22.4.2022

Akademie der Künste trauert um Sir Harrison Birtwistle (1934–2022)

Am 18. April 2022 ist der Komponist Harrison Birtwistle im Alter von 87 Jahren in England gestorben. Seit 1988 war er Mitglied der Sektion Musik der Akademie der Künste. Birtwistle galt als einer der großen zeitgenössischen Komponisten, war für eine kompromisslose Klangsprache und komplexe Rhythmik bekannt und prägte die zeitgenössische Musik in Großbritannien maßgeblich.

Harrison Birtwistle wurde am 15. Juli 1934 im englischen Accrington geboren. Er studierte am Royal Manchester College of Music Klarinette und Komposition und gründetet 1953 gemeinsam mit Peter Maxwell Davies, Alexander Goehr, John Ogdon und Elgar Howarth die Gruppe New Music Manchester. Von 1975 bis 1983 war Birtwistle Musikdirektor am National Theatre in London. Von 1994 bis 2001 war er Henry Purcell Professor of Music am King's College of Music in London, ab 2012 Gastprofessor an der Londoner Royal Academy of Music.
Birtwistles oft theatral gedachten Kompositionen reichen von Kammermusikstücken bis hin zu großen Opern wie Punch and Judy 1966/67, The Mask of Orpheus 1973–1984 und Gawain 1990, die häufig auf mythologischen oder historischen Stoffen basierten. Sie wurden u. a. am Royal Opera House, der English National Opera, der Deutschen Staatsoper in Berlin, den Salzburger Festspielen, an der Wiener Kammeroper und vom Chicago Symphony Orchestra aufgeführt. Besondere Aufmerksamkeit erlangte seine Komposition Panic für Saxophon, Schlagzeug und Orchester, dessen Aufführung bei den BBC Proms ein Millionenpublikum verfolgte. Birtwistle erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1986 den Grawemeyer Award, 1995 den Ernst von Siemens Musikpreis sowie 2001 den British Companion of Honour.

Christopher Fox, Mitglied der Sektion Musik der Akademie der Künste, über Harrison Birtwistle: „Für englische Komponisten meiner Generation war Harrison Birtwistle eine Inspiration, denn sein Werk war dadurch, wie es die Moderne und ebenso alte, ja sogar prähistorische Kulturen aufgriff, so auffallend originell. Vor allem fand er einen einzigartigen Weg, Musik zu schaffen, die sowohl in der Zeit als auch außerhalb der Zeit liegt, Musik darüber, wie wir die Zeit kennzeichnen – Zeit als Linie, Zeit als Takt – darüber, wie die Zeit unerbittlich gegenwärtig und gleichzeitig immer flüchtig ist.“

Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.

Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste