9.4.2018

SOS_Gerhard Bohner_Tanzcompagnie Rubato
Ein TANZFONDS ERBE Projekt
Premiere: Donnerstag, 26. April 2018, 20 Uhr
Akademie der Künste, Pariser Platz

SOS, die letzte Choreografie von Gerhard Bohner, entstand in enger Zusammenarbeit mit und für Jutta Hell und Dieter Baumann (Tanzcompagnie Rubato). Das Duett wurde im Juni 1991 im Rangfoyer des Hebbel-Theaters Berlin uraufgeführt und zählt neben den drei Soloarbeiten Im (Goldenen) Schnitt I-III zu den bedeutendsten Arbeiten im Spätwerk des Choreografen, der 1992 in Berlin starb. Bohners Spätwerk ist die Essenz seiner Auseinandersetzung mit dem Erbe der Vorkriegsmoderne, auf der Suche nach einer neuen, über die Zeit hinausweisenden Sprache. Zeitlebens ein Pionier, der sich in keiner ästhetischen Gewohnheit einrichtete, schuf Bohner mit SOS ein Meisterstück der Genauigkeit und Reduktion, dabei durchlässig für theatralische Komposition.

Anlässlich einer Wiederaufnahme von Bohners SOS Ende der 1990er Jahre schrieb die Tanzkritikerin Irene Sieben: „Die pure Lehre. Jeder junge Choreograf sollte ihr lauschen, um Schwarz von Weiß unterscheiden zu lernen. Um kämpfen zu üben für die Qualität der Kunst."

Nach über 70 Aufführungen und Gastspielen mit SOS werden Jutta Hell und Dieter Baumann – Zeitzeugen, Träger des choreografischen Wissens und Tänzer des Werkes in Personalunion – das für sie geschaffene Duett erstmals an ein Tänzer- und Choreografenpaar der jüngeren Generation weitergeben. Ihre Rekonstruktion und Neueinstudierung mit Niannian Zhou und Xuan Shi aus China, Mitglieder von Sasha Waltz & Guests, hat am 26. April in der Blackbox der Akademie am Pariser Platz Premiere, weitere Vorstellungen finden am 27. und 28. April statt.

Im Anschluss an die zweite Vorstellung wird am 27. April ein Gespräch mit den Künstlern, Nele Hertling und Johannes Odenthal an Gerhard Bohner erinnern und den gemeinsamen künstlerischen Prozess des Erbens und Vererbens reflektieren.

Gefördert vom TANZFONDS ERBE – eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes, in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin. Eine Produktion der Tanzcompagnie Rubato.

Die Vorstellungen im April 2018 eröffnen eine lose Reihe von TANZFONDS ERBE Projekten in der Akademie der Künste, die sich im Herbst 2019 zu einem Schwerpunktprogramm am Hanseatenweg verdichtet.

Gerhard Bohner, Choreograf Geboren 1936 in Karlsruhe. 1954 bis 1958 dort Besuch der Gymnastik- und Tanzschule, danach Fortsetzung seiner Ausbildung im Studio von Mary Wigman in Berlin. Ab 1958 erste Engagements in Mannheim und Frankfurt/Main. 1961 holte ihn Tatjana Gsovsky an die Deutsche Oper, Berlin, zunächst als Gruppentänzer, ab 1964 als Solist. Seit 1964 eigene choreografische Arbeiten, 1969 Auszeichnung mit dem zweiten Preis (nach Pina Bausch) beim Choreografenwettbewerb der Kölner Sommertanzakademie. 1971 entstand als Auftragsproduktion der Akademie der Künste Die Folterungen der Beatrice Cenci, eines der meistgespielten Ballette seiner Zeit, das den Choreografen auch international bekannt machte. Von 1972 bis 1975 leitete Gerhard Bohner das Darmstädter Tanztheater und von 1978 bis 1981 gemeinsam mit Reinhild Hoffmann das Tanztheater Bremen. 1977 erlebte Das Triadische Ballett von Oskar Schlemmer in Gerhard Bohners Rekonstruktion – und erster eigentlicher choreografischer Realisierung von Schlemmers bildnerischem Konzept – seine Uraufführung in der Akademie der Künste. Bis 1989 folgten über 80 Vorstellungen weltweit. Bis zu seinem Tod 1992 schuf Gerhard Bohner als freier Choreograf, unterstützt durch die Akademie der Künste sowie auch das Hebbel Theater, seine bedeutenden Solostücke, zu denen neben der Trilogie Im (Goldenen) Schnitt I-III (1989) auch Schwarz Weiß Zeigen (1983) und das Soloprogramm Abstrakte Tänze – Bauhaustänze (1986) gehören. Als letztes Gruppenstück entstand 1990 im Auftrag des Hebbel Theaters Angst und Geometrie.

