Restaurierung

Konservatorische und restauratorische Maßnahmen am Handschriftenbestand des Bertolt-Brecht-Archivs

Projektlaufzeit: September 2021 – Dezember 2023

Brecht-Autograph vor und nach der Restaurierung

In Vorbereitung auf die Digitalisierung des Handschriftenbestands von Bertolt Brecht (1898–1956) aus dem Archiv der Akademie der Künste werden Dokumente in der internen Restaurierungswerkstatt restauriert.

Die umfangreiche Restaurierung wurde im Oktober 2021 begonnen und soll bis 2023 fortgesetzt werden. Etwa ein Drittel der über 200.000 Handschriften sind in der Lesbarkeit beeinträchtigt und in ihrer Substanz beschädigt. Stauchungen, Knicke und Risse erschweren die Benutzung, Erschließung und Digitalisierung. In Fortsetzung des umfangreichen Digitalisierungsprojektes werden beschädigte Einzelblätter geglättet und mechanische Beschädigungen gesichert.

Vorwiegend bearbeitet wurden bisher Typoskripte, die wie Bühnenmanuskripte, korrigierte Druckfahnen, Briefe etc. zu den Handschriften gezählt werden. Mit der Schreibmaschine, häufig mit geteiltem Farbband (rot/schwarz) und immer mit einem hohen Bewusstsein für das Layout verfasste Brecht seine Texte auf vorwiegend sehr dünnem Schreibpapier. Das zumeist holzfreie, hochwertige Durchschlagpapier hielt dem Schlag der Lettern seiner Schreibmaschinen ebenso stand wie den vielfältigen Korrekturen des Autors. Der Arbeitsprozess Brechts zeigt sich in montierten Dokumenten, die aus zerschnittenen, wieder zusammengesetzten und an Blattkanten hinzugefügten Textpassagen bestehen.

Im Laufe der bewegten Geschichte der Archivierung des Bestands wurden Risse in Textpassagen und an Blattkanten mit Selbstklebestreifen überklebt und dabei oft Stauchungen oder Knicke im Papier fixiert. Aus den damals verwendeten Klebestreifen diffundieren die Inhaltsstoffe der Klebemasse ins Papiervlies und verfärben das Papier gelblich oder transparent. Zudem erzeugen Klebestreifen auf dem Papier eine glänzende Oberfläche, was einen negativen Effekt beim Scannen hat. Um eine bessere Lesbarkeit der Handschriften zu erzielen, werden die im Schriftbild befindlichen Selbstklebebänder mittels Wärme entfernt und die Klebstoffe mit Ethylacetat aus dem Papiervlies gelöst.

Eine Besonderheit des Bestands sind die auf Papier gestempelten Signaturschilder, welche in der Regel am oberen rechten Rand mittels Selbstklebestreifen angebracht wurden. Als Bestandteil der von Helene Weigel in Auftrag gegebenen Archivierung, werden sie als authentisches Merkmal belassen.

Die Restaurierung ist mengenorientiert und in Maßnahmen und Abläufen standardisiert. Gleichzeitig werden bei Bedarf Einzelrestaurierungen durchgeführt.

Projektleitung: Prof. Dr. Erdmut Wizisla, Leiter des Bertolt-Brecht-Archivs; Marieluise Nordahl, Diplomrestauratorin, MA; Cornelia Hanke, Diplomrestauratorin

Projektmitarbeit: Kerstin Häussermann, Diplomrestauratorin; Kornelia Lindner, Restauratorin im Handwerk; Gesine Siedler, Restauratorin im Handwerk; Christine Gerlach, MA Arts in Context; Iliane Thiemann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bertolt-Brecht-Archiv; Sophie Werner, Archivarin im Bertolt-Brecht-Archiv

Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz