18.12.2017

Akademie der Künste übernimmt Manuskripte und Korrespondenzen von Werner Ackermann

Anlässlich des 125. Geburtstags von Werner Ackermann am 28. Dezember 2017 übernimmt die Akademie eine umfangreiche Sammlung seiner Manuskripte und Korrespondenzen. Der Schriftsteller, Übersetzer und Chronist der Künstlerkolonie Monte Verità in Ascona verfasste neben journalistischen Arbeiten teils sozial-kritische Theaterstücke und Romane, sein Sachbuch zur Geschichte des „Monte Verità“ von 1930 wird bis heute aufgelegt. Bislang unveröffentlichte Lyrik und Texte, die sich mit Themen aus Südafrika befassen, sind noch zu entdecken. Werner Ackermann, in Flandern geborener Deutscher, der gut dreißig Jahre lang in Südafrika lebte, war ein Grenzgänger nicht nur in geographischer Hinsicht. Seine politischen und sozial engagierten Texte werfen Schlaglichter auf die Debatten der 1920er Jahre in Berlin ebenso wie auf die Nachkriegszeit.
Bereits 1989/90 gelangten durch den Soziologen Hans Mayer im Auftrag von Ackermanns Tochter Sonja Reissmann erste Unterlagen an das Archiv. Nach ihrem Tod 2015 brachte Hans Mayer den schriftlichen Nachlass Ackermanns nach Berlin; er hat ihn jetzt dem Literaturarchiv der Akademie übergeben. Etwa vier laufende Meter Manuskripte, Korrespondenzen, Druckbelege und Zeitungs-ausschnitte dokumentieren Ackermanns facettenreiches Leben und Werk. Ausführliche Interviews, die Mayer als Vorarbeiten zu seiner Biographie über Werner Ackermann mit Sonja Reissmann führte, liegen ergänzend als Tondokumente vor. Nach der Erschließung steht der Bestand der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.

Werner Ackermann (Pseudonyme Rico Gala, Robert Landmann u.a.) wurde 1892 in Antwerpen geboren. Als Kriegsfreiwilliger zog er auf deutscher Seite in den Ersten Weltkrieg und wurde alsbald zum Pazifisten. Nach einer Verwundung konnte er ab 1917 in Berlin Literaturwissenschaft studieren, anschließend war er u.a. als Verlagsbuchhändler tätig. 1923/1924 wurde er Mitbesitzer des Künstlerhotels „Monte Verità“ in Ascona. Er gründete 1928 in Ascona die „Cosmopolitische Union“; 1933 wurde sie aufgelöst. Ackermann emigrierte über Wien, die Türkei und Spanien nach Belgien. 1940 arbeitete er dort zunächst als Übersetzer, wurde dann aber in die Wehrmacht eingezogen. Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1945/46 lebte er in Weinheim an der Bergstraße. 1951 wanderte er nach Südafrika aus und starb 1982 in Mbabane (Swasiland).

Werke (Auswahl): Flucht nach Shanghai. Schauspiel. Berlin 1927/28, uraufgeführt 1930; Ascona – Monte Verità. Berlin 1930; Fünf Akte Lotterie. Komödie, Uraufführung 1931; Wehe dem Sieger. Roman, Heide/Holstein 1932; Langusten für das Volk. Drama, Antwerpen 1934/35, Uraufführung 1949; Kinder aus Spanien. Schauspiel, Brüssel 1938, Uraufführung 1947; Das Gold der Bolleboers. Südafrikanisches Lustspiel, Johannesburg 1952.

Die Biographie von Hans Mayer ist 2015 unter dem Titel Das Glückskind vom Monte Verità. Das Leben des Schriftstellers Werner Ackermann in Berlin erschienen.

Für Rückfragen
Helga Neumann, Literaturarchiv, Tel. 030 200 57-32 29, helga.neumann@adk.de