Jutta Hell und Dieter Baumann gründeten die Tanzcompagnie Rubato 1985 in Berlin. Bis heute entwickelten sie in unterschiedlichen Künstlerkonstellationen und Kulturen 58 abendfüllende Stücke, die auf zahlreichen Tourneen rund um die Welt gezeigt wurden. 1989–1992 arbeiteten sie mit Gerhard Bohner zusammen und erhielten 1992 den Förderpreis für Darstellende Kunst der Akademie der Künste, Berlin. Auftragsproduktionen von Rubato entstanden u.a. für die Akademie der Künste, das Haus der Kulturen der Welt, TANZ IM AUGUST, Berlin; steirischer herbst, Graz; Jin Xing Dance Theatre, Shanghai; Guangdong Modern Dance Theatre, Guangzhou; Several Dancers Score, Atlanta und Houston; seit 1995 kontinuierlich Arbeitsaufenthalte und Ko-Produktionen in China. Die Tanzcompagnie Rubato wird seit vielen Jahren kontinuierlich durch die Förderung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin unterstützt.

Xuan Shi, geboren in der Provinz Yunnan im nördlichen Teil Chinas, studierte u.a. Volkstanz am Central College, Peking; Niannian Zhou, geboren in Guangzhou, China, studierte Tanz an der Guangdong Dance School. Das Tänzer-/ und Choreografenpaar war Mitglied der Guangdong Modern Dance Company, sie wurden im Jahr 2000 als Gaststudenten der Folkwang Hochschule Essen nach Deutschland eingeladen. Xuan Shi arbeitete u.a. mit der Shen Wei Dance Company und ist seit 2002 Mitglied der Compagnie Sasha Waltz & Guests, Niannian Zhou arbeitete u.a. mit Shen Wei Dance Company, mit Tanzcompagnie Rubato, Jin Xing Dance Theatre und seit 2009 mit Sasha Waltz & Guests.

Choreografie: Gerhard Bohner (1936–1992)
Künstlerische Leitung: Tanzcompagnie Rubato
Einstudierung, Weitergabe: Jutta Hell, Dieter Baumann
Tanz: Niannian Zhou, Xuan Shi
Sprecher: Knuth Irche
Musik / Sound: Ronald Steckel
Bild: Ursula Sax
Einrichtung: Norbert Stück
Texte: Franz Mon, aus herzzero
Produktionsleitung: Inge Zysk
Kommunikation: k3 berlin – Kontor für Kultur und Kommunikation

Veranstaltungsdaten
SOS_Gerhard Bohner_Tanzcompagnie Rubato
Premiere: Donnerstag, 26. April, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen: Freitag, 27. April und Samstag, 28. April 2018, jeweils 20 Uhr
Am 27. April: Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung mit Nele Hertling, Johannes Odenthal, Dieter Baumann, Niannian Zhou und Xuan Shi
Akademie der Künste, Blackbox, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Tickets € 13/7 (es gilt die Tanzcard)

Kartenkauf an den Tageskassen der Akademie der Künste:
Pariser Platz 4, 10117 Berlin, täglich 10–20 Uhr
Hanseatenweg 10, 10557 Berlin, täglich 10–20 Uhr
sowie im Webshop unter: www.adk.de/tickets und an allen bekannten Vorverkaufsstellen

Pressekontakt: k3 berlin – Kontor für Kultur und Kommunikation
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