1.2.2024, 15 Uhr

Eröffnung des Otto-Dix-Archivs in der Akademie der Künste

Max Moor liest aus Briefen und Dokumenten des Künstlers

Porträtaufnahme von Otto Dix, um 1925

Vor 100 Jahren – im Frühjahr 1924 – zeigte Otto Dix sein skandalumwittertes Werk Schützengraben erstmals in Berlin. Der Akademie-Präsident Max Liebermann hatte das großformatige Antikriegsbild mit seiner schonungslosen Gewaltdarstellung in die Frühjahrsausstellung der Preußischen Akademie der Künste geholt. Das 1923 fertiggestellte Gemälde erregte großes Aufsehen und löste eine der größten Kunstkontroversen der Weimarer Republik aus. Seit 1940 gilt das von den Nationalsozialisten als „entartet“ eingestufte Hauptwerk des Veristen Otto Dix als verschollen. Abbildungen sind nur als Schwarz-Weiß-Fotos überliefert, unter anderem in einer vom Künstler angelegten Werkkartei.

Diese Werkdokumentation, Fotos, Korrespondenzen und biografische Unterlagen sind Teil des Nachlasses, den die Otto-Dix-Stiftung dem Akademie-Archiv anvertraut hat und der nunmehr erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich ist. Es ergänzt hervorragend die Archive der künstlerischen Zeitgenossen George Grosz, John Heartfield und Paul Westheim, die ebenfalls von der Akademie bewahrt werden.

Zehn Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges beschrieb der Kunstkritiker Willi Wolfradt den Maler Otto Dix (1891–1969) als „künstlerisches Elementarereignis“ mit „ungenierter Genialität.“ Die 1924 in Leipzig erschienene Dix-Monografie und vor allem seine Radierfolge Der Krieg wurden zum Ausgangspunkt der Werkrezeption des Künstlers in der Weimarer Republik und 1933 mit Machtantritt der Nationalsozialisten zum Anlass für den erzwungenen Austritt des Künstlers aus der Preußischen Akademie der Künste. Es folgten Jahre der inneren Emigration, die er am Bodensee verbrachte.

1955 und 1956 gelang es den beiden in Ost und West gegründeten Berliner Akademien, den Künstler zu einer Doppelmitgliedschaft zu bewegen. Im Wissen um die kulturpolitische Bedeutung dieses Schrittes versuchte Dix, seine künstlerische Unabhängigkeit zu wahren und in beiden Teilen Deutschlands zu wirken.

Die Veranstaltung am 7. Februar wird eröffnet von Werner Heegewaldt, Direktor des Archivs der Akademie der Künste. Max Moor liest aus Briefen und Dokumenten von Otto Dix, im Anschluss folgt ein Gespräch mit Anja Adeoshun, Michael Krejsa, Ulrike Lorenz und Olaf Peters, es moderiert Matthias Flügge. Gezeigt werden Filmausschnitte über Otto Dix aus Schaffende Hände (Regie: Hans Cürlis, 1926/1927) und Variationen zu einem Thema (Regie: Karl-Heinz Boxberger, Autorin: Irmtraut Wecks, 1966).