Helke Sander: Aufräumen

Film und Gespräch

Die Dokumentaristin Claudia Richarz hat entlang der filmischen Arbeiten von Helke Sander ein feinfühliges Porträt der Regisseurin gezeichnet. Sie gibt ihr den Raum, als genaue und oft ironische Beobachterin über Ideologien und Widersprüche zu reflektieren.

Nach ersten Theatererfahrungen in Finnland hat Helke Sander seit 1966 rund 20 Filme realisiert, die sich vor allem durch die Verschränkung von tatsächlichen Ereignissen mit Fiktion auszeichnen. Die Filmemacherin und Autorin, geboren 1937 in Berlin, ist eine Ikone der Frauenbewegung und des neuen deutschen Films. Sie war ein Leben lang politisch aktiv und unbequem und hat viele Errungenschaften für Frauen, die uns heute selbstverständlich sind, angestoßen und umgesetzt.

Ab 1966 besuchte sie im ersten Jahrgang die deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin. 1967 wird sie Mitglied im Sozialistischen Deutschen Studentenbund. Auf dem Delegiertenkongress des SDS im September 1968 erklärt sie in ihrer legendären „Tomatenrede“: „Das Private ist politisch“. Ab 1970 arbeitet sie als freie Filmemacherin, veranstaltet 1973 zusammen mit Claudia von Aleman das 1. Fraunfilmseminar in Berlin und gründet 1974 die Zeitschrift Frauen und Film. Von 1981 bis 2001 ist sie Professorin an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und arbeitet als Autorin.

Im Dokumentarfilm von Claudia Richarz räumt Helke Sander nun mit über 80 Jahren auf: Das Kleid, das sie als junge Frau so gern getragen hat, als sie Anfang der 1960er-Jahre in Finnland lebte, die prähistorischen Venusfiguren mit großen Brüsten und voluminösen Bäuchen, die Frauen als Mütter feiern, und natürlich Exemplare der Zeitschrift Frauen und Film. „Aufräumen hat ja auch eine innere Bedeutung, etwas Transzendentes“.

Claudia Richarz spürt im Film nach, was ihre politische Haltung für Sanders eigenes Lebensgefühl, ihren Sohn und die Liebe bedeuten mag. Sie verbindet Sanders künstlerisches Schaffen durch eindrucksvolle Filmausschnitte mit ihrem Leben bis heute.

„Helke Sander – sperrig, verführerisch und revolutionär – gehört zum Weltkulturerbe. Weil ihr dauernd Steine in den Weg geworfen wurden, ist sie noch immer am Aufräumen.“
Luise F. Pusch, Sprachwissenschaftlerin & Autorin

Sonntag, 10.3.2024

19 Uhr

Hanseatenweg

Studio

Helke Sander: Aufräumen, Dokumentarfilm von Claudia Richarz, D 2023, 82 min

Gäste: Helke Sander, Claudia Richarz

Moderation: Conny Klauß

In deutscher Sprache

€ 6/4