Brecht-Haus-Lecture: „Theater und Getreide: Brechts und Diderots Entdeckung der Ökonomie 1769/1925“
Brecht hatte im Jahre 1937 die Idee, eine „Diderot Gesellschaft“ zu gründen. Wir wissen nicht warum. Aber es gibt eine bezeichnende Parallele Brechts zum Schriftsteller und Theaterkritiker Denis Diderot: Beide entwickelten Interesse an Fragen der Ökonomie, und zwar über das Brot. Die scheinbar so unvermeidbaren Hungersnöte in Frankreich und die scheinbar so unkontrollierbar fluktuierenden Getreidepreise in der Weimarer Republik brachten sie dazu, die trockenen Texte der Ökonomen zu studieren (Diderot erlebt die Anfänge einer ökonomischen Wissenschaft, so wie wir sie kennen). Und das Theater galt ihnen zuallererst als ein heuristisches Instrument, nicht als bloßes Repräsentationsmittel. Was geschieht mit dem Theater, wenn es sich auf die Ökonomie einlässt? Es kann nicht auf der Bühne bleiben, sondern expandiert. Genau dies lässt sich an der Konstellation Diderot/Brecht studieren.