12.3.2019

Akademie der Künste trauert um Michael Gielen

Kaum ein Dirigent des zwanzigsten Jahrhunderts hat die entschlackte, moderne, zeitgemäße und lebendige Auffassung klassischer Musik so entscheidend geprägt wie der 1927 in Dresden geborene und am 8. März 2019 in Mondsee, Österreich, verstorbene Michael Gielen. Immer wirkte er zugunsten radikaler wie umfassender Erneuerungen. Er trat leidenschaftlich für ein zeitgenössisches Repertoire und eigenwillig strenge Interpretationen klassischer und romantischer Musik ein. Spielpläne und Aufführungen gestaltete er stets so, dass sie nachhaltig in Erinnerung blieben, ob als Chefdirigent des SWR-Sinfonieorchesters (1986–1996) oder als Generalmusikdirektor der Frankfurter Oper (1977–1987). Noch heute spricht man jeweils von der „Ära Gielen“. Michael Gielen war selbst Komponist. Er stand mit den Wichtigsten seiner Zeit in enger Verbindung, so auch mit Bernd Alois Zimmermann, dessen Oper Soldaten er 1965 in Köln uraufführte. Sein analytischer Blick, seine philologisch konsequente Haltung, vor allem aber seine Hingabe und Liebe zur Musik machen ihn unvergesslich.
Mit Michael Gielen verliert das Musikleben einen seiner leidenschaftlichsten und kritischsten Köpfe, und die Sektion Musik der Akademie der Künste verliert eines ihrer langjährigsten und verdientesten Mitglieder.

Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste

Manos Tsangaris
Direktor der Sektion Musik