6.12.2012

Ungarn auf dem Weg in den staatlich verordneten Antisemitismus?

Nach den antisemitischen Attacken eines Parlamentariers der Jobbik-Partei, der Menschen jüdischer Abstammung zählen lassen will, da Juden, speziell Mitglieder des ungarischen Parlaments und der Regierung, ein nationales Sicherheitsrisiko für Ungarn bedeuten, wird ein weiterer skandalöser Vorfall bekannt.

Der Präsident der staatstreuen ungarischen Kunstakademie, György Fekete, führendes Mitglied einer Regierungspartei, greift mit antisemitisch unterlegten Äußerungen den Schriftsteller György Konrád an.
Der Wochenzeitung „Demokrat“ sagte Fekete in einem Interview: „Wir müssen davon ausgehen, dass das Ausland sogar auch György Konrád für einen Ungarn hält, unabhängig davon, was er sagt.“
Fekete setzt sich dafür ein, dass kritische ungarische Künstler, die sich auch in internationalen Medien äußern, künftig nicht mehr Mitglied der Kunstakademie sein können.

Adam Fischer hat heute in der deutschen Presse den Skandal öffentlich gemacht. Er selbst war 2010 aus Protest gegen die ungarische Kulturpolitik als Generalmusikdirektor der Ungarischen Staatsoper zurückgetreten.

Für die Akademie der Künste in Berlin gilt, dass sie ihrem langjährigen ehemaligen Präsidenten György Konrád beisteht und schärfsten Protest gegen die Tolerierung antisemitischer Propaganda durch die ungarische Regierung erhebt. Einmal mehr wird die Mitgliedschaft Ungarns in der Europäischen Union auf für uns alle gefährliche Weise aufs Spiel gesetzt.

Klaus Staeck
Präsident der Akademie der Künste

Druckversion