28.9.2015

Joana-Maria-Gorvin-Preis an Kirsten Dene

Die Schauspielerin Kirsten Dene erhält den Joana-Maria-Gorvin-Preis 2015. Diese Auszeichnung, welche die Akademie der Künste im Auftrag der Joana-Maria-Gorvin-Stiftung alle fünf Jahre vergibt, würdigt die überragende Leistung einer Theaterkünstlerin im deutschsprachigen Raum. Die Jury, die nach dem Willen des Stifters Maximilian B. Bauer, dem Ehemann Joana Maria Gorvins, jeweils von fünf männlichen Mitgliedern der Sektion Darstellende Kunst gebildet wird, bestand in diesem Jahr aus Ulrich Khuon, Ulrich Matthes, Hans Neuenfels, Nicolas Stemann und Klaus Völker.

In der Begründung heißt es, Kirsten Dene gehöre zu jenen großen Schauspielerinnen, „die, wenn sie die Bühne betreten, uns in Bann zu schlagen und beseligend zu betören vermögen.“ Gleichwohl sei sie durch und durch Ensemblespielerin und habe mit dem Ensemble Claus Peymanns in Stuttgart, Bochum und Wien großartige Aufbrüche mitgestaltet. Sie sei auch „eine tolle Komödiantin, aber keine Ulknudel. Humor als Attitüde kommt für sie nicht infrage.“ Vielmehr lege sie stets auch eine „Haltung“, einen „gesellschaftlichen Hintersinn“ mit an.
Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 9. Dezember vor geladenen Gästen am Burgtheater Wien verliehen. Bisherige Preisträgerinnen waren Pina Bausch (1995), Anny Schlemm (2000), Anja Silja (2005) und Jutta Lampe (2010).

Kirsten Dene, 1943 in Hamburg geboren, absolvierte ihre Ausbildung an der dortigen Schauspielschule für Musik und Theater. Erste Auftritte hatte sie als Studentin in Gründgens-Inszenierungen am Deutschen Schauspielhaus. Als Zuschauerin erlebte sie dort auch Joana Maria Gorvin, etwa in der Rolle der hexenhaften Kunigunde in Kleists „Käthchen von Heilbronn“. Nach ersten Engagements in Essen, Frankfurt am Main, in Berlin an der Freien Volksbühne und in Bonn ging Kirsten Dene 1972/73 mit Hans Peter Doll nach Stuttgart. Dort traf sie auf den Regisseur Claus Peymann und gestaltete die Kunigunde 1975 in Peymanns zirzensischer Inszenierung selbst als „große Clownerie“, wie der Kritiker Benjamin Henrichs schrieb. Insgesamt 27 Jahre lang arbeitete sie mit Claus Peymann, folgte ihm – gemeinsam mit Kollegen wie Martin Schwab und Gert Voss – nach Bochum und nach Wien, wo sie seit 1986 und bis heute Mitglied des Burgtheaters ist. Im ersten Wiener Jahr kam auch Ritter, Dene, Voss von Thomas Bernhard in der Regie von Claus Peymann heraus. Das Stück spielte sie gemeinsam mit Ilse Ritter und Gert Voss bis 1997.
2010 erhielt Kirsten Dene den Gertrud-Eysoldt-Ring für ihr Lebenswerk.  

Joana Maria Gorvin, 1922 im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) geboren, besuchte ab 1938 die Schauspielschule des Berliner Staatstheaters unter Gustaf Gründgens und wurde nach einem ersten Engagement in Potsdam 1943 auch ins Staatstheaterensemble aufgenommen. Dort lernte sie den Regisseur Jürgen Fehling kennen, mit dem sie bis zu seinem Tod 1968 eine intensive Künstler- und Lebensgemeinschaft verband. Nach 1945 spielte sie in Berlin erst im Hebbel-Theater, dann im Schiller und Schloßparktheater unter der Regie von Fehling, O.E. Hasse, Fritz Kortner oder Karl-Heinz Stroux in den wichtigsten Stücken der westlichen Nachkriegsdramatik. In den 1950er-Jahren spielte sie häufig in Wien (und nahm 1955 auch die österreichische Staatsbürgerschaft an), in den 1960ern bei Gustaf Gründgens in Hamburg. Ihre letzte große Rolle spielte sie im Schlusschor von Botho Strauß 1992 an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. Seit 1971 war Joana Maria Gorvin mit Maximilian B. Bauer verheiratet. Sie starb am 2. September 1993 im österreichischen Klosterneuburg.