15.8.2017, 12 Uhr

100 Jahre Malik-Verlag – Zeugnisse der Verlagsgeschichte im John-Heartfield-Haus in Waldsieversdorf

Frontcover des Kataloges anlässlich des 50 jährigen Jubiläums
des Malik-Verlages 1966

Er war der führende Verlag der Weimarer Republik für progressive Literatur, ein Sprachrohr der linken Künstlerszene. Seine innovative Form der Buchgestaltung erregte Aufsehen und fand viele Nachahmer. Am 1. März 2017 wäre der Malik-Verlag 100 Jahre alt geworden.

In enger Zusammenarbeit mit seinem Bruder, dem Künstler John Heartfield, hatte der Verleger und Publizist Wieland Herzfelde den Verlag in der Weimarer Republik aufgebaut und zu einem legendären Unternehmen gemacht. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten setzte der verlegerischen Tätigkeit in Deutschland ein Ende und zwang Herzfelde und seine Familie zur Flucht in die Tschechoslowakische Republik und in die USA. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1949 bemühte sich Wieland Herzfelde intensiv, die durch Flucht und Exil notgedrungen lückenhafte Verlagsbibliothek wieder zu komplettieren. Einzelne – äußerst seltene – Stücke ließen sich jedoch nicht wiederbeschaffen. Dank der Archive von George Grosz, John Heartfield und weiterer zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die sich neben dem Wieland-Herzfelde-Archiv ebenfalls in der Akademie der Künste befinden, sind die Malik-Bestände jedoch im Akademiearchiv nahezu vollständig überliefert und heute zugänglich. In der Nachlassbibliothek von Wieland Herzfelde ist ein Großteil der Titel des Malik-Verlages enthalten. Über 500 Bände in diesem etwa 4.400 Bände umfassenden Nachlassbestand sind Produktionen des Malik-Verlags und spiegeln seine Geschichte.

Der Künstler John Heartfield gilt als Pionier der politischen Fotomontage, dessen Buchumschläge und gebrauchsgrafischen Arbeiten für den Malik-Verlag und die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ) von Bertolt Brecht als „Blätter eines großen Satirikers“ bezeichnet wurden. Im John-Heartfield-Haus in Waldsieversdorf wird aus Anlass des 100. Verlagsjubiläums die Dauerausstellung zu Leben und Werk des Künstlers um eine Vitrinenausstellung ergänzt: Das Archiv Bildende Kunst und die Bibliothek zeigen Bücher des Malik-Verlags sowie Dokumente und Fotos zur Verlagsgeschichte.

Am 2. September 2017 präsentiert das Archiv der Akademie der Künste zusammen mit Studierenden der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch im John-Heartfield-Haus Texte aus dem frühen Verlagsprogramm, musikalisch begleitet von Maria Thomaschke und Susanne Stock.

Weiterführende Informationen und Ansprechpartner/innen
•    zu den Nachlassbibliotheken: Susanne Thier
•    zum John-Heartfield-Archiv: Michael Krejsa
•    zum bildkünstlerischen Nachlass von John Heartfield: Anna Schultz
•    zum Wieland-Herzfelde-Archiv: Christina Möller

Blick in den John-Heartfield-Raum der Ausstellung Film und Foto, Stuttgart, 1929.