Natur ist wahre Architektur Zeichnungen und Aquarelle des Architekten Bruno Taut

Ausstellung
Bruno Taut war einer der fantasievollsten Architekten im zwanzigsten Jahrhundert. Sein gebautes Werk ist vielfältig, noch reicher ist sein Nachlass, der im Baukunstarchiv der Akademie der Künste in Berlin bewahrt wird. Zu ihm gehören etwa 240 Zeichnungen, Pastelle und Aquarelle aus der Zeit zwischen 1892 und 1908, außerdem rund 100 Zeichnungen, die zwischen 1933 und 1938 in seinem Exil in Japan entstanden sind; viele von ihnen werden heute in Tokio bewahrt.

Bruno Taut hat sich früh mit der Beziehung von Natur und Architektur beschäftigt. Seine Gedanken hielt er 1904 in einem handschriftlichen Manuskript fest: „Die Entwicklung der modernen Architektur verdanken wir am meisten dem Umstand, dass unsere Baukünstler zur Natur zurückkehrten. Sie erkannten den harmonischen Zusammenklang zwischen den Werken unserer Vorfahren und der sie umgebenden Natur und lernten es nach schlimmen Zeiten der Stilnachahmung endlich wieder, frei von jedem Zwange ihre Bauten in einer schlichten, anspruchslosen Art der Natur einzufügen. Es ist dies ein äußerst feines Empfinden für die Raumbildungen, wie sie nur die Natur vielfach zeigt. Denken wir an den Wald mit seinen tausendfältigen Raumvariationen, an den Sternenhimmel, das Gebirge und dergleichen.“

Tauts in farbiger Kreide oder als Aquarell angelegte Naturzeichnungen entstanden überwiegend während seiner Aufenthalte in Chorin und Umgebung. Er hatte über die Künstler-Freunde, die sich an den Wochenenden dort trafen, eine besondere Verbindung zu dem Klosterort in der Mark entwickelt. Hier lernte er auch seine spätere Ehefrau Hedwig Wollgast, die Tochter des Klosterschankwirts, kennen. Vielleicht ist die heitere Farbigkeit, die seine Zeichnungen prägt, nicht allein der Natur und deren ewig wechselnden Bildern geschuldet. Bruno Taut interessierte das Gefühl, das er während des Zeichnens in sich spürte, – mehr als das Motiv selbst. Die Farbigkeit seiner späteren Siedlungsbauten in Magdeburg und Berlin, die zwischen 1924 und 1930 entstanden, ist ohne seine frühe Auseinandersetzung mit den Wirkungen von Farben in der Natur undenkbar.

Bruno Taut notierte rückblickend in seinem Tagebuch, das in Japan entstand: „Ich habe als junger Mensch die japanischen Zeichnungen und Dekorationen genau studiert, sie zwar nicht imitiert, aber viele Jahre hindurch in der Natur die Einzelheiten zu erlauschen versucht, in denen die Natur Gesetze der künstlerischen Formen mir zu enthüllen schien.“

Die Ausstellung zeigt mit gut 60 Werken einen Querschnitt aus den Naturzeichnungen Bruno Tauts im Baukunstarchiv der Akademie der Künste, die aufgrund ihrer Kostbarkeit hier als Faksimiles gezeigt werden.

Eine Veranstaltung des Freundeskreises Alte Feuerwache Eichwalde e.V. und des Baukunstarchivs der Akademie der Künste, Berlin, unterstützt vom Landkreis Dahme-Spreewald, der Gemeinde Eichwalde und der Berliner Volksbank

12.5. — 24.6.2012
Alte Feuerwache Eichwalde, Bahnhofstraße 79, 15732 Eichwalde, www.altefeuerwache-eichwalde.de

Do-So, 15-18 Uhr, Eintritt frei
11. Mai, 19 Uhr: Ausstellungseröffnung, Einführung: Eva-Maria Barkhofen, Akademie der Künste; Musik: Chorensemble "Audite"