1.3.2023

Herausgabe von SINN UND FORM wird untersagt.
Ein Angriff auf die Literatur

Der Akademie der Künste ist durch das Landgericht Berlin vorläufig die weitere Herausgabe der Literaturzeitschrift SINN UND FORM untersagt worden. Hintergrund ist eine wettbewerbsrechtliche Klage der Zeitschrift Lettre International und ihres Herausgebers Frank Berberich, der SINN UND FORM vorwirft, eine „Staatszeitschrift“ zu sein. Das Landgericht stützt sein Urteil auf rein formale Gründe, denen die Akademie der Künste selbst abhelfen kann.

Der gesamte Vorgang ist in der Geschichte der deutschen Literatur- und Kulturzeitschriften einzigartig. Als Reaktion auf eine Lettre International nicht gewährte staatliche finanzielle Unterstützung während der Pandemie attackiert deren Herausgeber mit SINN UND FORM ein international hochangesehenes Periodikum. Und das, obwohl die Akademie der Künste Lettre International angeboten hatte, sich gemeinsam mit anderen Zeitschriften solidarisch für Hilfen für Lettre International einzusetzen. In seiner Wirkung reicht dieser Angriff über die Herausgabe von SINN UND FORM weit hinaus.

Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste, ist über dieses Vorgehen bestürzt: „Die Aufgabe der Akademie ist es, die Künste zu fördern und die Sache der Kunst in der Gesellschaft zu vertreten. Die Herausgabe dieser renommierten Zeitschrift ist ein entscheidender Teil dieser Aufgabe. Die literarische Landschaft wäre eine andere und ärmere, wenn es sie nicht mehr gäbe. Die Bedrohung redaktionell unabhängiger Kulturzeitschriften ist auch eine Bedrohung der demokratischen Öffentlichkeit.“

SINN UND FORM erscheint seit 1949, wird seit 1950 von der Akademie der Künste herausgegeben und spielt auch für die künstlerischen Debatten innerhalb der Künstlersozietät eine große Rolle.
In einer Stellungnahme schreibt der Beirat von SINN UND FORM, dem Michael Krüger, Cécile Wajsbrot und Ingo Schulze angehören: Der Angriff von Lettre International „richtet sich gegen die Gattung als solche – auch andere Zeitschriften werden verklagt –, gegen die Vielfalt des literarischen Lebens, das nicht nur marktwirtschaftlicher Logik folgt, sondern auf privates und öffentliches Engagement angewiesen ist. Vorwand der Attacke von Lettre International ist die Abschaffung einer ‚Staatszeitschrift‘. Das Ergebnis wäre eine zunehmende Verödung des kulturellen Austauschs und demokratischen Miteinanders. Aber gerade das ist in diesen Tagen wichtiger denn je.“ Die vollständige Stellungnahme sowie die Liste der zahlreichen Erstunterzeichner finden Sie hier.