Digitalisierung, Restaurierung

Die Restaurierung von Hugo Härings Architekturplänen

Projektlaufzeit: Januar 2021 – September 2021

Arbeitssituation Rissschließung und Fehlstellenergänzung in der Restaurierungswerkstatt am Pariser Platz

800 Pläne und Zeichnungen aus dem Nachlass von Hugo Häring (1882-1958), einem der bedeutendsten Architekten des Neuen Bauens in Berlin, wurden in Vorbereitung auf das Projekt zur Digitalisierung des Gesamtbestandes konservatorisch gesichert und neu verpackt.

Architektur entsteht auf Papier. Genauer, auf durchscheinendem, kopierbarem Papier, welches ermöglicht, Entwürfe im Prozess anzupassen, zu überarbeiten und zu vervielfältigen – dem Transparentpapier. Als Träger der Architekturpläne des 20. Jahrhunderts findet es sich bei ca. 80% der insgesamt 1700  Lichtpausen, Bleistift- und Tuschezeichnungen im Nachlass von Hugo Häring.

Die im Herstellungsprozess stark gewalzten, kurzen Papierfasern erlauben einfallendem Licht die Passage und erzeugen damit die dem Transparentpapier typische Durchsichtigkeit und wichtigste Eigenschaft als Kopierwerkzeug. Charakteristisch für die Papierstruktur ist eine starke Reaktivität auf Feuchtigkeit und Wasser, was leicht zu Verwellungen und Falten führt. Da die kurzen Papierfasern meist unflexibel sind, neigen Knicke und Falten zum Brechen. In der Folge entstehen Risse und Fehlstellen.

Die Beurteilung des Erhaltungszustandes der Häring-Pläne in Vorbereitung auf die Digitalisierung war Grundlage der Projektplanung. Ermittelt wurde die Anzahl von nicht vollständig lesbaren und / oder gefährdeten Objekten, die zum Schutz während Hantierung, Lagerung und Transport im Digitalisierungsprozess gesichert werden mussten.

Es zeigte sich ein Restaurierungsbedarf an 800 Plänen, von denen 200 Pläne aus alten Passepartouts und Montierungen gelöst werden sollten und 600 Pläne einer konservatorischen Sicherung durch Schließen von Fehlstellen und Rissen oder einer Glättung bedurften.

In der Praxis bedeutete dies, über 5 Monate mehr als ½ km Risse mit einem 5mm breiten, hauchdünnen Japanpapier zu schließen. Zur Vermeidung von Verwerfungen wurde dies von der Rückseite feuchtigkeitsfrei mit einem thermoaktivierbarem Klebstoff aufgebügelt (RK 2/Anton Glaser, 11 g/m² beschichtet mit Lascaux HV 498®). Fehlstellen wurden gesichert und teilweise mit farblich angepasstem Papier ergänzt. Stark verwelltes Planmaterial wurde in feuchter Atmosphäre konditioniert und anschließend zwischen Löschkarton leicht beschwert geglättet.

Zum Schutz während Handling, Transport und Lagerung dienen stabile, eigens in der Restaurierungswerkstatt der AdK angefertigte Klappmappen, in denen jeweils 10 Pläne eingelegt werden.

Projektleitung: Dr. Sibylle Hoiman, Dipl. Rest. Marieluise Nordahl, MA
Projektmitarbeit: Juliane Kreißl, Aitana Agulló Ribera, Volker Busch, Cornelia Hanke, Katharina Lußky, Gesine Siedler, Monique Thunert, Beate Fiedler, Asja Braune, Doreen Kähler



Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin, Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes Berlin 2021
Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung