Digitalisierung, Erschließung, Restaurierung

Restaurierung der Glasdia-Sammlung aus dem Nachlass von Konrad Wachsmann

Projektlaufzeit: 16. Mai 2022 – 30. Mai 2022

Konrad Wachsmann: Study of a Dynamic Structure, Glasdia, Aufnahme vor der Restaurierung

Die rund 350 Stücke umfassende Glasdia-Sammlung aus dem Nachlass des Architekten und Hochschullehrers Konrad Wachsmann (1901-1980) wurde erfasst, konservatorisch gesichert und digitalisiert. Das in Teilen noch unveröffentlichte, infolge starker mechanischer wie chemischer Beanspruchungen vielfach nur noch fragmentiert erhaltene Bildmaterial konnte nun auch inhaltlich entschlüsselt und kontextualisiert werden.

Der aus einer jüdischen Familie stammende Architekt Konrad Wachsmann war nach seiner Emigration als Hochschullehrer am Illinois Institute of Technology (IIT) in Chicago, als Unternehmer in New York und Los Angeles tätig. Dort verwendete er bis in die frühen 1970er Jahre als „Director“ des Building Institute der University of Southern California die in drei Blechkassetten aufbewahrten rund 350 Glasdias als Bildmaterial für seine zahlreichen Vorträge, Ausstellungen und Buchprojekte. Im eigenen „Office“ waren sie das zentrale Kommunikationsmittel zur Abstimmung mit Mitarbeiter*innen, Studierenden, Kollegen und Auftraggeber*innen.

Der überwiegende Teil der 80 x 100 mm großen Glasdias befand sich seit der Nachlassübergabe Ende der 1990er-Jahre noch unerschlossen in drei Blechkassetten. Eine thematische Reihenfolge war nicht erkennbar, nur Herstellungsarten und Ordnungssysteme, die sich durch die Umrändelungen, Masken, Klebepunkte und Papieretiketten mitteilten.

Diese Markierungen lassen auf sechs Herstellungsphasen schließen: Die drei ersten fallen zusammen mit dem Beginn von Wachsmanns Lehrtätigkeit in Chicago und den zunehmenden Vorträgen, die vierte Phase umfasst den Bildervorrat für Publikationen, und die fünfte und sechste Phase beinhaltet Bilder, die auf Reisen und in Genua, wo Wachsmann länger tätig war, sowie am Building Institute in Los Angeles hergestellt wurden.

Für die Rekonstruktion der Verwendungszusammenhänge kam erschwerend hinzu, dass Wachsmann offensichtlich Glasdias hinzufügte, verdoppelte, entfernte oder ergänzte. Die Sammlung kann also über die bloße Kategorie „Vortragsmaterial“ hinaus als ein eigenständiges Arbeits- und Reflexionsmittel betrachtet werden.

Robertson Ward, langjähriger Arbeitskollege und Freund von Wachsmann, führte in den frühen 1980er-Jahren in der noch gemeinsam angelegten Findliste bereits die „Three boxes of glass slides“ auf. Die Glasdia-Sammlung schaffte es damit in den selbst organisierten Vorlass. Doch irgendwann muss es einen massiven Wasserschaden gegeben haben, der zu einer Korrosion der Kassetten führte und sich sehr ungünstig auf die darin gelagerten Glasdias auswirkte. Insgesamt 28 Schadensbilder wurden während es Restaurierungsprozesses festgehalten, darunter zahlreiche mechanische Schäden und chemische Veränderungen.

Die mit der Restaurierung einhergehende, detaillierte Aufnahme technischer Merkmale im Abgleich mit den Bildinhalten ermöglicht nicht nur die präzise Verzeichnung und digitale Bereitstellung in der Archivdatenbank für zukünftige wissenschaftliche Nutzungen, sondern liefert bereits jetzt konkrete Ergebnisse zu neuen Forschungsansätzen.

Projektleitung: Dr. Sibylle Hoiman, Leiterin des Baukunstarchivs

Projektteam: Soetje Marie Beermann, archivarische Mitarbeiterin des Baukunstarchivs, Heidi Paulus, Diplom-Restauratorin für Fotografie, Stefanie Pfeifer, Diplom-Restauratorin für Fotografie, Jessica Unbereit, Restauratorin für Fotografie M. A.

Gefördert durch den Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder
Fragiler Wissensspeicher - Restaurierungsförderung der KSL

 

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