27.7.2022, 10 Uhr

Akademie der Künste übernimmt Archiv von Evelyn Fuchs

Das Archiv der Akademie der Künste hat den Nachlass der 2011 in Wien verstorbenen Schauspielerin und Theaterregisseurin Evelyn Fuchs übernommen. Die Künstlerin, 1957 in Weimar geboren, hatte nach dem Studium an der Rostocker Schauspielschule Ende der siebziger Jahre ihr erstes Engagement am Kleist-Theater in Frankfurt (Oder). Nach 1985 spielte sie als freie Schauspielerin an mehreren DDR-Theatern, bevor sie 1987 nach Wien ging.

Beeinflusst von Ruth Berghaus, deren Arbeitsmethoden sie bei einer Hospitanz in Graz kennengelernt hatte, begann sie neben dem Schauspiel mit Regiearbeiten. Sie gründete 1994 das Ariadne-Theater, mit dem sie bis 2010 zahlreiche Eigen- und Koproduktionen, insbesondere am Wiener Kosmos Theater, realisierte. Mehrere ihrer Inszenierungen wurden vom Österreichischen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur prämiert, darunter 2001 Fremdkörper von Andreas Staudinger, 2006 Flügel:Schlagen, eine Collage aus Texten von Heiner Müller, und 2008 Die Kraft einer Hölle nach Clarice Lispector.

Als Schauspielerin trat sie in den letzten Jahren ihres Lebens unter anderem in Inszenierungen von Andreas Hutter in Wien und Bregenz auf: 2005 in Bambiland von Elfriede Jelinek,  2006 in Verkommenes Ufer. Medeamaterial von Heiner Müller und 2010 in der Performance Und keine Hand. Zeit, Mörderin, alterslose ebenfalls von Heiner Müller.

Evelyn Fuchs versuchte auf kompromisslose Weise einem schlichten Unterhaltungstheater ihre Darstellung von Individuen in existenziellen Grenzbereichen entgegenzusetzen. Sie widmete sich dabei besonders Frauengestalten – von der Antigone des antiken Theaters bis zum Schicksal osteuropäischer Zwangsprostituierter im Stück Russenhuhn von Dimitré Dinev nach den Troerinnen von Euripides.

Das Archiv beinhaltet Regiebücher, Inszenierungsunterlagen zu eigenen Stückbearbeitungen und Bühnenmanuskripte, Programmhefte und Rezensionen. Außerdem Rollenbücher, Kritiken, Theaterfotos und audiovisuelle Dokumente sowie Korrespondenz. Der Bestand umfasst ca. 4 lfd. Regalmeter.