2023

Sandra Vásquez de la Horra

Sandra Vásquez de la Horra steht auf einer Dachterasse. Sie lehnt mit verschränkten Armen an der Wand und lacht in die Kamera. Im Hintergrund erstreckt sich die Stadt.

Die seit 1995 in Deutschland lebende chilenische Künstlerin Sandra Vásquez de la Horra wird mit dem Käthe-Kollwitz-Preis 2023 ausgezeichnet. Die Jury, bestehend aus den Akademie-Mitgliedern Ulrike Grossarth, Raimund Kummer und Ulrike Rosenbach, ehrt mit Sandra Vásquez de la Horra eine Künstlerin, die mit ihrer Bildsprache Konflikte thematisiert, mit denen sich die gegenwärtige Gesellschaft weltweit auseinandersetzen muss. Ihre Werke vereinen Archetypen unseres kollektiven Bewusstseins, Geschlechterfragen und Sexualität, interkulturelle Reflexionen sowie Fragen der spirituellen Praxis.

Die heute in Berlin lebende Künstlerin wächst in einer Zeit auf, die – nach dem Putsch der Militärjunta 1973 und der Machtübernahme durch Augusto Pinochet – über 17 Jahre lang von Folter, Verschleppungen (Desaparecidos) und zahlreichen Menschenrechtsverletzungen beherrscht war. Erst mit der Rückkehr zur Demokratie 1990 konnte die Bevölkerung sich mit der Geschichte des Landes neu auseinandersetzen. Die Geschichte Chiles hat Sandra Vásquez de la Horras künstlerische Arbeit genauso geprägt wie die Auseinandersetzung mit ihrer Familiengeschichte, mit der Geschichte und den Mythologien der indigenen Bevölkerung sowie der brutalen Kolonialherrschaft der Europäer*innen in Mittel- und Südamerika.

Im Zentrum von Vásquez de la Horras Zeichnungen, Skulpturen und Installationen steht der Mensch in seinem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld. Ihre groß- und kleinformatigen Zeichnungen auf Papier und Karton leben von Genauigkeit, Verdichtung und Farbigkeit. Einen Teil ihrer Zeichnungen taucht sie in ein Wachsbad. Diese Behandlung des Materials führt zu mehr Tiefe und steigert die Stabilität des Papiers, so dass Leporellofaltungen und damit Raumobjekte entstehen.