Hamish Fulton konzipiert erstmals einen Public Walk für Berlin; bei Walking East – Walking West werden 800 Teilnehmer involviert sein. In dem Computerspiel Frontiers der Künstlergruppe gold extra schlüpfen die Spieler in die Rolle von Flüchtlingen und Grenzpolizisten an den Rändern Europas.

Künstler der Ausstellung:
Marina Abramović, Art+COM, Herman Asselberghs, Alexander Bruce, Peter Campus, Andrea Clemens, Thomas Demand, Ariana Dongus, Olafur Eliasson, Valie Export, Christian Falsnaes, Harun Farocki, Rosa Feigs, Hamish Fulton, Jochen Gerz, Dan Graham, gold extra, Lars Harzem / Bastian Schmidt, Alex Hay, Jeppe Hein, Lynn Hershman Leeson, Richard Kriesche, Bjørn Melhus, Sarah Möller / Christian Brinkmann / David Wiesner, Molleindustria, Bruce Nauman, Julian Oliver / Danja Vasiliev, Trevor Paglen, Paidia Institute, Nam June Paik, Michelangelo Pistoletto, Sophia Pompéry, Franz Reimer, Ulrike Rosenbach, Tino Sehgal, Tale of Tales, Nasan Tur, Bill Viola, Giny Vos, Thomas Wrede

Inmitten der Ausstellung agiert das Metabolische Büro zur Reparatur von Wirklichkeit als permanente Möglichkeit der Eskapade, des Dialogs, des Widerspruchs und der Auslösung von Prozessen, die sich in unterschiedlichster Form an der Ausstellung entzünden. In Anlehnung an die Ideen von Joseph Beuys zur „Sozialen Plastik“ unterziehen sich hier die Themenstränge vom „Schwindel der Wirklichkeit“ in der Interaktion mit dem Besucher sowie gastierende Protagonisten einem ‚Stoffwechselprozess‘.

Welche Wirklichkeiten Schauspieler auf den heutigen Theaterbühnen verhandeln, erhellen die von Ulrich Matthes kuratierten Videogespräche „Spielweisen“ mit Schauspielern wie Josef Bierbichler, Edith Clever oder Fabian Hinrichs, die im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden und parallel als DVD Edition erscheinen.

Veranstaltungen (Auswahl):
Künstlergespräch Trevor Paglen und Harun Farocki mit Niels Van Tomme (17.9.)
Symposium Im Taumel. Auf der digitalen Schwelle
Das Symposium rückt die digitale Schwelle selbst in den Fokus und nimmt den Zustand der fortwährenden Veränderung ernst, den die Entwicklungen computerbasierter Technologien mit sich bringen. (26. - 27.9.)
Tanztheater „Mistral“ – Susanne Linke / Koffi Kôkô
Die Tänzer-Choreographen Susanne Linke und Koffi Kôkô behaupten in ihrem Dialog „Mistral“ eine Wirklichkeit der Körperpräsenz gegen den virtuellen Raum. (17. - 19.10.)
Symposium Metabolische Therapie zur Reparatur von Stadt-Wirklichkeit
Der Schwindel der Finanzprodukte erfasst die Stadtkultur. Gebäude und Städte werden zu Anlageobjekten, Privatisierungen verdrängen den öffentlichen Raum. Diesen Paradigmenverfall diagnostiziert das Symposium anhand von weltweiten Beispielen. (23. - 25.10.)
Konzerte/Installation/Elektronik ensemble mosaik, MIVOS-Quartett u.a.
Das Musikprogramm versammelt kompositorische Reflexionen zu Begriffen wie Simulation, akustische Täuschung, Vereinnahmung, Suggestion. Es lädt ein zu öffentlichen Proben, Konzerten (22.10. MIVOS-Quartett u.a., 29.11. ensemble mosaik) und Midi-Klavier-Präsentationen in der Ausstellung.

Schwindel der Wirklichkeit
Ausstellung, Veranstaltungen, Metabolisches Büro zur Reparatur von Wirklichkeit
Vorbereitungsbüro: bis 2. Juli 2014 immer mittwochs 17 Uhr, Eintritt frei
Eröffnung: Dienstag, 16. September 2014, 19 Uhr
Laufzeit: 17. September bis 14. Dezember 2014
Veranstaltungsort: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin- Tiergarten www.schwindelderwirklichkeit.de
„Schwindel der Wirklichkeit“ ist ein Projekt der Akademie der Künste und findet im Rahmen der Berlin Art Week statt. Ausstellung in Kooperation mit der FH und Universität Potsdam. Die Ausstellung wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und die Karin und Uwe Hollweg Stiftung

Pressekontakt
im Auftrag der Akademie der Künste: Julia Albani und Ubin Eoh, Bureau N, Tel. 030 627 36 102, Mobil: 0176 241 481 31, schwindelderwirklichkeit@bureau-n.de

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