26.4.2024, 14 Uhr
Akademie der Künste trauert um Michael Verhoeven (1938 – 2024)
Der Regisseur, Autor, Darsteller und Produzent Michael Verhoeven, der seit 1984 Mitglied der Akademie der Künste war, verstarb am 22. April 2024. Er wurde 1938 in Berlin in eine Theaterfamilie geboren, wuchs in München auf und stand bereits als Kind auf der Bühne und vor der Kamera. Zunächst absolvierte er ein Medizinstudium. Neben seiner Tätigkeit als praktizierender Arzt wendete er sich ab 1966 wieder dem Film zu. Er gründete zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Senta Berger, die Sentana-Filmproduktion, und begann sich dezidiert politischen Themen zuzuwenden. Verhoeven realisierte seit 1967 Serien, Spiel- und Dokumentarfilme fürs Fernsehen und vor allem fürs Kino. Er war an fast 100 Filmen beteiligt.
Ulrich Gregor, Mitglied der Sektion Film- und Medienkunst, würdigt Michael Verhoeven:
„Das filmische Schaffen von Michael Verhoeven ist auf besondere Weise mit uns, dem Arsenal, dem Forum und der Berlinale verbunden. Denn seine scharf aggressive, auf realen Ereignissen basierende Vietnam-Parabel mit dem provokativen Titel o.k. entfachte auf der Berlinale 1970, wo der Film im Wettbewerb lief, derartige Turbulenzen, dass das Festival abgebrochen werden musste. In der Folge entstand das Internationale Forum des Jungen Films als neuer, unabhängiger Bestandteil der Berlinale – die dadurch eine Erneuerung erfuhr.
Auch das übrige, umfangreiche filmische Œuvre von Michael Verhoeven offenbart eine eigene Handschrift. Immer wieder sind seine Filme geprägt von der Reflexion über die deutsche Vergangenheit: Die weiße Rose (1982) erzählt die Geschichte der Widerstandsgruppe der Geschwister Scholl, in Das schreckliche Mädchen (1990) überprüft eine Schülerin die NS-Vergangenheit einer bayerischen Kleinstadt, Der unbekannte Soldat (2006) untersucht die Reaktionen auf die Wehrmachtsausstellung, Menschliches Versagen (2008) analysiert anhand von Bestandslisten die Konfiszierung jüdischen Vermögens. Alle diese Filme kreisen um das Thema Aufarbeitung des Nazi-Regimes.
Das Werk Michael Verhoevens ist aber nicht nur beispielhaft durch sein Engagement und die Kraft der politischen Gedankenarbeit, die seine Filme vorantreibt. Es bearbeitete auch andere thematische Bereiche und überrascht immer wieder durch die Brillanz formaler filmischer Innovation.
Wir haben uns mit Michael Verhoeven immer verbunden gefühlt, weil wir sein Entsetzen über die vom NS-Regime verübten Verbrechen und die Komplizenschaft der Mittäter nur zu gut teilen konnten.“
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste